zm112, Nr. 22, 16.11.2022, (2148) Mitarbeiter, der unterstützend in Hotels, Museen, AirportLounges, Krankenhäusern, Pflegeheimen, Restaurants, Reise- und Tourismusbüros eingesetzt werden kann, konzipiert. Für einige der aufgezählten Einsatzgebiete kann die Schweizer Vertriebsfirma bereits Lösungen („user cases“) offerieren. Neuland war definitiv der Betrieb in einer Praxis. Also ist Datenschutz ein Thema? Für mich ein sehr großes. Es werden keine Patientendaten oder persönlichen Bilddateien von dem Gerät auf den Schweizer Server oder sonst wohin übertragen. Deshalb arbeiten wir ausschließlich mit verschlüsselten QR-Codes. Wie reagieren die Patienten auf den Empfang? Durchweg positiv. Unabhängig vom Alter fühlen sie sich gut unterhalten und sind vielleicht auch ein bisschen abgelenkt. Der kleine Mann fasziniert sie. Es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass der Roboter einen Marketing-Effekt auslöst. Dafür, dass ich überhaupt nicht aktiv mit oder für ihn geworben habe, hat sich das Projekt bemerkenswert schnell herumgesprochen. Trotz des überragenden Erfolgs gehe ich davon aus, dass der verstärkte Bekanntheitsgrad zu einer Selektion geführt hat, die Technikskeptiker dazu veranlasst, nicht oder nur zögerlich bei mir vorstellig zu werden. Besonders meine jüngeren Patienten sind allerdings extrem begeistert. Für Sie scheint die Investition aufzugehen. Würden Sie den Roboter Kolleginnen und Kollegen auch weiterempfehlen? Ja, das würde ich tatsächlich – sofern man eben keine Stuhlassistenz braucht oder erwartet. Allein vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ist das doch eine Überlegung wert. Zu meinem Konzept als digitalisierte Praxis, in der ich alleine und autonom tätig bin, passt das gut. Allerdings muss ich betonen, dass der Roboter nur eingebettet in ein Gesamtkonzept, das nicht unerhebliche Investitionen, persönliches Engagement und strukturierte Abläufe einfordert, in der Lage ist, sein Potenzial voll auszuspielen. Mit unseren Erfahrungswerten und der Weiterentwicklung wird das aber immer konkretere Formen annehmen. Klar, wird er nie einen Menschen ersetzen. Aber das muss er ja auch gar nicht. Er macht mich aber unabhängiger und vor allem übergeordnet kann man den Fachkräften auch zurufen: Ihr werdet als Menschen in Kitas, Schulen, dem Handwerk und der Pflege so händeringend gebraucht. Dort seid ihr unersetzbar. Wie viel Zeit haben Sie investieren müssen, bis der Roboter eine echte Unterstützung wurde? Oh, einiges an Zeit! Und rückblickend eine wertvolle, erschöpfende, aber wahnsinnig aufregende Zeit, in der ich ambitionierte Menschen kennenlernen, Teil eines einzigartigen Projekts werden und die fruchtbare Dynamik der Teamarbeit erleben durfte. Sie müssen sich folgende Situation vorstellen: Es gab einen Praxisinhaber mit einem brandneuen Roboter ohne Erfahrungswerte, Robotiker mit enormem Fachwissen, aber keinerlei Erfahrung und Ideen, was deren neuartiger Roboter in einer kieferorthopädischen Fachpraxis anstellen sollte. Ein mit mir befreundetes Foto- und Filmteam aus Zürich und Berlin beriet und unterstützte uns mit Lösungsvorschlägen bezüglich der Instruktionsvideos, was den Kreis Involvierter weiter anwachsen ließ. Für mich und alle Beteiligten eine tolle Zeit, die unvergessen bleibt und für zukünftige Besitzer eines Cruzr und die Schweizer Firma einen riesigen Vorteil bietet: Innerhalb von zwei Wochen ist der Roboter einsatzbereit. Das Gespräch führte Laura Langer. Leithold hat in Jena Zahnmedizin studiert und in großen Praxen in Jena und London gearbeitet. Obwohl damals alles noch mit Papierakten lief und kaum digital, liefen die Prozesse und die Zusammenarbeit gut und ein hohes Patientenaufkommen konnte bewältigt werden. In der eigenen Niederlassung ab 2008 in der Schweiz fiel es ihm schwer, ein effizientes Team aufzubauen. Der Kieferorthopäde entschied sich für einen Alleingang. Seine einzige Unterstützung erhält er von dem 1,30 Meter großen und 45 Kilo schweren Roboter. Fotos: Dr. Leithold 14 | PRAXIS
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