Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 3

zm Nr. 03, 01.02.2023, (162) 68 | ZAHNMEDIZIN fort mögliche Belastung, um die orale Funktion und Ästhetik des Patienten nach der Operation wiederherzustellen [Tuminelli et al., 2017, Bedrossian und Bedrossian, 2019]. In der Literatur wird dazu eine Häufigkeit von 22 bis 90 Prozent angegeben, wobei neuere Studien einen klaren Trend zur Sofortversorgung zeigen — ohne signifikante Unterschiede im Implantatüberleben [Chrcanovic et al., 2016]. Trotz der hohen evaluierten Überlebensraten sollten die potenziellen chirurgischen, biomedizinischen und prothetischen Komplikationen diskutiert und abgewogen werden. Davó et al. führten die erste randomisierte kontrollierte Studie durch, in der die Behandlung mittels Zygomaimplantaten mit der konventionellen Implantatbehandlung im augmentierten Oberkiefer verglichen wurde. Die Autoren kamen zu der Schlussfolgerung, dass bei sofortbelasteten Zygoma-Implantaten weniger prothetische Komplikationen, höhere Implantatüberlebensraten, kürzere Behandlungszeiten und eine bessere Patientenakzeptanz auftraten [Davo et al., 2018]. Kritisch muss allerdings angemerkt werden, dass die Verwendung von Zygoma-Implantaten auch Risiken birgt wie die Entwicklung einer Sinusitis maxillaris, oroantraler Fisteln, infraorbitaler Parästhesien und einer schwierigen prothetischen Anpassung. Postoperative Risiken Sinusitis maxillaris Die Inzidenz einer postoperativen Sinusitis wird mit bis zu zehn Prozent angegeben, wobei es in den meisten Fällen keine klinischen Symptome gibt. Daher sollte die präoperative Diagnostik eine klinische und radiologische Untersuchung der Kieferhöhlen und anderer Nasennebenhöhlen umfassen, insbesondere bei Patienten mit einer Kieferhöhlenentzündung in der Anamnese. Bei starken Rauchern oder bei unbehandelter Sinusitis wird derzeit keine Insertion von Zygoma-Implantaten empfohlen [Andre und Dym, 2021]. Die postoperative Behandlung einer symptomatischen Kieferhöhlenentzündung beginnt mit der Gabe von Antibiotika. Wenn die konservative Behandlung unwirksam ist oder die Erkrankung rezidiviert, sollte eine nasale Endoskopie in Betracht gezogen werden, um den mittleren Nasengang zu öffnen und die Belüftung und Drainage der Nasennebenhöhlen wiederherzustellen. Bei rezidivierenden Entzündungen der Kieferhöhle mit erheblichen klinischen Symptomen kann eine Entfernung der Zygoma-Implantate erforderlich sein. Auch mehrere Jahre nach Implantatinsertion kann eine Sinusitis noch als Spätkomplikation auftreten. Oroantrale Fistel Es wird angenommen, dass oroantrale Fisteln durch die fehlende Osseointegration zwischen dem stark atrophen Alveolarknochen und dem Randbereich um ein zu palatinal platziertes Zygoma-Implantat verursacht werden. Dies kann zu einer Verbindung zwischen Kiefer- und Mundhöhle sowie zu einer Sinusitis führen. In neueren systematischen Literaturanalysen variiert die Häufigkeit dieser Komplikation zwischen 1,5 und 7,5 Prozent [Moraschini et al., 2022; Tavelli und Tedesco, 2022], wobei es häufig zu einem spontanen Verschluss der Fistel über die Nachsorgezeit kommt [Kahnberg et al., 2007]. Parästhesien In einer Studie wurde von sieben Fällen vorübergehender Parästhesien berichtet [Branemark et al., 2004]. Ein Patient wies das Symptom nach einer einjährigen Nachbeobachtung immer noch auf. Bei zwei Patientenmit Hypästhesie im Wangenknochenbereich wurde leider nicht erwähnt, ob es sich um eine temporäre oder permanente Nervstörung handelte [Malo et al., 2008]. Der Grund für postoperative Parästhesien könnte in einer intraoperativen Überdehnung bei der chirurgischen Freilegung des Jochbeinbereichs liegen. Auch postoperative Ödeme können zu vorübergehenden Taubheitsgefühlen in diesen Bereichen führen, die jedoch meist innerhalb kurzer Zeit von selbst verschwinden. Prothetische Komplikationen Komplikationen im Zusammenhang mit der prothetischen Versorgung werden in weniger als fünf Prozent der Fälle beschrieben [Gutiérrez Muñoz et al., 2021]. Sie reichen von einfachen Komplikationen wie Abutmentschraubenlockerung und Prothesenzahnverlust bis hin zu Abutmentschrauben- und Stegfrakturen [Aparicio et al., 2014]. Zusammenfassung und Ausblick Die Versorgung mit Zygoma-Implantaten im Vergleich zu herkömmlichen Implantaten erfordert erfahrene Chirurgen und Prothetiker, um die Behandlung erfolgreich auf höchstem Niveau durchführen zu können. Darüber hinaus zeigt die Platzierung von Zygoma-Implantaten eindrucksvoll den Nutzen der computergestützten Chirurgie, die hier als zuverlässiger Ansatz zur Verbesserung der Genauigkeit und zur Vermeidung chirurgischer Komplikationen als Therapiestandard gesehen werden sollte [Ramezanzade et al., 2021; Kämmerer et al., 2022]. Unter Berücksichtigung von Indikationen und Kontraindikationen stellen Zygoma-Implantate eine der zweizeitigen Versorgung (Augmentation und Implantation) zumindest gleichwertige Variante bei hohen Überlebensraten und einer geringen Anzahl von Komplikationen dar. Betroffene Patienten sollten auch über diese Option aufgeklärt werden. ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden.

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