Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

Aktuell gehören in Deutschland rund 70 tierärztliche Praxen und Kliniken (Stand November 2022) zum Betreiber AniCura. Das Unternehmen wurde 2011 von Fidelio Capital und „The Animal Hospital Foundation“ in Schweden gegründet. Im Jahr 2014 stieg die Private-Equity-Gesellschaft Nordic Capital als Mehrheitseigner in die Klinikkette ein. Vier Jahre später, im Juni 2018, wurde AniCura an Mars Petcare, das zum Lebensmittelkonzern Mars gehört, verkauft. AniCura ist in zahlreichen europäischen Ländern aktiv, darunter Schweden, Norwegen, Dänemark, Deutschland, Österreich, die Schweiz, Italien, Frankreich, Spanien, Belgien und die Niederlande. Das Unternehmen betreibt nach eigenen Angaben 400 Kliniken und Praxen in Europa mit 3.500 Tierärzten und einem jährlichen Patientenaufkommen von 3,3 Millionen Patienten. Für Mars Petcare arbeiten in 130 Ländern 100.000 Fachkräfte in Tierkliniken und der Konzern verfügt über viele Jahrzehnte Erfahrung im Bereich Tiernahrung. Größter Wettbewerber von AniCura auf dem deutschen Markt ist die Tiermedizin-Gruppe IVC Evidensia mit aktuell über 70 Standorten in Deutschland, darunter die größte deutsche Tierklinik in Hofheim. Der internationale Konzern mit Sitz in Großbritannien betreibt nach eigenen Angaben in 17 europäischen Ländern über 1.740 Tierkliniken und Praxen. Dort behandelten im vergangenen Jahr über 8.000 Tierärzte etwa 6,5 Millionen Tiere. Die Klinikkette ist 2017 aus einem Zusammenschluss des in Großbritannien gegründeten Unternehmens „Independent Vetcare“ (IVC) und der schwedischen Klinikgruppe „Evidensia“ hervorgegangen. IVC war Ende 2016 von der Investorengruppe EQT Partners AB erworben worden, die 2014 die schwedische Gruppe Evidensia gekauft hatte. EQT Partners AB ist nach wie vor Mehrheitseigner. Minderheitsbeteiligungen halten Nestlé und die Kapitalbeteiligungsgesellschaft Silver Lake. Neben AniCura und IVC Evidensia gibt es weitere Unternehmen, die Interesse am lukrativen Heimtiermarkt haben. „Die JAB Holding Company, die das Vermögen der deutschen Unternehmerfamilie Reimann verwaltet, hat kürzlich die US-Klinikkette ‚ Compassion-First Pet Hospitals‘ erworben“, berichtet Heiko Färber. Er ist seit mehr als 20 Jahren Geschäftsführer des Bundesverbands Praktizierender Tierärzte (bpt), der rund 7.900 Berufsträger und -trägerinnen vertritt. Von den USA aus könnte JAB Holding nun in den deutschen Markt eintreten. Auch der britische Anbieter VetPartners, hinter dem der britische PrivateEquity-Fonds BC Partners steht, hat laut Färber ein Auge auf Deutschland geworfen. „Diese Akteure sehen die Tiermedizin natürlich als Investment. Besonders interessant ist dieser Bereich für sie auch unter strategischen Gesichtspunkten: Sie kommen so an die Datensätze behandelter Tiere. Darauf basierend kann man zum Beispiel Produkte im Bereich Künstliche Intelligenz entwickeln, die die Tiermedizin optimieren. Dadurch werden die Tiere älter – und je älter ein Tier wird, desto mehr Tiermedizin und spezifischeres Futter braucht es.“ INVESTOREN DENKEN IN DER REGEL GROß Im Vergleich zu den USA und vielen europäischen Ländern wie den Niederlanden, Schweden und vor allem Großbritannien betreiben Konzerne und Kapitalinvestoren in Deutschland deutlich weniger Tierpraxen und -kliniken. „Zurzeit befinden sich nicht mehr als 200 Praxen und Kliniken in Investoren- beziehungsweise Konzernhand. Insgesamt gibt es bundesweit etwa 10.000 tierärztliche Praxen in Deutschland, darunter zahlreiche Kleinstpraxen. Also kein Einkauf in großem Stil“, fasst Färber zusammen. „Betrachtet man hingegen die Anzahl der Tierärzte und Tierärztinnen, die für diese Kliniken arbeiten, ergibt sich schon ein etwas anderes Bild. Wir beobachten, dass die Investoren es auf die größeren Einheiten abgesehen haben und ungefähr 2.000 bis 2.500 Tierärzte und Tierärztinnen von insgesamt etwa 23.000 in SUSANNE THEISEN Freie Journalistin zm112, Nr. 23-24, 1.12.2022, (2279) POLITIK | 37

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