zm112, Nr. 23-24, 1.12.2022, (2276) VEGANES CHIRURGIE-CURRICULUM Nähen üben ohne Schweinekiefer Gemüse statt Schweinekiefer: Was Dr. Dr. Anette Strunz, Referentin und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI, in einem Berliner Hands-on-Kurs testete, könnte durchaus Schule machen – vor allem in den Sommermonaten. Gudrun Gurke, Tonja Tomate, Audrey Aubergine – es waren drei ungewöhnliche Patientinnen, die von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern im zweiten Modul des Curriculums Implantologie in Berlin behandelt werden mussten. Für den Hands-on-Teil des Moduls hatte sich Strunz etwas Ungewöhnliches einfallen lassen: Sie ersetzte bei den Nähübungen die sonst üblichen Schweinekiefer durch Gemüse. TONJA TOMATE TRÄGT JETZT EINE EINZELKNOPFNAHT Nähübungen gehören im Curriculum Implantologie der DGI dazu – etwa im Modul 2, wenn es gilt, mithilfe der „socket preservation” den Knochenabbau nach einer Extraktion zu vermeiden. Normalerweise wird chirurgisches Schneiden und Nähen im Curriculum an Schweinekiefern trainiert. Dies ist – vor allem in warmen Sommermonaten – unter olfaktorischen Aspekten eher gewöhnungsbedürftig. Darum hatte Strunz die Idee zur veganen Alternative. Testläufe in ihrer Praxis waren vielversprechend. Die Haut der Aubergine eignet sich anders als die Tomate Strunz zufolge eher für eine submuköse Präparation. „Man kann sehr gut mit dem Skalpell unter der Haut entlang schneiden und so einen Lappen präparieren.” Einziger Nachteil der Aubergine: Auf der dunkelvioletten Haut ist das Nahtmaterial schwierig zu erkennen. Bei der Gurke wurden etwas Schale und darunterliegendes Gewebe ausgestanzt. So lässt sich üben, wie eine überkreuzte Matratzennaht gelingt. Alle Teilnehmenden bekamen einen eigenen Gemüseteller mit Serviette und Materialien. Nur die erforderlichen Instrumente mussten mitgebracht werden. Am Ende des Kurses hatte Gudrun Gurke eine überkreuzte Matratzennaht, Tonja Tomate trug eine Einzelknopfnaht und die kapriziöse Audrey Aubergine war mit Doppel- beziehungsweise Kreuznähten mit PTFE-Faden verarztet worden. br Fotos: Mehdi Bahmed/Concept Photography Berlin „Die dünne Haut der Tomate ist beispielsweise sehr gut geeignet, um feine Nähte zu üben”, erklärte Strunz. „Natürlich lässt sich die Tomatenhaut nicht mit Zahnfleisch vergleichen, aber man lernt, einen Knoten sehr vorsichtig zu machen, damit die Haut nicht reißt.” Die ungewöhnlichen „Patientinnen” kamen bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gut an. „Alle haben sehr konzentriert mitgemacht und auch mitgelacht”, sagte Strunz. 34 | ZAHNMEDIZIN
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