zm112, Nr. 22, 16.11.2022, (2176) Die Therapie des neuropathischen Gesichtsschmerzes erfolgt daher in erster Linie konservativ mittels Antikonvulsiva und Antidepressiva. Für die Antikonvulsiva ist die Gabe von Gabapentin mit einer initialen Dosis von 100 mg (1–1–1) Erstlinientherapie. Das Medikament kann auf eine Gesamttagesdosis von 3.600 mg/Tag gesteigert werden. Alternativ kann Pregabalin mit einer Initialdosis von 25 mg 1–2x/Tag zu bis zu 600 mg/Tag gegeben werden. Dabei wirken die Antikonvulsiva hemmend auf periphere und zentrale nozizeptive Neurone und führen so zu einer Schmerzreduktion. Eine weitere Therapieoption stellen Trizyklische Antidepressiva (TZA) oder Selektive Serotoninund Noradrenalin-Wiederaufnahmeinhibitoren (SSNRI) dar. Als TZA wird Amitriptylin, beginnend mit einer Dosis von 10 bis 25 mg (0–0–1) eingesetzt. Die Steigerung ist bis 75 mg/Tag möglich. Da die antidepressive Wirkung von TZA erst bei einer höheren Dosis einsetzt, wirkt die TZA hier lediglich analgesierend. Das SSNRI Duloxetin wirkt analgetisch durch Verstärkung schmerzhemmender Bahnsysteme bei gleichzeitiger antidepressiv wirkender Wiederaufnahme der Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin [Binder und Baron, 2016]. Demnach kann Duloxetin mit einer Initialdosis von 30 mg (1–0–0) begonnen und innerhalb von ein bis zwei Wochen auf 120 mg pro Tag gesteigert werden. Eine Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörungen ist bei allen Medikamenten nötig. GESICHTSSCHMERZEN DER KLASSE 5 Zu den fazialen Kopfschmerzsyndromen (ICOP Gruppe 5) zählen die faziale Migräne (2,3 Prozent aller Migränepatienten) und der faziale Clusterkopfscherz (14,8 Prozent aller Clusterpatienten) [Ziegeler und May, 2019]. Die Betroffenen berichten in der Regel über attackenartige Schmerzen des Ober- oder Unterkiefers oder der Zähne, die in der Attackenlänge und bezüglich der Begleitsymptome an primäre Kopfschmerzsyndrome erinnern. Man unterscheidet drei Typen: Typ 1 tritt als Kopfschmerz, zum Beispiel Migräne, auf mit Ausstrahlung der Schmerzen in das Gesicht. Typ 2 begrenzt sich ausschließlich auf das Gesicht, allerdings mit in der Vorgeschichte primärer und nun abgeklungener Kopfschmerzerkrankung gleicher Dauer. Typ 3 charakterisiert einen de Novo Gesichtsschmerz, der sich strikt auf das Gesicht bezieht und in Dauer und Begleitsymptomen einem primären Kopfschmerz ähnelt; jedoch ohne Kopfschmerzen in der klinischen Anamnese. Die DiagnoseINTERNATIONALE GESICHTSSCHMERZKLASSIFIKATION (ICOP) Erkrankungen des Kauapparates 1 Gesichtsschmerzen aufgrund von Störungen des Zahnhalteapparates Zahnschmerzen Schmerzen der MSH, Speicheldrüsen und Kieferknochen Tab. 1, Übersicht über die Gruppen der ICOP mit ausgewählten Untergruppen, gekürzt. 2 Myofasziale Gesichtsschmerzen Primäre myofasziale Gesichtsschmerzen Sekundäre myofasziale Gesichtsschmerzen 3 Schmerzen des Kiefergelenkes Primäre Schmerzen des Kiefergelenkes Sekundäre Schmerzen des Kiefergelenkes Gesichtsschmerzsyndrome 4 Erkrankungen oder Läsionen der Hirnnerven Schmerzen aufgrund von Läsionen oder Erkrankungen des Nervus Trigeminus Schmerzen aufgrund von Läsion oder Erkrankung des Nervus glossopharyngeus 5 Gesichtsschmerzen die an Präsentationen primären Kopfschmerzsyndromen erinnern Orofaziale Migräne Spannungsgesichtsschmerzen Gesichtsschmerzen aus dem Gebiet des Nervus Trigeminus Neurovaskuläre Gesichtschmerzen 6 Idiopathische Gesichtsschmerzen Burning Mouth Syndrome (BMS) Persistierender idiopathischer esichtsschmerz (PIFP) Persistierender idiopathischer dentoalveolärer Schmerz Dauerhafte einseitige Gesichtsschmerzen mit zusätzlichen Attacken (CUPFA) VANESSA CIANCIA Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistr. 52, 20251 Hamburg 42 | TITEL
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