Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm112, Nr. 22, 16.11.2022, (2191) und ausgesprengter medialer Orbitaanteile wird anschließend komplikationslos unter navigationsgestützter Kontrolle über einen transkonjuktivalen Zugang in Intubationsnarkose eingebracht und unter Schonung des N. infraorbitalis mit drei Osteosyntheseschrauben verankert (Abbildung 4). Die postoperativ erfolgte, dreidimensionale Bildgebung mittels digitaler Volumentomografie (DVT) zur Lagekontrolle des PSI zeigt eine regelhafte Position mit suffizienter Anlagefläche sowohl kaudal als auch medial (Abbildungen 5 und 6). Der postoperative stationäre Aufenthalt gestaltete sich unter Fortführung der antibiotischen und analgetischen Therapie sowie regelmäßigen VisusKontrollen unauffällig, so dass die Patientin am zweiten postoperativen Tag in gutem Allgemeinzustand bei regredienter Schwellung und gleichermaßen rückläufigem Hämatom in die ambulante Weiterbetreuung entlassen werden konnte. Die engmaschige klinische Nachkontrolle in ambulanter Sprechstunde zeigt einen regelhaften und beschwerdefreien Verlauf. Ein weiterer operativer Eingriff zur Entfernung des eingebrachten Titanmeshs ist aktuell bei nach wie vor unauffälliger Wundsituation nicht geplant. DISKUSSION Frakturen des Mittelgesichts lassen sich nach Le Fort I–III und Wassmund I–IV in isoliert zentrale oder laterale sowie in kombiniert zentrolaterale Frakturen einteilen [Le Fort, 1901; Wassmund, 1927]. Die Häufigkeit und die Ursachen von Mittelgesichtsfrakturen variieren geografisch teils stark aufgrund kultureller, sozialer und umweltbedingter Einflüsse. In westlichen Industrieländern stellen Verkehrsunfälle die häufigste Ursache für Traumata des Mittelgesichts dar, wohingegen besonders in Entwicklungsländern Rohheitsdelikte gegenüber anderen Unfallmechanismen dominieren [Goedecke et al., 2019; Schneider et al., 2015]. Mit lokoregionalen Schwankungen treten Verletzungen des lateralen Mittelgesichts, darunter insbesondere Frakturen des zygomaticomaxillären Komplexes, mit 63 Prozent etwas häufiger auf als isolierte zentrale Frakturen. Männer sind dabei deutlich häufiger betroffen als Frauen, wobei die meisten Verletzungen zwischen der zweiten und der dritten Lebensdekade auftreten [Motamedi et al., 2014]. Aufgrund enger anatomischer Lagebeziehungen und der physikalischen Kräfteverteilung über Stützpfeiler des Mittelgesichts treten im Rahmen von Mittelgesichtstraumata häufig auch begleitende Frakturen der Orbita auf [Deichmuller et al., 2018], wobei der Orbitaboden mit 60 bis 70 Prozent die am häufigsten betroffene Wand der knöchernen Orbita darstellt [Manolidis et al., 2002]. Orbitafrakturen führen durch Abweichungen der natürlichen Konfiguration knöcherner Orbitawände häufig zu pathologischen Veränderungen des Orbitavolumens, Abb. 2: Die präoperative Computertomografie (CT) zeigt in koronarer Schicht im Knochenfenster deutlich die rechtsseitige Orbitabodenfraktur mit Dislokation und Fraktur der angrenzenden Lamina papyracea. Quelle: Radiologie Universitätsmedizin Mainz Abb. 3: Digitale Planung des patientenindividuellen Titan-Implantats Quelle: Sebastian Blatt / KLS Martin Group CME AUF ZM-ONLINE Frakturversorgung der Orbita mit einem patientenspezifischen Implantat (PSI) Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. ZAHNMEDIZIN | 57

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