Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm112, Nr. 23-24, 1.12.2022, (2292) kiefergymnastischen Übungen zur Lockerung der Kaumuskulatur und zum Wiederauffinden der ursprünglichen Bissposition habe sie regelmäßig durchgeführt. Die Tagesschläfrigkeit sei deutlich verringert und das Schnarchen habe sich fremdanamnestisch deutlich gebessert. Die klinische Untersuchung ergab keine auffälligen Befunde, insbesondere in Bezug auf Kaumuskulatur, Kiefergelenke oder Okklusion. Titrationsphase Die Anpassung einer UPS in der anschließenden Titrationsphase wird definiert als die Nachjustierung aufgrund schlafmedizinischer und zahnmedizinischer Erfordernisse. Sie beginnt nach einer erfolgreichen Eingewöhnungsphase und besteht in der Steuerung des Unterkiefer-Protrusionsgrades (Nachjustierung in bis zu Ein-Millimeter-Schritten) mit dem Ziel der Optimierung der schlafmedizinischen Wirkung, der Minimierung des Nebenwirkungsprofils und, als direkte Folge daraus, der Verbesserung der Adhärenz. Die Titrationsphase erfolgt in interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Arzt und Zahnarzt unter Berücksichtigung patientenbezogener Faktoren. Mit zunehmendem Ausmaß der Nachjustierung wird zwar eine erhöhte Wirksamkeit wahrscheinlicher, ohne dass allerdings ein linearer Effekt zwischen dem Ausmaß der Nachjustierung und der Wirksamkeit einer UPS besteht [Levine et al., 2018; Marklund et al., 2019]. Die Durchführung der Nachjustierung obliegt allein dem Zahnarzt. Zu den wichtigsten symptombezogenen Zielgrößen zählen das Schnarchen und die Tagesschläfrigkeit mit der Evaluation über analoge Scorings beziehungsweise Fragebögen (zum Beispiel Epworth Sleepiness Scale, ESS [Johns, 1991]). Die messtechnischen Zielgrößen ergeben sich aus der Evaluation polygrafischer Parameter mittels Ein- und Mehrkanalableitungen zur Messung unter anderem der Sauerstoffsättigung, des peripheren arteriellen Tonus, des Atemflusses, der Herzfrequenz und der Körperlage. Aufgrund des positiven Verlaufs der UPS-Therapie in der Eingewöhnungsphase wurde bei der Patientin aus dem Fallbeispiel entschieden, in der nun beginnenden Titrationsphase keine weitere Justierung in der Sagittalen durchzuführen und erst ein Abschwellen der Gewebe im Rachenbereich abzuwarten. Therapiephase Nachdem sich drei Monate nach Eingliederung der UPS die Symptome Schnarchen und Tagesschläfrigeit deutlich gebessert hatten, wurde die Titrationsphase beendet. Im zahnärztlichen Abschlussbericht wurden der Verlauf der Behandlung mit einer UPS bei einem sagittalen Vorschub von 5 mm, einer vertikalen Sperrung von 5 mm, Elastik-Ketten zum Mundschluss und die positive Entwicklung der Symptome beschrieben. Die zahnärztlichen Befunde waren unauffällig, es traten keine Schmerzen oder Veränderungen der Bisslage auf. Die Patientin führte regelmäßig ihre Kiefergymnastik durch und war sehr zufrieden. Sie wurde angewiesen, eine schlafmedizinische Abschlusskontrolle durchführen zu lassen, um die Ergebnisse der Behandlung zu objektivieren. Der schlafmedizinische Abschlussbericht acht Monate nach Eingliederung der UPS stellte ein gutes Therapieansprechen fest und konnte bestätigen, dass sich die klinischen Befunde – trotz leicht angestiegenem BMI von 24,4 kg/m2 – normalisiert haben. Die besonders belastende Tagesschläfrigkeit hatte sich deutlich gebessert (ESS = 6, vorher 13). Zur Objektivierung der Wirkung auf respiratorische und neurologische Parameter war eine Polysomnografie unter UPS-Therapie durchgeführt worden. Während einer Beobachtungszeit von 496 Minuten wurde für die atmungsassoziierte Beeinträchtigung des Schlafes ein RDI von 2,8/h gemessen (vorher 30,5/h). Die Sauerstoffsättigung lag im Mittel bei 94 Prozent (vorher 95 Prozent) und bei einem Minimum von 81 Prozent (vorher 64 Prozent). Bei 28 Entsättigungen ergab sich ein Entsättigungsindex (EI) von 3,4/h (vorher 29,7/h) Abb. 8–10: Digitale Beurteilung der registrierten UPS-Startposition vor Versand an das Labor Quelle: Horst Kares DR. HORST KARES Kares Zahnärzte Grumbachtalweg 9, 66121 Saarbrücken praxis@dr-kares.de Foto: privat 50 | ZAHNMEDIZIN

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