Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm112, Nr. 22, 16.11.2022, (2152) wenn seitens der Politik oft der nötige Respekt gefehlt habe. Angesichts von Energiepreissteigerungen und Inflation stehe der Berufsstand derzeit vor einer wirtschaftlich ungewissen Zukunft. Hier erwarte die Zahnärzteschaft Hilfestellung von der Politik. Auch der ambulante Bereich gehöre in die vom Bund geplanten Energieund Inflationshilfen im Wirtschaftsstabilisierungsfonds, betonte er. Ein klares Bekenntnis gab Benz zur freiberuflichen Berufsausübung und zum Generalisten: „Es gibt nur eine Zahnmedizin“, sagte er. „Unsere DNA ist die Freiberuflichkeit – mit kleinen Einheiten, individuell und selbstständig.“ Skeptisch zeigte er sich bei der Bekämpfung des Personalmangels in den Praxen: „Wir tun alles, aber die Prognosen sind nicht rosig.“ „EINE ZAHNARZTPRAXIS IST KEIN BUSINESS“ Ein wichtiges Anliegen für BZÄKVizepräsident Konstantin von Laffert ist der Bürokratieabbau. „Was wir nicht brauchen, sind Sonderbelastungspakete“, sagte er . Beispiel: die Röntgen-Fortbildung. Die BZÄK setze sich dafür ein, diese künftig nur noch digital durchzuführen. Das habe in der Hochphase der Pandemie sehr gut geklappt. Von Laffert: „Unsere Ministerialbürokratie in vielen Ländern sieht das leider anders, die jagen uns wieder durch die ganze Republik, für nichts und wieder nichts.“ Größte Wachsamkeit mahnte er beim geplanten europäischen Gesundheitsdatenraum EHDS und der europäischen Medizinprodukteverordnung (MDR) an. „Wir müssen höllisch aufpassen, dass dort nicht eine Gesetzgebung in Richtung Datensammelei, die wir durchführen müssen, auf handwerklichem Niveau der MDR herauskommt.“ Ein wichtiges Anliegen bleibe auch der Klimaschutz. Vehement kämpfe die BZÄK auch gegen Bestrebungen eines „TurboKapitalismus in der Zahnmedizin“, berichtete von Laffert. Eine Zahnarztpraxis sei kein Business, sagte er mit Blick auf die wachsende Zahl von investorenbetriebenen MVZ. „Wir sind unseren Patienten verpflichtet, und nicht irgendwelchen Hedgefonds oder institutionellen Anlegern.“ BZÄK-Vizepräsidentin Dr. Romy Ermler äußerte sich zum Dauerthema GOZ: Dass die Politik die seit 1988 überfällige Novellierung der GOZ auch in dieser Legislatur nicht aufgreife, sei ein Skandal, sagte sie. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) habe erst vor wenigen Monaten klargestellt, dass laut Koalitionsvertrag nicht am Verhältnis GKV-PKV gerührt werden solle. Eine Reform von GOÄ und GOZ würde das aber tun. Der Minister verweigere sich zudem schlicht der fachlichen Auseinandersetzung. „Und trotzdem werden wir hier weiterkämpfen“, kündigte sie an. „Wir brauchen eine Dynamisierung der GOZ! Mit einer derzeit etwa zehnprozentigen Inflation ist sie nötiger denn je.“ Ermler berichtete ferner von der Förderung des beruflichen Nachwuchses. „Es liegt in unserer Verantwortung, die Bedingungen zu schaffen, die mehr Frauen ermutigen, eine eigene Praxis zu gründen“, sagte sie. Sie plädierte dafür, jungen Zahnärztinnen und Zahnärzten die Niederlassung mit ihren Vor- und Nachteilen aufzuzeigen und von der Politik Unterstützungsmaßnahmen einzufordern, damit es eine echte Stadt-Land-Gerechtigkeit in der Versorgung geben könne. Schließlich war der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) mit einer Videobotschaft zugeschaltet. Vor Ort war die Präsidentin des Weltzahnärzteverbands FDI, Prof. Ihsane Ben Yahya, Marokko: Viele Projekte auf internationaler Ebene seien unter maßgeblicher Beteiligung der BZÄK gemeinsam mit den FDI-Mitgliedstaaten auf den Weg gebracht worden, sagte sie. Auch der Präsident der bayerischen Landeszahnärztekammer, ZA Christian Berger, begrüßte die Delegierten. Und Dr. Klaus-Achim Sürmann, Vorsteher der Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte (HDZ), verwies auf die enge Verzahnung und Zusammenarbeit des Hilfswerks mit der BZÄK. Auch die Bundesvorsitzenden des Bundesverbands der Zahnmedizinstudierenden (bdzm) und die Vertretungen aller Fachschaften in Deutschland stellten sich den Delegierten vor. In einer kurzen Feierstunde erhielt Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, langjähriger Vizepräsident der BZÄK und Präsident der Zahnärztekammer MecklenburgVorpommern, mit dem Fritz-LinnertEhrenzeichen die höchste Auszeichnung der BZÄK. Dr. Helfried Bieber, ehemaliger Flottenarzt der Bundeswehr, wurde mit der Goldenen Ehrennadel der BZÄK ausgezeichnet. pr Die Beschlüsse der Bundesversammlung finden Sie auf www.bzaek.de Geehrt für ihre Verdienste: Prof. Dr. Dietmar Oesterreich (l.) wurde mit dem Fritz-LinnertEhrenzeichen, der höchsten Ehrung der BZÄK, ausgezeichnet. Flottenarzt Dr. Helfried Bieber (r.) erhielt die Goldene Ehrennadel der BZÄK. Fotos: BZÄK_Tobias Koch 18 | POLITIK

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