zm Nr. 03, 01.02.2023, (134) 40 | POLITIK MIT DEM STRUKTURFONDS GEGEN DROHENDE VERSORGUNGSENGPÄSSE 30.000 Euro Startkapital — nicht nur Sonneberg erwartet Sie! Wegen des demografischen Wandels kann es künftig auch in der Zahnmedizin zu lokaler Unterversorgung kommen, gerade in „strukturschwachen ländlichen“ und „sozial schwachen städtischen" Räumen, prognostiziert die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV). Doch was heißt das konkret? Der Blick in die Regionen zeigt, wie unterschiedlich die Gegebenheiten vor Ort tatsächlich sind. Sonneberg, die traditionsreiche Spielzeugstadt am Südhang des Thüringer Waldes hat viel zu bieten: Geschichte, Kunst, Kultur, aufwendig sanierte Sakralbauten, wunderschöne Wanderwege. Ein Ort, der Touristen anlockt und zum Entspannen einlädt — und in dem gleichzeitig keine ausreichende kieferorthopädische Versorgung mehr sichergestellt ist. Knapp 200 Kilometer entfernt: Leipzig, Sachsen. Ein attraktiver Hochschulstandort, aber laut der KZV Sachsen ebenfalls von Unterversorgung bedroht. Nochmal 300 Kilometer weiter: Prignitz, Brandenburg. Dörfliche Idylle in der Mark, wunderschöne Landstriche mit großer Lebensqualität — aber bereits heute ist eine kritische Versorgungsstruktur erkennbar. „Es liegt nicht an den Gebieten, es handelt sich vielmehr um eine multifaktorielle Problemlage", sagt Dr. Eberhard Steglich, Vorstandsvorsitzender der KZV Brandenburg. Ursachen dafür seien hauptsächlich der demografische Wandel, die überbordende Bürokratie und der Trend zur Anstellung – Stichwort Work-Life-Balance. „Für das Land Brandenburg kommt noch das Fehlen einer zahnmedizinischen Fakultät dazu", so Steglich. Die KZV Sachsen sieht das ähnlich. Im Freistaat sind nicht nur ländliche Regionen betroffen. Auch Leipzig und Dresden als exzellente Hochschulstandorte werden von Unterversorgung bedroht sein. „Aufgrund fehlender oder nur gering ausgebauter Infrastruktur erscheinen manche Regionen als Niederlassungsstandort für junge Zahnärzte wenig attraktiv", erklärt die KZV Sachsen auf Anfrage. Zu wenig Nachwuchs und zu viele Zahnärzte im Rentenalter Die Gründe für die drohende Unterversorgung sind vielfältig – ebenso die Maßnahmen, die von vielen KZVen und Landeszahnärztekammern teils schon vor Jahren ergriffen wurden: Von Beratungsangeboten für Niederlassungswillige über groß angelegte Öffentlichkeitskampagnen bis hin zu organisierten Stammtischrunden ist alles dabei. Seit knapp zwei Jahren steht den KZVen ein weiteres Instrument zur Verfügung: Die Gründung eines Strukturfonds zur Sicherstellung der vertragszahnärztlichen Versorgung gemäß § 105 SGB V. Lange hatte die KZBV dafür gekämpft. Stadtkern von Sonneberg Foto: Val Thoermer
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