zm112, Nr. 22, 16.11.2022, (2190) DER BESONDERE FALL MIT CME Frakturversorgung der Orbita mit patientenspezifischem Implantat (PSI) Paul Römer, Sebastian Blatt, Peer W. Kämmerer Eine 76-jährige Patientin unter medikamentöser Antikoagulation stolpert im häuslichen Umfeld und stürzt über den Rollator auf ihr Gesicht. Bei Vorliegen eines rechtsseitigen Monokelhämatoms mit begleitender periorbitaler Schwellung (Abbildung 1) wird die Patientin zur weiteren Behandlung mit dem Rettungsdienst in die Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitätsmedizin Mainz verbracht. Die klinisch imponierende Orbitabodenfraktur stellt sich nach erfolgter Bildgebung komplizierter dar als zunächst angenommen. Die nach obligater klinischer Untersuchung zum Ausschluss eines intrakraniellen Blutungsgeschehens erfolgte Schichtbildgebung mittels Computertomografie (CT) bestätigt die Verdachtsdiagnose einer Orbitabodenfraktur rechts. Neben der auffälligen Dislokation des Orbitabodens mit geringgradiger Herniation von Fettgewebe nach kaudal in den angrenzenden Sinus maxillaris zeigt die CT zusätzlich eine Fraktur der Lamina papyracea, der fragilen lateralen Fläche des Siebbeinlabyrinths, mit ausgeprägter Fragmentdislokation nach medial (Abbildung 2). Ein retrobulbäres Hämatom liegt nicht vor, ebenso wenig bestehen Inkarzerationen ipsilateraler Augenmuskeln oder Anzeichen für ein intrakranielles Blutungsgeschehen. Weitere Frakturen lassen sich nicht nachweisen und klinisch imponieren keine Anzeichen für ein Schädel-Hirn-Trauma. Eine eingehende augenärztliche Untersuchung erbringt ferner keinen Nachweis einer traumabedingten Visusverschlechterung oder einer pathologisch eingeschränkten Bulbusmotilität. Aufgrund der Komplexität der vorliegenden Fraktur, insbesondere unter Involvierung medialer Orbitaanteile mit ausgeprägter Dislokation der getrümmerten Fragmente, wird die Indikation zur operativen Intervention und Rekonstruktion des knöchernen Orbitarings mittels eines patientenindividuellen Implantats (PSI) gestellt. Zur Planung des Eingriffs, der intravenös-antibiotischen Therapie und der Überwachung wird die Patientin noch am Unfalltag stationär aufgenommen. Anhand einer präoperativ durchgeführten Dünnschicht-CT kann im Anschluss gemeinsam mit dem Hersteller (KLS Martin Group, Tuttlingen) im volldigitalen Workflow (IPS CaseDesigner®) eine präzise Planung und die Anfertigung des patientenindividuellen Orbitameshs (Abbildung 3) erfolgen. Zur Rekonstruktionsplanung wird der gesunde, nicht verletzte Orbitaring digital basierend auf den oben genannten CT-Daten auf die frakturierte Seite gespiegelt. Das so generierte PSI zur Rekonstruktion des dislozierten Orbitabodens Abb. 1: Klinisches Bild der Orbitafraktur rechts mit Monokelhämatom und Schwellung Foto: Peer Kämmerer DR. PAUL RÖMER Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: privat 56 | ZAHNMEDIZIN
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