Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm112, Nr. 22, 16.11.2022, (2214) UMFRAGE DER AMERICAN DENTAL ASSOCIATION Zugedröhnt zum Zahnarzt Mehr als die Hälfte der US-amerikanischen Zahnärzte und Zahnärztinnen berichten, dass Patienten high zu Terminen erscheinen. Viele werden abgewiesen, denn der Cannabis-Konsum birgt Risiken bei der zahnärztlichen Behandlung. In einer Umfrage der American Dental Association (ADA) berichten 52 Prozent der Zahnärztinnen und Zahnärzte von Patienten, die durch Marihuana oder eine andere Droge berauscht in der Praxis erscheinen. Angesichts des landesweiten Anstiegs des privaten und des medizinischen Cannabis-Konsums rät die ADA deshalb ihren Patienten, vor dem Zahnarztbesuch kein Marihuana zu konsumieren. Die ADA führte Anfang des Jahres im Rahmen der Trendforschung zwei Online-Umfragen durch: eine unter 557 Zahnärzten und eine landesweite Umfrage unter 1.006 Verbrauchern. Die Ergebnisse der Verbraucher-Umfrage zeigen, dass 39 Prozent der Befragten Marihuana nehmen, wobei das Rauchen die häufigste Form des Konsums ist. Derzeit sind der Freizeitkonsum von Cannabis in 19 und der medizinische Gebrauch in 37 USBundesstaaten legal. ERHÖHTE RISIKEN BEI DER LOKALANÄSTHESIE Der ADA zufolge sprechen immer mehr Patienten seit der Legalisierung beim Zahnarztbesuch offen über ihren regelmäßigen Cannabis-Konsum. „Bei Gesprächen über die Gesundheitsgeschichte erzählen mir immer mehr Patientinnen und Patienten, dass sie regelmäßig Marihuana konsumieren, weil es jetzt legal ist“, bestätigt ADASprecherin Dr. Tricia Quartey aus New York. Gut zwei Drittel gaben zudem an, dass sie mit ihrem Zahnarzt gerne ein offenes Gespräch über Marihuana führen würden. Die ADA empfiehlt Zahnärzten aus den betroffenen Bundesstaaten deshalb, einen eventuellen Konsum bei der Erhebung der Krankengeschichte abzufragen. 56 Prozent der Zahnärzte berichten, dass sie die Behandlung bei Patienten, die vor dem Praxisbesuch gekifft haben, einschränken. „Marihuana kann zu erhöhter Angst, Paranoia und Hyperaktivität führen, was den Besuch beim Zahnarzt noch stressiger machen könnte. Es kann auch die Herzfrequenz erhöhen und hat unerwünschte respiratorische Nebenwirkungen, was das Risiko der Verwendung von Lokalanästhetika zur Schmerzbekämpfung erhöht“, sagt Quartey. „Außerdem sind die besten Behandlungsoptionen immer die, die Zahnarzt und Patient gemeinsam beschließen. Ein klarer Kopf ist dafür unerlässlich“, ergänzt sie. Insgesamt 46 Prozent der befragten Zahnärzte gaben an, dass sie aufgrund der Auswirkungen von Marihuana auf das zentrale Nervensystem manchmal die Anästhesie erhöhen müssen, um Patienten zu behandeln. Studien haben auch gezeigt, dass regelmäßige Cannabiskonsumenten mit größerer Wahrscheinlichkeit deutlich mehr Karies haben als Nichtkonsumenten. „Der Wirkstoff in Marihuana, THC, macht hungrig, und unter seinem Einfluss treffen die Menschen nicht immer eine gesunde Wahl beim Essen“, erläutert Quartey. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse über Mundgesundheit und Marihuana stehen noch am Anfang, vor allem, wenn es um essbare oder topische Formen geht. Dennoch gibt es klare Hinweise darauf, dass das Rauchen von Marihuana der oralen und allgemeinen Gesundheit schadet– es wird mit Parodontalerkrankungen, Xerostomie und einem erhöhten Risiko für Krebserkrankungen im Mund- und Halsbereich in Verbindung gebracht. nl Mehr als die Hälfte von über 550 US-Zahnärzten berichten in einer Umfrage, dass sie Patienten sehen, die unter dem Einfluss von Marihuana oder anderen Drogen stehen. Foto: deanz_adobe.stock.com 80 | PRAXIS

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