Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm112, Nr. 23-24, 1.12.2022, (2298) In seiner Begrüßungsrede ging Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer, auf die aktuellen gesundheitspolitischen Entwicklungen ein. Im Hinblick auf die Auswirkungen des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes für die systematische Parodontitistherapie in der GKV kritisierte Benz die verantwortlichen Politiker scharf. Die vereinbarte Therapiestrecke sei wissenschaftlich belegt sehr erfolgreich, die Zahnärzteschaft habe sich intensiv vorbereitet und nun komme die Politik mit der Aussage, das Geld stehe möglicherweise doch nicht zur Verfügung. Das sei „Wortbruch“, erklärte Benz. Trotz des politischen Gegenwinds zeigte er sich jedoch überzeugt, dass die systematische Parodontitistherapie „nicht sterben“ werde. In ihrer überaus engagierten Festrede plädierte Prof. Dr. Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, für eine Neujustierung der ethischen Orientierungsmaßstäbe bei der Umsetzung des Datenschutzes in Deutschland. Das Problem sei, dass mit dem Argument des Datenschutzes zu viel Innovation in der Digitalisierung ausgebremst werde. Buyx beklagte eine „hemmende Datenkultur“ und ein „Konglomerat von Verhinderung und Vermeidung“ in Deutschland. Deshalb dürften individuelle Rechte wie Freiheit und Selbstbestimmung nicht mehr absolut gelten, sondern müssten an kollektiven Maßstäben wie Gerechtigkeit, Solidarität, Schadensvermeidung und Wohltätigkeit „ausbalanciert“ werden. Sind homöopathische Therapieangebote ethisch vertretbar? Welche Rolle spielt die Ernährung in der Zahnmedizin? Ist Nachhaltigkeit utopisch? Welche Erkenntnisse bietet die Sportzahnmedizin? Auf viele Fragen gab es nicht nur eine Antwort. Neben den durch neues Wissen geschaffenen Chancen für eine bessere Diagnostik und Therapie wurde auch deutlich, wie unscharf noch unser Verständnis der biologischen Prozesse bei vielen Erkrankungen ist. SENSIBILISIERUNG ODER ALLERGIE Prof. Dr. med. Randolf Brehler (Münster) beschäftigte sich in seinem Vortrag mit der Frage „Wie verträglich sind dentale Werkstoffe?“. Eingangs erklärte er, dass Allergien auf zahnärztliche Werkstoffe in der Regel Kontaktallergien (Allergie Typ IV) seien. Es gebe über 4.000 Stoffe, die potenziell Kontaktallergien auslösen könnten. Davon sei Nickel als Verursacher von rund 16 Prozent aller Kontaktallergien am häufigsten vertreten. Man müsse allerdings zwischen Sensibilisierung und Allergie differenzieren. Nicht bei jeder Sensibilisierung bestehe auch tatsächlich eine klinisch relevante Allergie. Sensibilisiert seien immerhin 27 Prozent der Menschen in Europa, bemerkte Brehler. Häufig erfolge die Sensibilisierung nicht direkt durch zahnärztliche Werkstoffe, sondern durch vorherigen Hautkontakt mit einem potenziellen Allergen. Sensibilisierte Menschen würden dann eher auf zahnärztliche Werkstoffe reagieren. DEUTSCHER ZAHNÄRZTETAG 2022 Kritisch hinterfragt: Ethik – Biologie – Sport Viele „kleine“ Themen schaffen es nur selten in die Überschrift eines Zahnärztetages, weil dort nicht wenige Spezialisten, sondern die vielen Generalisten angesprochen werden sollen. Die Veranstalter des diesjährigen Deutschen Zahnärztetages hatten den Mut, den vermeintlichen Nischenthemen einen Rahmen zu geben. Und so bot der Online-Kongress am 11. und 12. November eine große Themenvielfalt. Die gemeinsame Klammer hieß „Kritisch hinterfragt“ und sollte die Relevanz für die klinische Praxis herausarbeiten. Bundeszahnärztekammer-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz wirft der Politik „Wortbruch“ in Sachen Parodontitistherapie vor. Quelle: Quintessenz Verlag 56 | ZAHNMEDIZIN

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