zm112, Nr. 22, 16.11.2022, (2158) GRUNDLAGEN, ANWENDUNG, RECHTLICHER RAHMEN Botulinumtoxin in der Bruximustherapie Alexander-N. Zeller, Benedicta Beck-Broichsitter, Karsten Fehn Die Ursachen des Bruxismus sind ebenso vielfältig wie dessen Therapiemöglichkeiten. Zunehmend von Evidenz untermauert und auch zunehmend von Patienten nachgefragt wird die Injektion von Botulinumtoxin in den Musculus masseter. Wie aber sieht diese Behandlung aus, wer darf sie durchführen und was gibt es rechtlich zu beachten? Das nicht-funktionelle Zähneknirschen oder Aufeinanderpressen der Zähne wird als Bruxismus bezeichnet. Während im Kindesalter der Schlafbruxismus sehr häufig auftritt, ist beim Erwachsenen der Wachbruxismus die führende Form. Mit 22,1 bis 31,0 Prozent Prävalenz kommt jener damit knapp doppelt so häufig vor wie der Schlafbruxismus (12,8 ± 3,1 Prozent) [Manfredini et al., 2013]. Bekannte ätiologische Faktoren sind neben emotionalem Stress Angststörungen, Schlafstörungen und Alkoholkonsum sowie die Einnahme verschiedener Psychopharmaka. Bruxismus kann aufgrund der mit ihm einhergehenden, teilweise ausgeprägten Schmerzzustände im Bereich der Kaumuskulatur als auch wegen Schäden an der Zahnhartsubstanz und am Parodont einen krankhaften Zustand darstellen. Auch wenn die Zusammenhänge unzureichend erforscht sind, wird Bruxismus als wichtiger Risikofaktor für das Entstehen einer CMD angenommen. Gemäß der S3-Leitlinie von 2019 zur Diagnostik und Therapie des Bruxismus stehen neben eigen- oder fremdanamnestischen Angaben vor allem die zahnärztliche Untersuchung, die Untersuchung der Kaumuskelaktivität und gegebenenfalls apparative Untersuchungen im Vordergrund der diagnostischen Maßnahmen. Beim Schlafbruxismus bildet die Polysomnografie den diagnostischen Goldstandard, wird aber wegen Kosten und Aufwand nicht standardmäßig empfohlen [Peroz et al., 2019]. LEITLINIENGERECHTE BRUXISMUSTHERAPIE Die Leitlinie gibt dem Behandler verschiedene therapeutische Möglichkeiten an die Hand. Insbesondere die Beratung und die Aufklärung der Patienten sowie das Anhalten zur Selbstbeobachtung gelten als wichtige Säulen der Bruxismustherapie. Das Tragen von Okklusionsschienen scheint vor allem den Abrieb der Zähne beim Schlafbruxismus zu verhindern, lindert jedoch nicht immer vorhersagbar dauerhaft die subjektiven Beschwerden. Zur Gestaltung der Schienen existieren teils evidenzbasierte und teils stark auf individuellen (Lehr-)Meinungen basierende Ansätze. Insbesondere aufgrund der Schutzfunktion und der AbAbbildung: Anatomische Verhältnisse und exemplarisches Injektionsschema mit gedachter Linie vom Unterrand des Tragus bis zum Mundwinkel, die in den meisten Fällen die kaudale Grenze der Aponeurose des Musculus masseter (M) markiert. Darunter befinden sich fünf im kontraktilen Muskelanteil homogen verteilte Injektionspunkte (+) in ausreichendem Abstand zum Musculus risorius (R), zum Musculus zygomaticus (Z) und zu den Fazialgefäßen (F). Quelle: SciePro/Adobe Stock_Alexander Zeller 24 | ZAHNMEDIZIN
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