44 | ZAHNMEDIZIN FORTBILDUNG „DIE ZWEITE CHANCE“ Patientenspezifische Gerüstimplantate als Chance für schwierige Fälle Nils-Claudius Gellrich, Björn Rahlf, Philipp Jehn, Philippe Korn Die Autoren der Medizinischen Hochschule Hannover stellen hier ein Konzept der oralen Rehabilitation mit einem dort entwickelten patientenspezifischen Gerüstimplantat (IPS Implants® Preprosthetic) vor. Der Eingriff kann ambulant einzeitig ausgeführt werden und benötigt keine vorhergehenden Knochenaufbauten. Mit den vorliegenden klinischen Erfahrungen kann das Verfahren jetzt für den breiteren Einsatz empfohlen werden. Die zahnärztliche Implantologie zählt zu den entscheidenden Errungenschaften der modernen Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde. Neben dem überzeugenden Vorteil der festen Verankerung eines Zahnersatzes mit Kaukrafteinleitung in den Knochen gibt es die Limitation, dass die biologisch adäquate Verankerung von konfektionierten dentalen Implantaten allwandig hinreichend vaskularisierten Knochen benötigt sowie eine adäquate Formung des periimplantären Weichgewebes. Nur dadurch ist langfristig eine stabile Relation vom alloplastischen Zahnimplantat zum Umgebungsknochen und wiederum zum ummantelnden Weichgewebe zu gewährleisten — was eine vollständige Funktion auch im Zusammenspiel mit den angrenzenden anatomischen Einheiten (zum Beispiel Wange, Lippe, Mundboden) ermöglicht. In den Fällen jedoch, wo das Knochenangebot im Hinblick sowohl auf die erforderliche Position als auch auf die Menge nicht hinreichend ist, kommen klassischerweise die sogenannten präimplantologischen Augmentationsverfahren zum Tragen; diese reichen vom partikulären Material bis hin zum mikrovaskulären Knochentransfer. In allen Fällen bedeutet dies allerdings, dass zunächst ein Knochenlager sowohl für die geplanten Implantatpositionen und auch im Hinblick auf die biomechanische Belastung des Gegenkiefers geschaffen werden muss, was in der Gesamtbetrachtung eine Rehabilitationsphase von bis zu einem Jahr bis zum definitiven Zahnersatz bedeuten kann [Rossetti et al., 2010; Mertens et al., 2017; Nguyen et al., 2019; De Santis et al., 2004; Schlund et al., 2016; Nocini et al., 2011; Wortmann et al., 2019; Gössweiner et al., 1999; Neyt et al., 1997; Schliephake et al., 1997; Soltan et al., 2005; SchrammA et al., 2000; Rachmiel et al., 2017]. In diesem Beitrag wird ein innovatives Verfahren vorgestellt, das von den Autoren vor nunmehr acht Jahren in die klinische Routine überführt wurde. Es beruht auf dem Einsatz eines individuell geplanten und erstellten Gerüstimplantats, das anders als konventionelle Implantate defektfern knöchern veranDr. med. dent. Björn Rahlf, Medizinische Hochschule Hannover, Klinik und Poliklinik für Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie, Carl-Neuberg-Str. 1, 30625 Hannover und Zahnärzte im Provianthaus, Dr. Björn Rahlf und Kollegen Materialhofstr. 9, 24768 Rendsburg Foto: V. Pawlaczyk MKG-Chirurgie MHH PD Dr. med. Dr. med. dent. Philipp Jehn, Geschäftsführender Oberarzt Medizinische Hochschule Hannover, Klinik und Poliklinik für Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie, Carl-NeubergStr. 1, 30625 Hannover Foto: Viola Pawlaczyk EIGENE PATIENTENFÄLLE MIT GERÜSTIMPLANTATEN Oberkiefer Unterkiefer Anzahl ♂ ♀ ♂ ♀ Tumor 15 11 10 9 45 Atrophie 7 12 1 20 LKG 3 3 6 Trauma 2 2 Nekrose 1 1 2 4 Andere 1 1 ∑ 28 28 10 12 78 Tab. 1 zm Nr. 03, 01.02.2023, (138)
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