18 | TITEL zm113 Nr. 05, 01.03.2023, (304) Die IDS 1959 in Frankfurt am Main war die Premiere für die Turbine und die Anwendung miniaturisierter Präparationsinstrumente im bisher nicht gekannten Drehzahlbereich. Verbesserte Gießverfahren lösten die einfache Handschleuder ab, so wie die Zahntechnik generell präziser wurde. 1962 tagte die Fédération Dentaire Internationale schließlich nach 53 Jahren wieder in Deutschland – auf der 15. IDS in Köln. Erstmals verzeichnete eine Dentalausstellung mehr als 400 Aussteller und über 50.000 Besucher. Besonders bei US-amerikanischen Geräteherstellern waren erste Anzeichen für eine grundlegende Veränderung der Ausrüstung der Behandlungsplätze erkennbar, sowie sich auch in anderen Produktbereichen ein Wandel anbahnte. 1965 hatte die Schau historischen Charakter, weil mit ihr die ergonomische (R)Evolution der zahnärztlichen Praxis begann und auch die Einrichtung zahntechnischer Arbeitsplätze vom Design und von den technischen Verfahren her modernisiert wurde. Ein Großteil der deutschen Einrichtungshersteller hatte erkannt, dass die bisherigen Behandlungsgeräte und Patientenstühle mit einer ungünstigen Arbeitshaltung und Patientenpositionierung einher gingen. Die Entwicklung der Turbine und der Mikromotoren erlaubte eine niedrige Gerätesilhouette ohne die typischen Bohrmaschinengestänge. Absaugvorrichtungen waren ein völliges Novum, aber wegen der anfallenden Kühlwassermengen beim hochtourigen Präparieren ein „Muss“. Die Ergonomie ist keine Modetorheit mehr Die 17. IDS fand ebenfalls in Köln statt. Inzwischen gab es kaum noch einen Produzenten von zahnärztlichen Behandlungsausrüstungen, der seine Produktion nicht im „neuen Stil“ umgestellt hatte, wenngleich die Zahnärzte noch zögerten, ihre Praxis umzurüsten. München war Schauplatz der 18. IDS. In einem Rückblick hieß es in den „Zahnärztlichen Mitteilungen“, dass die Fachwelt die Ergonomie „in Köln 1962 noch ohne Ahnungen, in Stuttgart 1965 sie als Modetorheit mitleidig belächelt, in Köln 1968 sie in den Mittelpunkt heftig umstrittener Standpunkte stellte und in München 1971 sie als allgemeines Gedankengut anerkannte“. Von 1974 bis 1989 wurde zusehends klar, welche Rolle die Messe in der internationalen Fachwelt einnahm: Die Aussteller-, Flächen-und Besucherzahlen stiegen rasant. Schwerpunkte der Arbeitsmittel- und Werkstoffentwicklung waren die Konsolidierung und die punktuelle Optimierung. Nur bei den Füllungsmaterialien gab es noch keine echten Alternativen für das inzwischen weltweit umstrittene Silberamalgam, das wegen seiner Quecksilberanteile – trotz aller gegenteiligen wissenschaftlichen Stellungnahmen – in Verruf geraten war. Der Laser hat Premiere In Stuttgart hatte die Lasertechnik Premiere, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt noch in den Anfängen steckte. Der USamerikanische Erfinder war allerdings zutiefst davon überzeugt, dass sein Gerät den Bohrer bald überflüssig machen würde, obwohl sich dieser Lasertyp recht bald als untauglich für die Präparation von Zahnhartsubstanzen erweisen sollte. Wesentliches Kennzeichen dieser IDS 1989 war das Vordringen der Implantatsysteme und der steigennde EDV-Einsatz in der Zahnarztpraxis. Ein weiterer Schwerpunkt: die Elektronisierung der zahnärztlichen Gerätetechnik. Nachdem die FDI 1992 wieder Berlin für den Weltzahnärztekongress ausgewählt hatte, sah sich der VDDI veranlasst, neben der 25. IDS in Köln auch eine Dentalausstellung in der neuen Hauptstadt zu organisieren. Was die Besucherzahlen betrifft, wiederholte sich das Debakel von 1983, als die Bundeszahnärztekammer den VDDI gedrängt hatte, zum Deutschen Zahnärztetag in Berlin – trotz der IDS in München – eine Dentalausstellung zu organisieren. 1994 bis 1999 dominierte die Produkt- und Verfahrensentwicklung mit zunehmender Beteiligung ausländischer Unternehmen an der Messe. Allen Befragungen zufolge war der Zweijahresturnus offenbar am besten geeignet, um Besucher- und Aussteller gleichermaßen zufriedenzustellen. Fachliche Schwerpunkte waren die Implantatsysteme, das digitale Röntgen, die Vollkeramik und die mehr und mehr komplexer werdende EDV-Anwendung in der Zahnarztpraxis. Die Messen waren abwechselnd mit einem Deutschen Zahnärztetag und einem Internationalen ZahntechnikKongress verbunden. Weil der Verband Deutscher Zahntechniker-Innungen (VDZI) seine Kongresse auch mit einer Fachausstellung verbinden wollte, entschloss sich der VDDI kurzfristig, die dentechnica-Fachausstellung 1976 in Wiesbaden auszurichten, was dann 1979 in München, 1982, 1984 und 1990 in Köln sowie 1987 und 1993 in Nürnberg wiederholt wurde. Mit dem Übergang vom Dreijahres- zum Zweijahres-Turnus der IDS gingen die dentechnica-Fachausstellungen zu Ende. In den Nullerjahren boomt der Keramik-, CAD/CAM- und Multimedia-Sektor. Neue Schall- und Ultraschallgeräte für die Parodontitisprophylaxe und -therapie kommen 2003 auf den Markt. 2005 hielt schließlich die Nanotechnologie Einzug in die direkte Füllungstherapie, 2009 ist der gesamte Prozess von der Abformung bis zur Herstellung eines Kronen- oder Brückengerüsts volldigitalisiert. Eine der bedeutendsten Entwicklungen stellt 2011 die Komplettierung der digitalen Herstellungskette von der Abformung bis zur fertiNeues Arbeiten mit Mikroskop 2001 Foto: Rheinisches Bildarchiv/Michael Albers
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