Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 1-2

38 | ZAHNMEDIZIN einer Socket-Seal-OP oder einer Sofortimplantation. Eine Alternative ist die Augmentation mit porciner Kollagenmatrix oder auch porciner azellulärer dermaler Matrix (PADM). PADM ermöglicht eine Augmentation von Weichgewebe und eine Verbreiterung von fixierter Mukosa. Vorteile sind die unbegrenzte Verfügbarkeit und eine geringere Morbidität. ZA Maximilian Jentsch, Berlin Session „Hartgewebeaugmentation“ In dieser Session wurden verschiedene Aspekte der Anwendung von auto-, xeno- und allologen Knochenersatzmaterialien erläutert. Dr. Frank Zastrow aus Heidelberg berichtete über die vertikale und horizontale Augmentation mit autologen Schalentransplantaten. Laut aktueller Studienlage zeigen die autologen Augmentate eine vertikale Resorption von weniger als 1 mm. Diese können klassischerweise mit einer Mikrosäge oder Ultraschallinstrumenten im Bereich des Ramus gewonnen werden. Demonstriert wurde unter anderem eine Technik mit der Anwendung eines modifizierten Trepanbohrers. Somit kann bei einem peripheren Ansatz mit der Eindringtiefe des Trepanbohrers von zehn Prozent ein Semilunar-Schall-Block entnommen werden. Solch ein abgerundetes Transplantat sorgt für eine niedrige Dehiszenzrate. Sollten Dehiszenzen doch auftreten, ist ein autologes Augmentat im allgemeinen leichter zu retten. Prof. Dr. Stefan Fickl aus Fürth berichtete über die GBR-Technik mit xenogenen Materialien, die bei größeren Defekten mit zusätzlichen, horizontal angebrachten Osteosynthesenschrauben stabilisiert werden sollen. Laut aktuellen Studien gibt es keinen Unterschied zwischen allogenem und xenogenem Knochenersatzmaterial im Sinne von vertikalem und horizontalem Knochenvolumenzuwachs, der im Durchschnitt im Bereich vom 3,7 ± 1,2 mm mit partikuläremMaterial zu erreichen ist. Zur Verbesserung von xenogenem Knochenaugmentat kann dieses mit zehn Prozent autologen „Knochenchips“ vermischt werden. Außerdem kann Hyaluronsäure zur Erhöhung der Vaskularisation verwendet werden. Dr. Frank Maier aus Tübingen sprach zum Thema „Allogene Knochenersatzmaterialien“. Hier stehen allogene Spongiosa und Kortiko-SpongiosaBlöcke zur Verfügung. Der SpongiosaAnteil dient als Platzhalter mit konfluierendem Kanalsystem, während die Kortikalis für den Resorptionsschutz sorgt. Laut aktuellen Studien ist der Unterschied im Knochenzuwachs zwischen autogenen und allogenen Materialien nicht signifikant. Die allogenen Knochenblöcke haben eine geringe Morbidität, eine bessere Adaptation amKnochenlager, besonders wenn diese im Vorfeld demineralisiert sind, und erlauben die Durchführung von größeren Eingriffen unter Lokalanästhesie. Alle drei Materialgruppen können zum klinischen Erfolg führen, wenn sie korrekt verwendet werden. PD Dr. Alexey Unkovskiy, Berlin Session „Prothetischer Workflow“ Dr. Oliver Hugo (Schweinfurt), PD Dr. Guido Sterzenbach (Berlin) und Prof. Dr. Petra Gierthmühlen (Düsseldorf) referierten über den prothetischen Workflow in der Implantatprothetik. Bei der prothetischen Versorgung von Implantaten wird generell zwischen einer Sofort-, einer Früh- und einer Spätbelastung unterschieden. Dabei können die Begrifflichkeiten „Versorgung“ und „Belastung“ gleichgesetzt werden, zumal bei einer prothetischen Versorgung, unabhängig von den Okklusionskontakten, eine Belastung in der Mundhöhle einhergeht. Beim Konzept der Sofortversorgung erfolgt das Einsetzen einer provisorischen Versorgung direkt nach Implantatinsertion. Implantate können erfolgreich sofortbelastet werden, wenn diese eine Primärstabilität von mindestens 35 Ncm vorweisen und eine präzise Planung der Implantatposition und des darauf abgestimmten Zahnersatzes mithilfe von Backward-Planning erfolgt. Eine Frühbelastung von Implantaten, die eine Belastung in dem Zeitraum von einer Woche bis zu zwei Monaten nach Implantatinsertion darstellt, dient lediglich der Ausformung der Weichgewebe. Der Augmentationsbedarf und die patientenbezogenen Risikofaktoren sollten in der Entscheidungsfindung für eine Sofortimplantation mit Sofort- oder Frühbelastung berücksichtigt werden. In der Literatur gibt es valide Protokolle für eine Spätimplantation mit Spätversorgung und nur klinisch gut dokumentierte Fälle für eine Sofort- und Frühbelastung bei Sofortimplantationen. Dr. Maren Soetebeer, Berlin Posterpräsentationen standen an beiden Kongresstagen auf dem Programm. Foto: Bert Bostelmann/DGI ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. zm113 Nr. 01-02, 16.01.2023, (38)

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