zm112, Nr. 22, 16.11.2022, (2202) GEISTERZELLTUMOR IM KINDESALTER Zuerst war es nur eine moderate Schwellung Jan Rustemeyer, Alexander Busch Schwellungen im Bereich der Wangen- und Unterkieferregion können verschiedene Ursachen haben. Häufig handelt es sich um entzündliche Prozesse mit dentogenen Ursachen, seltenere Ursachen können ausgedehnte Zysten oder auch Tumore sein. In Einzelfällen kann es dazu kommen, dass bei der Erstdiagnose eines tumorösen Geschehens bereits weitreichende Destruktionen des Unterkiefers und des Kiefergelenks aufgetreten sind. Vor diesem Hintergrund zeigt der nachfolgende Fallbericht die umfangreiche Therapie und deren Verlauf bis zum komplexen Kiefergelenkersatz bei einem Kind. Ein zwölfjähriger Junge wurde uns von seinem Zahnarzt mit einem aktuellen Orthopantomogramm (OPT) zugewiesen. Anamnestisch bestand bei dem ansonsten gesunden Patienten seit ungefähr vier Wochen eine moderate, weiche, nicht schmerzhafte und nicht entzündlich erscheinende Schwellung im Bereich des rechten Unterkiefers. Die Okklusion im Wechselgebiss war ungestört, die maximale Mundöffnung mit 25 mm Schneidekantendistanz (SKD) vermindert. Klinisch war der Zahn 47 im Gegensatz zu den anderen zweiten Molaren nicht erkennbar. Das OPT und die ergänzend durchgeführte digitale Volumentomografie (DVT) zeigten einen destruierenden, blasig-zystischen Prozess im rechtsseitigen Unterkiefer, der das Kiefergelenkköpfchen praktisch aufgelöst hatte (Abbildung 1). Die Probeexzision von intraoral ergab den Befund eines dentinogenen Geister- oder Schattenzelltumors. Dieser selten vorkommende benigne Tumor zeigt histologisch die namensgebenden „Geisterzellen“ (Abbildung 2). Geplant wurde eine zweizeitige Therapie: Im ersten Schritt erfolgte die Unterkieferteilresektion mit histologisch gesicherter, kompletter Entfernung des Tumors. Dabei wurden soAbb. 1: Initialbefunde im OPT (a) und im DVT (b): ausgedehnter osteolytischer Prozess mit Destruktion des Unterkiefers und des Kiefergelenks rechts, klinisch nur moderate Schwellung (c) a b c 68 | ZAHNMEDIZIN
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