Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm112, Nr. 21, 1.11.2022, (2078) AUS DER WISSENSCHAFT Implantate bei Parodontitispatienten: Ergebnisse nach 20 Jahren Søren Jepsen Patienten, bei denen aufgrund einer fortgeschrittenen Parodontitis Zähne extrahiert werden, erhalten häufig Implantate. Allerdings wird die Vorgeschichte einer Parodontitis als Risikofaktor für den Langzeiterfolg dieser Implantate angesehen – bei nur wenigen Langzeitdaten. Eine aktuelle prospektive Studie präsentiert die 20-jährigen klinischen Ergebnisse von Implantaten, die bei Patienten mit Parodontitis in der Vorgeschichte eingesetzt wurden im Vergleich zu parodontal gesunden Patienten. In den vergangenen drei Jahrzehnten hat die Verwendung von Implantaten die Art und Weise, Patienten teilweise oder vollständig zu rehabilitieren, radikal verändert. Da Implantate oftmals mit dem Gedanken eingesetzt wurden und werden, kompromittierte oder fehlende Zähne als „definitive Lösung“ zu ersetzen, hat sich das wissenschaftliche Interesse inzwischen auf langfristige Ergebnisse von zehn Jahren und mehr konzentriert. Auf der anderen Seite sind aufgrund der rasanten Entwicklung von Implantatoberflächen und -designs die Ergebnisse älterer Implantatsysteme, die mit einem Follow-up von 20 Jahren veröffentlicht wurden, eher aus historischen Gründen als für ihren klinischen Nutzen relevant. Hingegen werden sandgestrahlte und säuregeätzte (SLA) Implantatoberflächen seit 25 Jahren verwendet und sind nach wie vor weit verbreitet im Einsatz. Langzeitdaten sind insbesondere bei Patienten mit der Vorgeschichte einer Parodontitis von großem Interesse, da diese aktuellen Analysen zufolge ein zweifach höheres Risiko für Implantatverlust im Vergleich zu Nicht-Parodontitis-Patienten haben [Carra et al., 2021]. Ziel der vorliegenden prospektiven Studie war es, die klinischen 20-Jahres-Ergebnisse von Implantaten in teilbezahnten Patienten, die zuvor wegen einer Parodontitis behandelt worden waren, und bei parodontal gesunden Patienten zu ermitteln. MATERIAL UND METHODE Die ursprüngliche Studienpopulation bestand aus 149 teilbezahnten Patienten, die in einer parodontologischen Spezialistenpraxis mit insgesamt 297 Implantaten (SLA, Tissue Level) versorgt worden waren. Diese waren in drei Gruppen unterteilt: parodontal gesunde Patienten (PHP), mäßig parodontal kompromittierte Patienten (mPCP) und schwer parodontal kompromittierte Patienten (sPCP). Nach dem erfolgreichen Abschluss der Parodontal-/Implantattherapie wurden die Patienten in ein individualisiertes Programm der unterstützenden Parodontaltherapie (UPT) aufgenommen. Die Diagnose und Behandlung biologischer Komplikationen (Mukositis und Periimplantitis), die während der UPT auftraten, erfolgte nach dem CIST-Protokoll unter dem Einsatz von Antibiotika beziehungsweise chirurgischer Maßnahmen. Nach zehn Jahren konnten 123 Patienten mit 246 Implantaten und nach 20 Jahren 84 Patienten (22 PHP, 29 mPCP, 33 sPCP) mit 172 Implantaten (39 PHP, 59 mPCP, 71 sPCP) erneut untersucht werden. ERGEBNISSE Während der Beobachtungszeit wurden zwölf Implantate entfernt (elf aufgrund einer fortgeschrittenen Periimplantitis und eins aufgrund einer Implantatfraktur), was zu einer Gesamtüberlebensrate der Implantate von 93 Prozent führt (94,9 Prozent für PHP, 91,8 Prozent für mPCP und 93,1 Prozent für sPCP [p = 0.29]). Nach 20 Jahren hatten die Patienten der Parodontitisgruppen, die sich adhärent mit der UPT verhalten hatten, keine signifikant höhere WahrscheinAUS DER WISSENSCHAFT In dieser Rubrik berichten die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats der zm regelmäßig über interessante wissenschaftliche Studien und aktuelle Fragestellungen aus der nationalen und internationalen Forschung. Die wissenschaftliche Beirat der zm besteht aus folgenden Mitgliedern: Univ.-Prof. Dr. Elmar Hellwig, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Univ.-Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen, Universität Bonn Univ.-Prof. Dr. Florian Beuer, Charité – Universitätsmedizin Berlin Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, Universitätsmedizin Mainz 56 | ZAHNMEDIZIN

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