Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 3

46 | ZAHNMEDIZIN versorgung durch ein verschraubtes metallarmiertes Provisorium für die ersten drei Monate (Abbildung 3). Der definitive Zahnersatz wurde auf vier Teleskopen gaumenfrei als abnehmbare Brücke im Oberkiefer erstellt (Abbildung 3C). Dadurch sind optimale Hygienevoraussetzungen bei festem Halt des Zahnersatzes gewährleistet unter Einbeziehung der Gestaltungsmöglichkeiten einer klassischen Cover-Denture (Abbildung 3D). Beispiel 2: Massives Hartund Weichgewebedefizit im Oberkiefer Bei einer 89-jährigen Patientin bestand nach Verlust von im vormals transplantierten Beckenkamm verankerten Zahnimplantaten im Oberkiefer und mittlerweile Prothesen-Unfähigkeit nach Komplettverlust der ehemaligen implantatgetragenen dentalen Rehabilitation zusätzlich eine massive Pseudoklasse III (Abbildung 4A); die Patientin hatte den Wunsch nach einer kaufunktionell belastbaren Rehabilitation, um so ihren 90. Geburtstag begehen zu können. Die Abbildungen 4B und 4C zeigen die klinische und radiologische Ausgangslage. Intraoperativ erfolgte – wie bei möglichst allen Patienten im Oberkiefer zu empfehlen – ein Advancement-Flap im Sinne eines posterior periostgeschlitzten vestibulären Mukoperiostlappens um je 1 bis 1,5 cm pro Seite nach anterior einhergehend mit einer Vorverlagerung des Bichat’schen Fettpfropfens zur weichgewebigen balkonartigen Abschirmung der bukkalen Seite der Gerüstanteile (Abbildung 4D). Dies ist hilfreich, um die Funktion der Wangeneinheit gegenüber den Implantatpfosten abzuschirmen. Durch 2–0-Vicrylnähte lässt sich der Bichat’sche Fettpfropf am Hartgaumen oder am Gerüstimplantat selber verankern. Der definitive Zahnersatz bestand aus einer steggetragenen gaumenfreien CoverDenture. Der Patientenwunsch nach voller Kaufunktionsrehabilitation zum 90. Geburtstag konnte vollständig durch den einzeitigen ambulanten Eingrifferfüllt werden, ohne dass eine Knochen- oder Weichgewebetransplantation im Vorfeld erforderlich war – trotz massivem Hart- und Weichgewebedefizit imOberkiefer! Beispiel 3: Frustrane Rehabilitationsversuche im Unterkiefer Bei einem 61-jährigen Patienten bestand ein Alveolarfortsatzverlust im anterioren Unterkiefer aufgrund multipler frustraner Rehabilitationsversuche mit implantatgetragenem Zahnersatz alio loco. Knöcherne und weichgewebige Rekonstruktionen wurden zugunsten einer einzeitigen, ambulant durchgeführten Insertion eines IPS Implants® Preprosthetic mit zwei Implantatpfosten abgelehnt. AbAbb. 2: Klinische intraorale Situation (A) und koronares Schnittbild aus dem DVT-Datensatz einer Patientin mit massiver Oberkieferatrophie (*) und disloziertem Knochenersatzmaterial nach beidseits durchgeführtem Sinuslift alio loco (B): Nebenbefundlich kommt im Unterkiefer links ein suprastrukturgehaltenes Implantat ohne Kontakt zum Kieferkörper zur Darstellung (Pfeil). Foto: V. Pawlaczyk, MKG-Chirurgie MHH Abb. 1: Beispiele für Indikationen zur Versorgung mit Gerüstimplantaten: A und B zeigen die Planung eines IPS Implants® Preprosthetic (A) und die klinische intraorale Situation (B) nach postablativem Oberkieferdefekt bei einem Tumorpatienten; der schwarze Pfeil markiert die massive sagittale Diskrepanz der postablativen Pseudoklasse III. Bemerkenswert ist der transoral nach präaurikulär geführte Bügel mit Verankerung an der lateralen Schädelbasis rechts (A). Mit * ist in B der Übergang des mikrovaskulären Weichgewebetransplants zur Mundschleimhaut markiert, der weiße Pfeil zeigt eine persistierende oronasale Fistel. C stellt die intraorale Ausgangssituation bei einem älteren, multipel voroperierten LKG-Patienten dar. D zeigt das koronare Schnittbild aus einem DVT-Datensatz nach vorangegangenem Implantatverlust bei einem hoch atrophen Oberkiefer mit vollständig fehlenden Alveolarfortsätzen. Foto: V. Pawlaczyk, MKG-Chirurgie MHH zm Nr. 03, 01.02.2023, (140)

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