Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm112, Nr. 23-24, 1.12.2022, (2266) zu keinen körperlich-funktionellen Einschränkungen. DISKUSSION Eine Armbrust ist eine Fernwaffe mit einem Bogensystem, aus dem Bolzen, Pfeile oder Kugeln abgeschossen werden können, indem ein Pistolen-ähnlicher Abzug betätigt wird. Hinsichtlich der Konfiguration der Armbrustbolzen wird zwischen Jagd- und Sport-Bolzen unterschieden. Während Jagdbolzen unterschiedlich konfigurierte, scharfe Breitkopfspitzen aufweisen, die eine letale Blutung beim getroffenen Wild hervorrufen sollen, haben Sportbolzen in der Regel konische Feldspitzen – wie auch im vorliegenden Fall. Der Schaft moderner Armbrustbolzen besteht aus gewichtsparenden Kohlefasern und/oder Kunststoffen (radioluzenter Schaft und radioopake, metallische Spitze im CT – Abbildung 1) [Nowicki et al., 2018; Suematsu et al., 2022]. Epidemiologie und Traumamechanismus Schussverletzungen im Halsbereich wurden in der Literatur häufiger beschrieben, bisher jedoch lediglich fünf Fälle von penetrierenden Verletzungen im Halsbereich durch Armbrustbolzen [Suematsu et al., 2022]. Die Überlebensrate in diesen Kasuistiken lag bei 80 Prozent – trotz direktem Kontakt der Bolzen mit Halsgefäßen in fast allen Fällen. Die niedrige Letalität ist auf das typische Verletzungsmuster zurückzuführen. In der Regel erfolgen die Gewebeschäden durch eine direkte Gewebedurchdringung und durch Schnitte der konischen Bolzenspitze, die eine runde, glatt begrenzte Eintritts- und Austrittswunde hervorruft. Während der Penetration des Gewebes entsteht aufgrund der geringen kinetischen Energie – anders als bei Schusswunden zum Beispiel durch Pistolenprojektile – keine Kavitation im Schusskanal. Ausgeprägte Blutungen sind untypisch, da der Bolzen gegebenenfalls verletzte Gefäße komprimiert und eine Tamponade entsteht. Dieses Verletzungsmuster gilt nicht für Jagdbolzen mit scharfen Breitkopfspitzen, die invasivere Weichteilschäden und Blutungen verursachen können [Grellner et al., 2004; Karger et al., 1998; Suematsu et al., 2022]. Einteilung zervikaler Verletzungen Die Einteilung von Verletzungen des Halses, die circa fünf bis zehn Prozent aller Traumafälle ausmachen und mit einer Letalität von bis zu zehn Prozent PD DR. MED. TANJA HILDENBRAND Klinik für Hals-NasenOhrenheilkunde, Universitätsklinikum Freiburg Killianstr. 5, 79106 Freiburg Foto: Uniklinik Freiburg ANNA HEIN Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie – Plastische Operationen, Universitätsklinikum Freiburg Hugstetter Str. 55, 79106 Freiburg Foto: Uniklinik Freiburg Abb. 2: Operationssitus: a: nach fiberoptischer Intubation, b: nach Darstellung des Schusskanals des kaudalen Bolzens kurz vor dem Entfernen des Bolzens, c: Ansicht von rechts: Zustand nach Resektion der Gl. submandibularis rechts, Unterbinden der A. und V. facialis rechts und Darstellung des Schusskanals des kranialen Bolzens kurz vor Entfernen des Bolzens Fotos: Universitätsklinikum Freiburg a b c 24 | ZAHNMEDIZIN

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