zm112, Nr. 21, 1.11.2022, (2066) S3-LEITLINIEN-UPDATE Diagnostik und Therapie der Kiefergelenkluxation Merle Riechmann, Andreas Neff Um Folgeschäden einer Kiefergelenkluxation zu vermeiden, sind eine korrekte Diagnosestellung sowie die zügige Einleitung einer adäquaten Therapie essenziell. Das Leitlinien-Update gibt einen Überblick über aktuelle Empfehlungen im Bereich Diagnostik und Therapie. Überdies konnte eine einheitliche Nomenklatur der Kiefergelenkluxation konsolidiert werden. Auch auf dem Gebiet der minimalinvasiven Therapie hat sich in den vergangenen Jahren insbesondere im Bereich der Eigenbluttherapie eine hohe Evidenzlage etablieren können. Die Kiefergelenkluxation stellt für Betroffene durch die schmerzhafte Bewegungseinschränkung ein äußerst unangenehmes Erlebnis dar, das zu einer Beeinträchtigung grundlegender Bedürfnisse wie des Sprechens und Kauens führt. Die Inzidenz der Kiefergelenkluxation wird in Deutschland nach einer Umfrage unter MKG-Chirurgen auf circa 2,5 bis 25 pro 100.000 Einwohner pro Jahr geschätzt [Prechel et al., 2018], womit diese drei Prozent aller dokumentierten Luxationen repräsentiert. Sie betrifft laut Literatur vor allem Menschen im Alter von 20 bis 40 Jahren jeden Geschlechts [Sang et al., 2010]. Da neben neurologischen und neuromuskulären Erkrankungen [Ugboko et al., 2005] ein fortgeschrittener Zahnverlust – insbesondere das Fehlen der Molaren – als Prädisposition für die Kiefergelenkluxation gesehen wird, kann in einer alternden Gesellschaft zukünftig von einem Inzidenzanstieg ausgegangen werden [Momani et al., 2016] . Eine erhebliche Dunkelziffer für die genannte Patientengruppe wird schon heute angenommen. Problematisch ist, dass Abb. 1: Repositionsmethode nach Hippokrates: eine Seite nach der anderen reponieren, Daumen lateral neben Zahnreihe (Linea obliqua), restliche Finger von außen unten an den Unterkiefer, Druck zuerst nach kaudal, dann erst nach dorsal Fotos: Merle Riechmann 44 | TITEL
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