Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 5

zm113 Nr. 05, 01.03.2023, (310) 24 | POLITIK ZFA-PROTESTAKTION Ein Danke reicht einfach nicht! Überlastet und gestresst von der Menge ambulanter PatientInnen, kaum ausreichend entlohnt und vom Bundesgesundheitsminister weiterhin übersehen – dagegen protestierte der Verband der medizinischen Fachberufe (VmF) ein weiteres Mal in Berlin. Unterstützung kam auch in diesen eisigen Zeiten von Vertretern der Verbände, aus der Politik und Standespolitik – gemeinsam für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen der ZFA und MFA, die 90 Prozent der Gesundheitsversorgung hierzulande stemmen. Nicht nur die Temperaturen waren frostig an diesem Nachmittag in Berlin. Auch die Stimmung der Protestierenden und ihrer Unterstützer war spürbar eisig. Ein Tiefpunkt. Denn getan hat sich nichts bis zu diesem Tag Anfang Februar. Fast ein Jahr ist nach der ersten Versammlung vergangen, nach den Briefen ans Gesundheitsministerium, einer eingereichten Petition mit dem Titel „Mehr wert als ein ,Danke'“ und den Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen für die KämpferInnen in der ersten Reihe – aus der ambulanten medizinischen Versorgung. Die Berufsgruppe umfasst 550.000 medizinische und zahnmedizinische Fachangestellte (MFA und ZFA). Sie besetzen jede neunte Stelle im deutschen Gesundheitswesen und fangen rund 90 Prozent der PatientInnen mit der ambulanten Versorgung auf. Mehr Gehalt, wie zuletzt für die Pflegekräfte, oder eine Bonuszahlung nach den enormen Anstrengungen während der CoronaHochzeit – bis heute Fehlanzeige. Deshalb gab es nun eine neue Protestaktion. Sie wollen so lange bleiben, bis die Politik auch ihnen endlich die Aufmerksamkeit gibt, die sie verdienen, beginnt Hannelore König, Präsidentin des VmF, inzwischen die bekannteste Stimme der Berufsgruppe und nicht müde, trotz der langen Reaktionszeit der Regierung. Ohne MFA und ZFA funktioniert das Gesundheitswesen nicht Aber sie weiß, wofür sie an diesem Tag wieder laut werden. Denn ohne ZFA und MFA können Praxen ihre Arbeit einstellen und die ambulante Versorgung kommt ins Straucheln. Das dürfte klar sein, so die Präsidentin. Vielleicht hilft ja ein Blick nach Großbritannien, wo Hunderttausende MitarbeiterInnen aus dem kaputt gewirtschafteten Gesundheitssystem auf die Straße gehen und die medizinische Infrastruktur mit großen Streiks lahmlegen: „Der Fachkräftemangel ist auch hierzulande so deutlich, dass Praxen schließen und Zahnärzte sich gegenseitig assistieren müssen. Der Beruf muss endlich wieder attraktiver werden!“ Und das Gehalt ist dabei eine wichtige Stellschraube, neben Anerkennung und Wertschätzung, Sicherheit und Perspektiven. Ja, es ist nach wie vor ein Berufsbereich, in dem die große Mehrheit Frauen sind. Stimmt, viele davon sind nicht in Vollzeit beschäftigt: von den MFA etwa 60 Prozent und von den ZFA etwa 52 Prozent. Der Lohn mit durchschnittlich 2.655 Euro bei den MFA und 2.300 Euro bei den ZFA reicht kaum zum Leben. Er liegt übrigens „nur 43 Cent über dem Mindestlohn für qualifizierte Pflegehilfskräfte mit mindestens einjähriger Ausbildung“, erinnert König. Jetzt, mit der hohen Inflation, muss endlich etwas passieren. Einige Fachkräfte heuerten bereits bei Lidl oder Aldi an, weil sie dort längst besser bezahlt werden. Jede dritte ZFA denkt über den Ausstieg nach Die Bundesarbeitsagentur stuft den Beruf der ZFA inzwischen als Engpassberuf ein, mahnt Prof. Dr. Christoph Benz, als Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) gekommen, um im Namen der Zahnärzteschaft den Protest zu unterstützen. „Wie viele Bei eisigen Temperaturen kamen dieses Mal weniger Betroffene zum Protest zusammen. Dafür war die Liste der RednerInnen lang, die den ZFA und MFA fast durchweg ihre Solidarität und Unterstützung aussprachen. Foto: Tanja M. Marotzke/VmF

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