Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm112, Nr. 22, 16.11.2022, (2204) Funktionsstörung der TEP. Der junge Patient hatte sich gut an den Sensibilitätsausfall der Lippen- und der Kinnregion adaptiert und berichtete zu diesem Zeitpunkt sogar über wieder vorhandenes Empfindungsvermögen. DISKUSSION Der dentinogene Geisterzelltumor (dentinogenic ghost cell tumour, DGCT) wurde in der Vergangenheit der „verkalkenden odontogenen Zyste” zugeordnet und ist erst nach Aufnahme in die 4. Ausgabe der WHO-Klassifikation von Kopf- und Halstumoren im Jahr 2017 formal eine eigene Entität. Der DGCT ist äußerst selten, bisher wurden nur rund 60 Fälle veröffentlicht [El-Naggar et al., 2017]. Im Allgemeinen wird der DGCT als gutartiges, aber lokal-invasives Neoplasma charakterisiert, das in allen zahntragenden Bereichen des Ober- oder des Unterkiefers zwischen dem zweiten und dem neunten Lebensjahrzehnt auftritt und das Risiko für eine maligne Transformation birgt [Pinheiro et al., 2019]. Die empfohlene Behandlung beinhaltet die ausgedehnte Resektion aufgrund der lokalen Invasivität und der hohen Rezidivraten bei einfacher Enukleation oder Kürettage in mehr als 70 Prozent der Fälle [Salgadoa et al., 2021; Dowgierd et al., 2021]. In unserem Fall zeigte sich bei der Diagnosestellung schon ein sehr ausgedehnter Befund, der auf ein relativ asymptomatisches Tumorwachstum zurückzuführen war. Teile des Unterkieferkorpus, der Kieferwinkel und des Kondylus waren durch den DGCT bereits weitestgehend aufgeAbb. 3: OPT nach Beckenkammtransplantat zur Rekonstruktion des Unterkiefers und Gelenkkopfimplantat zur temporären Kiefergelenksrekonstruktion Abb. 4: Virtuelle Planung der TEP zur definitiven Rekonstruktion des Kiefergelenks (a), im CAD/ CAM-Verfahren hergestellter kondylentragender Teil der TEP direkt vor der Implantation (b) a b 70 | ZAHNMEDIZIN

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