Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

ärzten und -ärztinnen scharf kritisiert. Die Kolleginnen und Kollegen bei AniCura würden den Verband infiltrieren, wichtige Positionen besetzen und nach und nach ihre Agenda durchdrücken. Färber verteidigt den Korporativvertrag: „Aktuell arbeiten circa 200 unserer 7.900 Mitglieder bei einer Kette, also bei Weitem keine kritische Masse. Aber natürlich wird diese Gruppe in Zukunft wachsen. Die einzige Chance, das zu verhindern, ist, dass wieder mehr freie Tierärzte und -ärztinnen Kliniken und Praxen gründen beziehungsweise übernehmen. Wenn sie das nicht tun, tun es eben die Corporates.“ Für den bpt ist der Korporativvertrag mit AniCura ein wichtiger Schritt: „Wir wollen die Corporates bei uns integrieren, damit sie nicht ihre eigenen Verbände gründen – ein Problem, das unsere Schwesterverbände in anderen europäischen Ländern beklagen.“ Die entscheidende Frage, vor der die deutsche Tierärzteschaft steht, lautet: Wie kann man mehr Tierärzten und -ärztinnen Lust auf eine eigene Praxis machen? Eine wesentliche Ursache der Nachfolgeproblematik dürfte in der kaufmännisch-betriebswirtschaftlich defizitären Ausbildung von Tierärzten liegen, heißt es im Jahresbericht 2021 des bpt. Mit dem Trend zu größeren, komplexeren und kapitalintensiveren Behandlungseinheiten und gleichzeitig dem Konkurrenzkampf um Arbeitskräfte stiegen aber eben jene unternehmerischen Anforderungen an die Praxisführung. DIE TIERÄRZTESCHAFT STEHT AN EINEM SCHEIDEWEG „So befinden wir uns in einem Dilemma: Kleinere, betriebswirtschaftlich noch handhabbare Praxen bieten im Hinblick auf eine Vollexistenz häufig nur eine begrenzte wirtschaftliche Grundlage, und bei den großen, komplexen und rentablen Einheiten scheitert die Nachfolgebereitschaft häufig an den erhöhten Managementanforderungen“, bilanziert der Bericht. Der Verband sieht die Tierärzteschaft am Scheideweg. „Beschreiten wir den gleichen Weg, den andere Branchen bereits gegangen sind, oder gestalten wir unseren Marktplatz aktiv mit?“, fragt Heiko Färber. „Die betriebswirtschaftliche Praxisführung kann man lernen. Der bpt macht dafür eine Reihe von Angeboten. Praxen und Kliniken in tierärztlicher Hand könnten wirtschaftlich sehr gut laufen, das belegen interne Umfragen immer wieder. Man muss es ‚ nur‘ tun!“ \ Ein Grund für die Entwicklung hin zu Ketten und Konzernen ist auch, dass sich immer weniger junge Tierärztinnen und Tierärzte in eigener Praxis niederlassen wollen. Foto: studio v-zwoelf - stock.adobe.com zm112, Nr. 23-24, 1.12.2022, (2283) There is nosubstitutefor quality 65'=; <%; <097 022=9 /=7&7 .=97=22=') .49$8+"='70298#!*"= 1'53=;902 -;#'='7;=''=; &46 -;8"%!;98 ;::;1642;9 ,50(0'7+ 3=;&08'4': ' 8#7%;00 ' 24-9.64"%8.9& ' -93#7:;86 /!;.0 :$9 .00; +;6.00;) *5+ 3%! ,;9.&41( POLITIK | 41

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