nun die Belichtungszeit gegenüber dem in der Bedienungsanleitung für d = 0 angegebenen Wert verdoppelt wird, ergibt sich folglich eine ausreichende Sicherheitsreserve, denn das wäre eigentlich erst ab 50 Prozent Energieverlust zwingend nötig. Geht es nicht schneller? Nun müssen die Patienten und das zahnärztliche Team für Belichtungszeiten von 20 oder 40 Sekunden schon eine gewisse Geduld mitbringen. Der eine oder andere mag sich daher fragen: Geht es nicht ein bisschen schneller? Einige Polymerisationslampen bieten die Option einer „Schnellhärtung“; diese soll in nur wenigen Sekunden erfolgen. Dafür muss das Füllungsmaterial (genauer: das Initiator-System) die hohe Photonen-Dosis allerdings in dieser kurzen Zeit aufnehmen können, was nicht per se gegeben ist. Daher der Tipp: bei der betreffenden Polymerisationslampe selbst prüfen, ob für die Schnellhärtung in Kombination mit spezifischen Füllungswerkstoffen von Experten begutachtete („peer-reviewed“) Veröffentlichungen zu finden sind. Klinisch gesehen hat die Schnellhärtung in bestimmten Fällen ihre Berechtigung, zum Beispiel bei unruhigen Patienten oder bei einem schwierigen Zugang zur Füllung. Es gibt dafür heute spezielle Materialien, die eigens auf eine Schnellhärtung hin entwickelt worden sind (sogenanntes RAFTKonzept) [Blunck und Ilie, 2022]. Es bleibt dabei allerdings das Risiko von kleinen Unachtsamkeiten, zum Beispiel von unbeabsichtigten Handbewegungen, die in einem Zeitraum von fünf Sekunden stärker als Beeinträchtigung der adäquaten Aushärtung ins Gewicht fallen als bei 20 Sekunden Polymerisationsdauer. Eine spezielle Lampe weist durch kleine Vibrationen auf Abweichungen von der beim Einschalten eingenommenen Position hin. Der Fehler kann dann durch eine verlängerte Belichtung wieder wettgemacht werden. Unterschiede zwischen Polymerisationslampen bestehen auch in der Lichtleitung. Bei Turbolichtleitern ist beispielsweise zu beachten: Sie verjüngen sich zur Spitze hin („Turbo-Tip“), bündeln daher das Licht am Lichtaustrittsfenster, streuen dann aber danach umso stärker, so dass die Bestrahlungsstärke auf der Oberfläche der Füllung mit zunehmendem Abstand besonders stark abnimmt [Blunck und Ilie, 2022]. Auch können die Lichtleiter am Lampenkopf unterschiedlich abgewinkelt sein, was für die Einhaltung des Ideal-Einstrahlwinkels von 0 Grad wichtig sein kann, besonders bei schwierigem Zugang. Alternativ wird bei bestimmten Modellen ganz auf Lichtleiter verzichtet. Stattdessen sind die Leuchtdioden direkt in die Spitze des Lichtaustrittsfensters integriert. Die Flachbauweise kann den Zugang zur Kavität erleichtern. Und bei Verzicht auf die (stoßempfindlichen) Lichtleiter ist es auch nicht ganz so schlimm, wenn das Gerät einmal versehentlich fallen gelassen wird. Aus Gründen der Arbeitssicherheit gehört zur Polymerisationslampe auch ein geeigneter Augenschutz durch Orangefilter. Diese sollen durch Herausfiltern von blauem Licht die Netzhaut vor Schäden bewahren. Ideal geeignet sind dafür Schutzbrillen. Fazit für die Praxis Es lohnt sich, sich auf der IDS nach den Polymerisationslampen umzuschauen. Ein einfach abzufragendes Gütekriterium ist übrigens der Preis im Zusammenhang mit dem Durchmesser des Lichtaustrittsfensters: Große Lichtaustrittsfenster stellen eine technische Herausforderung dar, die nur mit hochwertigen optischen und optomechanischen Präzisionsbauteilen bewältigt werden kann. Leistungsfähige Technologie ist jedoch meist etwas teurer - insofern unterscheidet sich die Medizintechnik nicht von anderen techniksensitiven Branchen. IDS-VORSCHAU Vier Artikel, verteilt über vier Ausgaben, stimmen auf die IDS im März ein: Teil 1 (zm 1-2/2023): Lichthärtung Teil 2 (zm 3/2023): Befundung mit dem Scanner Teil 3 (zm 4/2023): Periimplantitis Teil 4 (zm 5/2023): Endodontie, mit dem Schwerpunkt Lupenbrillen Transluzent, opak, unterschiedliche Einfärbungen: All dies hat Einfluss auf die erforderliche Polymerisationszeit. Foto: Koelnmesse / IDS Cologne / Harald Fleissner zm113 Nr. 01-02, 16.01.2023, (22) 22 | ZAHNMEDIZIN
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