zm113 Nr. 05, 01.03.2023, (311) POLITIK | 25 Fachangestellte müssen stressbedingt ihren Job aufgeben, wie viele Stellen müssen unbesetzt bleiben, wie viele Azubis müssen fehlen, bis sich die Politik endlich zu einer Stärkung des medizinischen Personals durchringt?“ Mehr Gehalt sei auch für die Praxen nicht einfach zu stemmen vor dem Hintergrund der faktischen Budgetierung durch das GKV-Finanzstabilisierungssetz. Dieses schränke den finanziellen Spielraum der Praxen weiter ein. Auch Klaus Seidel, ein Leben lang MFA und aus Hamburg angereist, wird deutlich: „Kürzt die Politik unseren Chefs das Geld, kürzt sie ja auch uns das Geld.“ Er wisse bald nicht mehr, wie er sich seine Mietwohnung in der Hansestadt leisten soll. „Ein WG-Zimmer kommt nach einem langen und anstrengenden Berufsleben im Ruhestand nicht infrage!“ König legt die Karten auf den Tisch und betont noch einmal, dass immer mehr MFA und ZFA aufgrund der hohen Stressbelastung, der fehlenden Wertschätzung und der schlechten Gehälter ihren Beruf verlassen. Jede dritte ZFA denke über den Ausstieg nach, mahnt sie. Den Stellenwert der ZFA hob Dr. Karsten Heegewaldt von der Berliner Zahnärztekammer hervor und erzählte, dass in seiner Neuköllner Praxis nichts liefe ohne die ZFA. Sein Team, eine Familie. „Die Zitrone ist ausgedrückt! Viele Praxen sind finanziell nicht mehr gut aufgestellt. Entscheidend ist für mich, die mangelnde Wertschätzung seitens der Politik: keine staatliche Corona-Zulage, dafür die Budgetierung durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz, Geld das nicht mehr in die Praxen kommt, und dazu die Teuerungsrate.“ Wenn die Politik so weitermacht, dann sterbe die ambulante Medizin, die derzeit preiswerteste im gesundheitlichen Bereich, die sich die Politik vorstellen könne. Also müsse sie gestützt werden. Zahnarztpraxen stünden auch mit großen Unternehmen und dem Öffentlichen Dienst in Konkurrenz um Personal und könnten dabei oft nicht mithalten, führt Benz aus. „Sie sind bei der Lohnentwicklung oftmals nicht mehr konkurrenzfähig, was neben den rasant steigenden Energie- und Materialkosten auch an der seit 1988 ausbleibenden Punktwertanpassung in der privaten Gebührenordnung für Zahnärzte, der GOZ, liegt. In der GOZ wird aber die Hälfte des Praxiseinkommens erwirtschaftet. Hier mahnt die Bundeszahnärztekammer schon lange eine überfällige Novellierung an, aber in der Politik ruht still der See.“ Durch eine Anpassung erhielten die Praxen aber die notwendigen Spielräume, um Gehaltssteigerungen für ihre MitarbeiterInnen zu stemmen. Schließlich erinnert er, dass die AmpelRegierung im Koalitionsvertrag das Versprechen gegeben hat, MFA und ZFA als Gesundheitsberufe zu stärken. „Wenn das mehr als eine hohle Phrase war, müssen den Worten auch Taten folgen. Dafür sind wir mit Ihnen hier auf der Straße! In voller Solidarität!“ Zum Protest waren ebenfalls Vertreter der Bundesärztekammer wie Dr. Klaus Reinhardt, Dentista e. V. – Verband der ZahnärztInnen mit Dr. Rebecca Otto, vom Hartmannbund, vom Virchowbund, von der SpiFa mit Dr. Christian Albring, Medi Geno Deutschland und diverse haus- und fachärztliche Berufsverbände sowie der Bundesverband zahnmedizinischer Fachkräfte in der Prävention (BVZP) gekommen. LL „Ohne Sie läuft nichts in der Praxis – Sie sind unverzichtbar!“, stellte Prof. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer, klar. Foto: Tanja M. Marotzke/VmF ZFA IN ZAHLEN 222.000 zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) sind in deutschen Zahnarztpraxen im Einsatz. Rund 60 Prozent davon sind laut VmF in Vollzeit. Im Zeitraum vom 01.10. 2021 bis zum 30.09.2022 wurden deutschlandweit 14.215 neue Ausbildungsverträge für ZFA abgeschlossen. Nach einem leichten Rückgang in den Corona-Jahren hat sich das Niveau wieder stabilisiert. Dennoch fehlen viele ZFA in den Zahnarztpraxen. Es besteht ein Fachkräftemangel. Der Beruf gilt inzwischen als Engpassberuf. Um ihn attraktiver zu machen, müssen die Bedingungen verbessert werden, so der VmF. Der Verband medizinischer Fachberufe e.V. fordert daher: Angemessene Gehälter, die der Verantwortung für die Gesundheit von Menschen gerecht werden. Die im Grundgesetz verankerten Werte sind auch für MFA und ZFA nicht verhandelbar. Anerkennung und Wertschätzung der Leistungen von MFA und ZFA in der Patientenversorgung als Gesundheitsberufe. Gesicherte Finanzierung der ambulanten ärztlichen und zahnärztlichen Regelversorgung, damit die ärztlichen und zahnärztlichen Arbeitgeber im Wettbewerb um die MFA und ZFA als Fachkräfte und Berufsexperten wieder konkurrenzfähig werden.
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