Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 4

zm113 Nr. 04, 16.02.2023, (263) CHIRURGIE | 73 Diskussion Das ossifizierende Fibrom zählt gemäß der aktuellen WHO-Klassifikation zu den gutartigen Knochentumoren der Kiefer [El-Naggar et al., 2017]. Es wird neben dem familiären gigantiformen Zementom, der fibrösen Dysplasie, der zemento-ossären Dysplasie sowie dem Osteochondrom zu den „fibroossären und osteochondromatösen Läsionen“ gezählt, die die wichtigsten Differenzialdiagnosen des ossifizierenden Fibroms darstellen [Baumhoer, 2018; Speight and Takata, 2018]. Das ossifizierende Fibrom selbst tritt hauptsächlich im Bereich der zahntragenden Regionen auf. Der Unterkiefer ist mit etwa 90 Prozent häufiger betroffen als der Oberkiefer; das Verhältnis Männer zu Frauen beträgt 1:5 [Eversole et al., 1985]. TypischesManifestationsalter ist das dritte bis vierte Lebensjahrzehnt. Histologisch lassen sich weiterhin das juvenile psammomatoide ossifizierende Fibrom (JPOF) und das juvenile trabekuläre ossifizierende Fibrom (JTOF) unterscheiden. Das JTOF tritt üblicherweise im Oberkiefer bei jungen Patienten um das zehnte Lebensjahr herum auf, das JPOF ist häufig mit sämtlichen Nasennebenhöhlen, der Periorbitalregion und dem Gesichtsschädel assoziiert und tritt gehäuft um das 20. Lebensjahr herum auf [ElMofty, 2002]. Die Läsionen sind häufig asymptomatisch, Patienten beklagen gelegentlich Symptome wie Schmerzen oder Parästhesien. In Einzelfällen kommen ossifizierende Fibrome auch in anderen Gesichtsschädelbereichen vor [Macedo et al., 2020]. Eine behinderte Nasenatmung oder Visusveränderungen werden hier als typische Symptome beschrieben. Aufgrund der Beschwerdefreiheit vieler Patienten sind ossifizierende Fibrome häufig radiologische Zufallsbefunde. Radiologisch sind ossifizierende Fibrome abhängig vomMineralisationsgrad, unterschiedlich stark röntgenopak und aufgrund einer umgebenden Bindegewebskapsel gut abgrenzbar. Mit zunehmender Größe kann es zu einem infiltrativen Wachstum in Nachbargewebe kommen, was die röntgenologische Abgrenzung zur umgebenden Knochenstruktur oft schwierig macht. Aufgrund des langsamen, aber stetig expansiven Wachstums sollten ossifizierende Fibrome immer entfernt werden. Therapeutisch sind die Enukleation und die Kürettage die Therapien der ersten Wahl bei kleinen ossifizierenden Fibromen. Die Resektion mit angrenzendem, gesundem Knochen oder die Kontinuitätsresektion bei ausgedehnten infiltrativen Befunden stellt eine mögliche Therapieerweiterung dar. Die Resektionsgrenzen können mit maximal fünf Millimetern in den gesunden Knochen gering gehalten werden, da die Infiltrationstiefe von ossifizierenden Fibromenmit maximal ein bis zwei Millimetern angegeben wird [Mohanty et al., 2014]. Postoperativ werden regelmäßige klinische und radiologische Kontrollen empfohlen, um das Auftreten eines Rezidivs frühzeitig zu erkennen. Die Angaben zur Rezidivhäufigkeit schwanken je nach Literaturquelle und werden mit bis zu zehn Prozent angegeben. Am häufigsten treten Rezidive nach einfacher Enukleation sowie bei juvenilen Subtypen auf [Han et al., 2016; Liu et al., 2017]. Abbildung 5: Verlaufskontrollröntgen sieben Monate nach Operation zum Rezidivausschluss: OPG (a), axialer Schnitt durch das ehemalige Resektionsgebiet mit sichtbarer Knochenneubildung (b) Fotos: Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsklinikum Freiburg

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