zm112, Nr. 21, 1.11.2022, (2102) Chemotherapie mit zwei Zyklen eines TPF-Schemas (Doxetacel 140 mg, Cisplatin 143 mg, 5-Fluoruracil 7 g). Hierunter zeigte sich im Zwischenstaging ein leicht rückläufiger Weichteilanteil mit gleichzeitig progredienter Knocheninfiltration des Tumors, was zwei ausgedehnte interdisziplinäre Tumorresektionen durch die Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie sowie durch die Kollegen der Neurochirurgie erforderlich machte. Auch an den großflächig resezierten Tumorpräparaten konnte keine weitere eindeutige histopathologische Einordnung des Malignoms getroffen werden. Ein mittlerweile fast vollständig entdifferenziertes Sarkom wurde von allen beteiligten Pathologen als die wahrscheinlichste Diagnose erachtet, wobei man sich am ehesten auf ein undifferenziertes pleomorphzelliges Sarkom festlegte. Nach Stabilisierung der lokalen Wundverhältnisse erfolgte eine adjuvante Strahlentherapie mittels Protonen am HIT (Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum) mit einer kumulativen Strahlendosis von 74 Gy im Tumorbett. Regelmäßige Nachsorgen mittels Schnittbildgebung zeigten eine posttherapeutische Tumorfreiheit von acht Monaten. Danach ergaben im Rahmen der Nachsorge durchgeführte MRT- und PET/CT-Untersuchungen den Verdacht auf multiple Lymphknotenmetastasen cervical links, die im Rahmen einer Neck Dissection und einer lateralen Parotidektomie links sowie einer erneuten Tumorausräumung in der linken Fossa jugularis entfernt werden konnten. Bei weiterhin nicht eindeutig möglicher histopathologischer Subklassifizierung des Malignoms erfolgte eine Immuntherapie mittels eines Checkpoint-Inhibitors (Pembrulizumab) durch die internistische Onkologie. Die weiteren, im zeitnahen Verlauf durchgeführten schnittbildgebenden und metabolismusdetektierenden Untersuchungen zeigten ein zunehmend progredientes lokales, nach intrakraniell vordringendes Tumorwachstum und eine weitere diffuse lokale und systemische Metastasierung. Dies führte zu einer systemischen Therapie aus insgesamt sieben Zyklen Doxorubicin und Ifosfamid mit einer simultanen Hyperthermiebehandlung an der LMU München. Weitere Metastasen im Bereich der Schädelbasis und im Bereich des Mittelgesichts konnten im Verlauf erneut chirurgisch reseziert werden. Parallel dazu erfolgte eine Anbindung der Patientin ans NCT (Nationales Zentrum für Tumorerkrankungen) in Heidelberg inklusive einer Anbindung in der dortigen Sarkomsprechstunde. Im weiteren Re-Staging zeigte sich ein erneutes ausgedehntes Tumorrezidiv im Bereich der linken Fossa temporalis mit einer Infiltration der umliegenden Hart- und Weichgewebe. Eine erneute Bestrahlung erschien nicht angezeigt. Es erfolgte eine umfassende Beratung der Patientin bezüglich einer möglichen teilweisen Tumorreduktion (aufgrund der intrakraniellen Tumorinfiltration) durch die Kollegen der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Universitätsklinikums Heidelberg, die letzten Endes aufgrund des Patientenwunsches nach einer heimatnahen Behandlung interdisziplinär am Bundeswehrzentralkrankenhaus durchgeführt wurde. Im Folgenden traten immer wieder weitere Metastasen auf, die die bereits hochpalliative Gesamtsituation der Patientin zunehmend verschlechterten. Die Patientin verstarb im weiteren Verlauf. DISKUSSION Zu den häufigen bösartigen Tumoren zählen Plattenepithelkarzinome der Haut und der Schleimhäute sowie Basalzellkarzinome der Haut. Als solide mesenchymale Tumoren stellen die Sarkome eine deutlich seltener auftretende Tumorentität dar [Fletcher et al., 2013]. Vom Hartgewebe – zum Beispiel Knochen oder Knorpel – gehen Osteosarkome, Chondrosarkome und Ewing-Sarkome aus, vom Weichgewebe hingegen Rhabdomyosarkome, Fibrosarkome, Synovialsarkome, Dermatofibrosarkome und Hämangiosarkome [Ferrari et al., 2011; Ferrari et al., 2016; Miettinen et al., 2019]. Diese Tumorentitäten sind in ihrem klinischen Verhalten und in den zur Verfügung stehenden Therapieoptionen sehr heterogen [Costelloe et al., 2014; OBERFELDARZT DR. MED. DR. MED. DENT. JOHN RUDAT Klinik VII; Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie Bundeswehrzentralkrankenhaus Rübenacherstr. 170, 56072 Koblenz Foto: BWZK OBERFELDARZT DR. MED. GUNNAR MÜLLER Pathologie Bundeswehrzentralkrankenhaus Rübenacherstr. 170, 56072 Koblenz Foto: privat UNIV.-PROF. DR. DR. DR. H.C. JÜRGEN HOFFMANN Klinik und Poliklinik für Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie, Universitätsklinikum Heidelberg Im Neuenheimer Feld 400, 69120 Heidelberg Foto: MKG UK Heidelberg OBERSTARZT PROF. DR. DR. RICHARD WERKMEISTER Klinik VII; Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie Bundeswehrzentralkrankenhaus Rübenacherstr. 170, 56072 Koblenz Foto: BWZK 80 | ZAHNMEDIZIN
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