zm112, Nr. 23-24, 1.12.2022, (2328) ZUM TOD VON DR. GERD KNAUERHASE EIN TYP, EIN URGESTEIN – VIELSEITIG VERWENDBAR Der Typ Wer sich einen Norddeutschen – zudem noch stolzen Hansestädter – als spröde und wortkarg vorstellt, der verortete Gerd Knauerhase vorschnell als rheinische Frohnatur. Allenfalls seine Sprache verriet ihn dann. Legendär seine begnadete Begabung, mit rhetorischem Geschick und sprühender Lebensfreude seine Mitmenschen zu guter Laune zu bringen und sie bei dieser zu halten. Sein Repertoire an Witzen war unerschöpflich, und zu gern hörte man ihm zu, wenn er seine Ringelnatz-Gedichte rezitierte. Man suchte seine Nähe, sobald man ihn traf. Trübsal war dann schnell nicht mehr. Immer noch macht die Anekdote aus den Zeiten des gemeinsam von KZBV und BZÄK bewohnten Kölner Zahnärztehauses die Runde, wonach zum Mittagessen in der gemeinsam betriebenen Kantine, „Kasino“ genannt, immer zuerst der Tisch besetzt war, an dem Gerd Knauerhase saß. Das versprach beste Laune, ausgeprägte Harmonie, höchste Kurzweiligkeit. Und je mehr sich um ihn scharten, desto mehr sprühte seine Erzählkunst. Seinen meist milden Spott konnte man gut ertragen. Ich hatte das Glück, in den 90er-Jahren bei KZBV-Vorstands- und -Ausschusssitzungen neben ihm sitzen zu dürfen (Bremer sitzen und halten zusammen!). Vor den immer zu erwartenden Wortbeiträgen des Kollegen X schätzten wir vorab, wann der erstmals einen Gesetzesparagrafen aufrufen würde – nach 12 oder 19 Sekunden. Es war Spott mit offenem Visier, der Bespöttelte lachte später mit. Doch wenn er sich einmal richtig ärgerte, dann wurde Gerd Knauerhase auch mal deutlich und nicht nur die oder der Betroffene bekam es mit. Und wenn er sich über sich selbst ärgerte, blieb das zumindest dem engeren Kreis um ihn nicht verborgen. Introvertiert ist anders. Und reine Frohnatur auch. Mit Gerd Knauerhase ernsthafte Diskussionen nicht nur über Zahnmedizin und Standespolitik zu führen, hieß aufmerksam zuhören und ambitioniert einwenden oder gar gegenreden zu müssen. Dass Hanseaten und übrige Flachländer auch dynamisch und dabei stilistisch sauber Skifahren können, mag für viele unvorstellbar sein. Gerd Knauerhase konnte. Und das meist vorneweg! Falls er in seiner Zeit als langjähriger Kongressleiter des Davoser Fortbildungskongresses des FVDZ mal zum Skifahren kam, war jedem Mitfahrer klar, wer vorn und voraus fuhr. Auch die womöglich noch Besseren wagten lieber nicht, ihn zu überholen. Nicht nur, weil er in der Regel der Älteste der Truppe war. Großzügiger in der Reihenfolge war er stets im Freundeskreis, wenn zum Beispiel die alljährlichen OldtimerFahrten, meist im Sauerland, anstanden. Für einen Hanseaten standesgemäß im englischen Roadster musste es dann nicht vorneweg sein – zunehmend altersmilde fuhr er auch in der Kolonne, obwohl er beim Autofahren immer noch eher den „heißeren Reifen“ mochte. Die schäumende Lebensfreude fand ein jähes Ende, als zu Beginn des neuen Jahrtausends seine beiden Söhne innerhalb von nicht mal sechs Wochen nacheinander unvermittelt verstarben. Von diesem Schicksalsschlag sollte er sich kaum erholen. Das Urgestein Gerd Knauerhase wurde am 7. Januar 1938 in Bremen geboren. Schon vor dem Abitur war klar, dass er Zahnmedizin studieren und einmal die väterliche Praxis übernehmen würde. Nach dem Studium in Münster 1962, Wehrdienst als Oberstabsarzt, Assistenzzeit wieder in Münster und anschließender Tätigkeit in der MKG-Abteilung des Klinikums Bremen-Mitte ließ er sich 1967 in der väterlichen Praxis nieder. Seit 1971 gehörte er dem Freien Verband Deutscher Zahnärzte an, der seine berufspolitische Heimat und ideelle Basis seiner standespolitischen Überzeugungen und Ziele werden sollte. Diesem einen Standbein seines Engagements für den Berufsstand folgte das zweite in den 80erJahren in der zahnärztlichen Selbstverwaltung im Land Bremen. Es gelang ihm über all diese Jahre überzeugend, den vermeintlichen Spagat zwischen diesen freiberuflich geprägten Zielen und den vielfach einengenden LimitierunFoto: KZV Bremen 86 | PERSÖNLICHES
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