Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 3

zm Nr. 03, 01.02.2023, (151) ZAHNMEDIZIN | 57 tion keine nennenswerte knöcherne Regeneration festzustellen war, wurde eine zweizeitige Implantation nach Knochenaugmentation mithilfe dünner Knochenscheiben aus dem Kieferwinkel geplant. Die Entnahme erfolgte mit oszillierenden Instrumenten (Piezosurgery). Der Knochenblock wurde in dünne Scheiben geschnitten und mit Osteosyntheseschrauben am Alveolarfortsatz fixiert (Abb. 3e). Darüber wurden die Weichgewebe dicht vernäht. Weitere fünf Monate später erfolgte die Schraubenentfernung und die Implantation von zwei BoneLevel-Implantaten in regio 12 und 22 mit geschlossener Einheilung (Abb. 3f und 3g). Bei der Implantatfreilegung weitere sechs Monate später wurden die Weichgewebsdefizite im Brückengliedbereich durch ein kombiniertes Bindegewebs-/Schleimhauttransplantat aufgefüllt und gleichzeitig die keratinisierte periimplantäre Gingiva und Alveloarmukosa verbreitert (Abb. 3h und 3i). Die prothetische Versorgung erfolgte erst weitere drei Monate später, nach dem Konsolidieren der Weichgewebe. Die umfangreichen Augmentationsmaßnahmen konnten das transversale Weichgewebsdefizit vollständig kompensieren, während das verbleibende vertikale Defizit zu zervikal etwas längeren Kronen und Brückengliedern führte. Aufgrund der guten Abdeckung durch die Oberlippe kann das ästhetische Ergebnis als zufriedenstellend bewertet werden (Abb. 3j bis 3l). Prognose nach vorangegangenem Misserfolg Die im Rahmen der Fallbeispiele gezeigten Nachimplantationen waren zwar bisher erfolgreich und könnten als Vorlage dienen. Für eine rationale Entscheidungsfindung und die Aufklärung der betroffenen Patienten sollten jedoch zusätzlich belastbare Daten zur Prognose von nachimplantierten Implantaten herangezogen werden. Auch für den Implantologen sind Kenntnisse über zusätzliche Risikofaktoren bei Patienten mit vorangegangenem Implantatverlust hilfreich, bevor ein zweiter Anlauf genommen wird. Aus einer prospektiv dokumentierten Studie wurden im Rahmen einer Risikoanalyse 1.131 Patienten, darunter 599 Männer, im Alter von 60,94 +/- 12,1 Jahren einbezogen, die in der Abteilung für Zahnärztliche Prothetik am Universitätsklinikum Heidelberg 2.801 Implantate erhielten und prothetisch versorgt wurden. Davon wurden bei 59 Patienten insgesamt 137 Implantate inseriert, nachdem bereits mindestens ein Implantatverlust aufgetreten war. Die Prognose dieser 137 nachimplantierten Implantate wurde mit den 2.664 anderen Implantaten verglichen, die in der Kontrollgruppe von 1.072 Patienten ohne vorangegangenen Implantatverlust gesetzt worden waren. Berücksichtigt wurden nur Implantate, die nach einem konventionellen Belastungsprotokoll (UK≥3Monate, OK≥6 Monate) versorgt waren. Während des Beobachtungszeitraums von bis zu 15 Jahren gingen 11 Implantate (8 Prozent) in der experimentellen Gruppe und 74 Implantate (2,5 Prozent) in der Kontrollgruppe verloren. Die kumulative Überlebensrate nach zehn Jahren fiel mit 86,5 Prozent für die experimentelle Gruppe signifikant niedriger aus als für die Kontrollgruppe mit 95,6 Prozent (Abbildung 4). Demnach können nach vorangegangenem Verlust Implantate mit einer akzeptabImplantatüberleben (Jahre) 12 11 10 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Kumulatives Überleben 1,0 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 Überlebensfunktionen zensiert zensiert Nachimplantiert Kontrollgruppe Gruppierung Abb. 4: Überlebenskurven für Implantate, die nach vorangegangenem Implantatverlust inseriert wurden (rot) und für Implantate bei Patienten ohne Verlusthistorie (Kontrollgruppe, blau). Implantatüberleben (Jahre) 15 14 13 12 11 10 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Kum. Überleben 1,0 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 Überlebensfunktionen zensiert zensiert ja nein Augmentation Abb. 5: Überlebenskurven für Implantate, die in Kombination mit simultanen Augmentationsverfahren inseriert wurden (rot), und für konventionell gesetzte Implantate (blau).

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=