zm112, Nr. 21, 1.11.2022, (2072) Die Frage der Kostenübernahme ist deshalb im Rahmen eines individuellen Antragsverfahrens zu klären. OPERATIVE VERFAHREN zur Therapie rezidivierender und/oder habitueller Luxationen Bei fehlender Besserung nach konservativen und/oder minimalinvasiven Verfahren sollte die Indikation für eine offene chirurgische Therapie geprüft werden (Empfehlungsgrad B, starker Konsens, LoE 5). Die gängigsten operativen Therapieverfahren zur Therapie rezidivierender und/oder habitueller Luxationen sind die Eminektomie, Verriegelungs- oder Zügelplastiken sowie Operationen am Kapsel-Band-Apparat. Die insgesamt geringen Fallzahlen, die variablen Follow-up-Zeiträume, die inhomogenen Zielparameter und die unterschiedlichen operativen Verfahren einschließlich endoskopischer Ansätze erschweren bis dato allerdings noch den Vergleich und die Bewertung von Langzeitergebnissen [Ihab et al., 2020a; Jeyaraj, 2018]. OPERATIVE VERFAHREN zur Erleichterung der Reposition bei chronischer/persistierender und/ oder lang bestehender Luxation Ist eine Reposition auf konservativem Weg bei chronischer/persistierender und/oder lang bestehender Luxation nicht erfolgreich, sollte die Indikation für eine operative Reposition geprüft werden (Empfehlungsgrad B, starker Konsens, LoE 5). Hierfür stehen redressive Verfahren (unter Eröffnung des Gelenks) falls erforderlich sowie gegebenenfalls invasivere Maßnahmen wie Eminektomien und im individuellen Fall auch (hohe) Kondylektomien sowie spezielle Osteotomieverfahren zur Verfügung. Nach einer erfolgten Reposition sollte bei chronischen/persistierenden Luxationen zur Verhinderung einer erneuten Luxation eine Ruhigstellung zur Limitierung der maximalen Kieferöffnung über einen längeren Zeitraum (1–4 Wochen) erfolgen (Empfehlungsgrad B, starker Konsens, LoE 4). Auch im Fall chronischer/persistierender und/oder lang bestehender Luxationen erschweren geringe Fallzahlen, die unterschiedliche Länge des Follow-up und die Inhomogenität der erhobenen Zielgrößen Vergleiche und die Bewertung von Langzeiteffekten (Schäden, Reluxationen). Daher sollte insbesondere bei persistierenden Luxationen ein individualisiertes Vorgehen unter Einsatz des Spektrums verschiedener chirurgischer Verfahren geprüft werden (Empfehlungsgrad B, starker Konsens, LoE 5). ERGÄNZENDE MAßNAHMEN Als ergänzende Maßnahmen kommen sowohl diverse Maßnahmen der konservativen und der medikamentösen Therapie als auch der Kieferorthopädie und kieferorthopädisch-mkgchirurgische Eingriffe sowie die funktionelle und rekonstruktive Gelenkchirurgie infrage. Zu den Maßnahmen der konservativen Therapie zählen weiche Kost, die Vermeidung einer weiten Kieferöffnung, Physiotherapie und Funktionsbehandlungen mit Aufbissbehelfen, funktionskieferorthopädischen Geräten und prothetischen Maßnahmen (zum Beispiel Ersatz fehlender Molaren, die als Prädisposition für die Luxation des Kondylus gelten – niedrige Evidenz). Die LeitAbb. 3: Extraorale Repositionsmethode: eine Seite nach der anderen reponieren (zweite Seite reponiert sich meist selbstständig), auf zuerst zu reponierender Seite Daumen auf Processus coronoideus, Finger auf Processus mastoideus als Widerlager, Druck mit Daumen nach kaudal und dorsal 50 | TITEL
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