Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 3

zm Nr. 03, 01.02.2023, (152) 58 | ZAHNMEDIZIN len Prognose inseriert werden; die um circa neun Prozent höhere Zehnjahresverlustrate für die nachimplantierten Implantate ist jedoch zu berücksichtigen [Leisner et al, 2021]. In beiden Gruppen wurde ein hoher Anteil (> 62 Prozent) in Kombination mit simultanen Augmentationsverfahren inseriert. Die Notwendigkeit zum Einsatz von Augmentationen erhöhte das langfristige Verlustrisiko ebenfalls. Nach zehn Jahren fiel die Überlebenskurve für Implantate, die in ausreichendem Knochenvolumen ohne Einsatz von simultanen Augmentationstechniken inseriert waren, mit einer Überlebenswahrscheinlichkeit von 96,9 Prozent günstiger aus als bei Implantationen mit simultaner Augmentation (93,6 Prozent, Abbildung 5). Diskussion der Therapieoptionen Die drei ausgewählten Patientenfälle zeigen ein weites Spektrum von Defiziten am knöchernen Alveolarfortsatz und im Bereich des Weichgewebes, das nach Implantatverlusten auftreten kann. Da Implantate selbst bei einer minimalen Restverankerung von wenigen Gewindegängen im Knochen klinisch fest sind, ist für die schonende Explantation das Umbohren mit einem passenden Trepanbohrer mit minimal (+ 0,1 mm) größerem Innendurchmesser empfehlenswert. Die Infektion wird mit der Explantation zuverlässig beseitigt. Das Regenerationsvermögen des knöchernen Alveolarfortsatzes unterliegt jedoch großen individuellen Schwankungen. Inwieweit sich das zusätzliche Einbringen von körpereigenen Wachstumsfaktoren oder Fremdmaterial positiv auswirkt, sollte in prospektiven Studien unter Einbeziehung sinnvoll ausgewählter Kontrollgruppen überprüft werden. Nach eigenen klinischen Erfahrungen ist die Entfernung der bakteriell besiedelten Fremdkörper und das lastfreie Abheilen entscheidend für eine komplikationslose Wundheilung und die knöcherne Regeneration. Daher ist für die Interimslösung auf eine möglichst gut abgestützte Prothese (wie in Fall 1) oder ein festsitzendes Provisorium (wie in Fall 2) zu achten. Jeder erhaltene Kieferkammabschnitt kann Ausgangspunkt für eine knöcherne Regeneration werden. Eine weitere Reduktion durch Glätten des Kieferkamms sollte daher unterbleiben. Scharfe Knochenkanten können auch durch Regeneration abrunden, solange keine schlecht verankerte Interimsprothese zu einer Schleimhautperforation führt. Bei kleinen Lücken kann eine Nachimplantation häufig vermieden werden, insbesondere wenn belastbare Pfeilerzähne oder Implantate in der Nähe zur Verankerung genutzt werden können. Aktuelle Studien zeigen, dass sich die Prognose von kombiniert Zahn-Implantat-gestützten Brücken nicht von rein Implantat-gestützten Brücken unterscheidet [Rammelsberg, 2021]. Durch ein Bindegewebstransplantat können Weichgewebsdefekte kompensiert werden, um ästhetische Kompromisse zu reduzieren (wie in Fall 2). Fehlen nach dem Implantatverlust belastbare Pfeiler im Bereich der Lücke, so ist die Nachimplantation eine gute Option, die mit einer etwas reduzierten Überlebensrate von unter 90 Prozent nach zehn Jahren verbunden ist. Häufig ist im Rahmen der Re-Implantation eine Augmentation zur Kompensation der knöchernen Defizite nötig, die jedoch meist simultan und minimalinvasiv erfolgen kann. Die Implantation in Kombination mit simultaner Knochenaugmentation verschlechtert die Prognose geringfügig [Tran et al., 2016; Leisner et al, 2021], insbesondere wenn mehrere Techniken gleichzeitig zum Einsatz kommen [Rammelsberg et al., 2012]. Im Einzelfall können jedoch auch extrem belastende und mehrzeitige Augmentationen des Alveolarfortsatzes und der Weichgewebe nötig werden, die sich über bis zu zwei Jahre hinziehen (wie in Fall 3). Minimierung der Folgen von Implantatverlusten Aufgrund der Zunahme von implantatverankerten Versorgungen ist auch mit zunehmenden Implantatverlusten zu rechnen. Daraus resultieren immer mehr oder weniger ausgeprägte Knochendefizite. Eine implantatverankerte Zweitversorgung ist häufig möglich, aber in der Regel mit zusätzlichen Augmentationen und längeren Wartezeiten für die Konsolidierung von Knochentransplantaten und der umgebenden Weichgewebe verbunden. Daher sollten schon bei der Planung der Erstimplantation die negativen Folgen eines potenziellen Implantatverlusts berücksichtigt und so weit wie möglich reduziert werden. Folgende Maßnahmen kommen hierfür infrage: „ Vermeidung von überdimensionierten Implantaten: Je geringer die Implantatlänge und der Durchmesser sind, desto geringer ist der Knochendefekt durch eine Periimplantitis und die Explantation. Ein Durchmesser von circa 4 mm und eine Implantatlänge von 8-10 mm sind häufig ausreichend und bei den meisten Herstellern mit keinerlei Indikationseinschränkung für die prothetische Suprastruktur verbunden. „ Vergrößerung der Abstände zu benachbarten Strukturen: Die Abstände sollten so gewählt werden, dass selbst beim Einsatz eines Trepanbohrers der Nachbarzahn beziehungsweise ein benachbartes Implantat nicht geschädigt wird. Bei konischen Implantaten oder stufenzylindrischen Implantatformen muss die Größe des Trepanbohrers an den größten Implantatdurchmesser angepasst werden. Zu beachten ist außerdem, dass der minimale Sicherheitsabstand für die Implantation bei konischen Implantaten und bei Implantaten mit ausladenden aggressiven Gewinden noch nicht den nötigen Abstand für die Explantation gewährleistet. „ Belassen von Kieferkammabschnitten ohne Implantate: Diese Abschnitte können bei Implantatverlust zur Nachimplantation genutzt werden und als Ausgangspunkt für die Regeneration von Knochendefekten nach der Explantation dieZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden.

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