zm112, Nr. 22, 16.11.2022, (2200) ZUM TOD VON JIMMIE DURHAM Die kleinen Wunderkammern der Zahnmedizin Jimmie Durham war Dichter, Schauspieler und wohl auch Soldat, bevor er sich der Kunst verschrieb. Als Person war er umstritten, für seine Werke wurde er gefeiert. Vor genau einem Jahr starb der US-Amerikaner. Sein Œuvre aber lebt weiter, auch in Berlin: Mit der „Suite für Licht und Arbeit“ gab er 2001 ausgewählten historischen zahnärztlichen Instrumenten aus der Sammlung der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) einen neuen Rahmen. Zu sehen ist die Arbeit im Borsighaus der BZÄK in Berlin-Mitte. Das Kunstwerk verteilt sich über die historischen Korridore – daher der Titel – und besteht aus 17 Vitrinen. Mit der Präsentation der historischen Zahnwerkzeuge will die BZÄK das Bewusstsein um die Geschichte des Berufsstands und seine Entwicklung wachhalten, ohne dabei museal zu wirken. Nach dem Umzug der BZÄK 2001 von Köln nach Berlin wollte der damalige Vorstand den Blick nach vorn richten – und wie kann man diese Haltung besser ausdrücken als mit zeitgenössischer Kunst? Es sollte also ein Neuanfang werden, allerdings einer, der auf der langen Tradition aufbaut. Deshalb haben einige Stücke aus der historischen zahnmedizinischen Sammlung aus Kölner Zeiten – leicht verfremdet – Einzug ins Werk Durhams gefunden. JEDE VITRINE IST SELBST EINE SKULPTUR Als Künstler schien Durham die perfekte Wahl für das Vorhaben. Schließlich beruht seine Kunst auf den Prinzipien des Sammelns, Bewahrens und Verfremdens von gefundenen, banalen und fragmentarischen Objekten. Seine Absicht war, „alles so einer Metamorphose zu unterziehen, dass im Rahmen eines Kunstwerks daraus Vitrine für andere Vitrinen Vitrine für die aufgehende Sonne Vitrine für kleine Trauer Jimmie Durham 2016 in Goslar: Die Stadt verlieh dem US-amerikanischen Künstler in dem Jahr den Kaiserring. Foto: Holger Hollemann/dpa 66 | GESELLSCHAFT
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