zm113 Nr. 05, 01.03.2023, (312) 26 | ZAHNMEDIZIN DER BESONDERE FALL MIT CME Orbitaler und periorbitaler Tumor: Das sphenoorbitale Meningeom Daniel Stephan, Florian Ringel, Peer W. Kämmerer Tumore des zentralen Nervensystems spielen in der Zahnmedizin und der MKG-Chirurgie eine nur untergeordnete Rolle. Doch der Fallbericht zeigt, dass diese Tumorentitäten bei einigen Patienten durchaus von Bedeutung sind. Von größter Relevanz sind dabei die überwiegend gutartigen Meningeome — insbesondere aufgrund ihrer möglichen sphenoorbitalen Lage. Da sie häufig lange symptomlos bleiben, handelt es sich nicht selten um Zufallsbefunde. Im Juni 2022 stellte sich ein 56-jähriger Patient nach Überweisung durch die Augenklinik in domo aufgrund einer orbitalen Raumforderung der rechten Seite mit dadurch bedingter Bulbusprotrusion in der Poliklinik der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitätsmedizin Mainz vor. Der Exophthalmus (Abbildung 1) besteheanamnestischseit sechsMonaten, weitere klinische Symptome wies der Patient allerdings nicht auf. Insbesondere Visus, Gesichtsfeld und Bulbusmotiliät zeigten sich regelrecht. Die weitere Anamnese war unauffällig, es waren keine Vorerkrankungen bekannt und laborchemisch zeigten sich die Entzündungs- und Schilddrüsenparameter normwertig. Radiologisch wurde in einem alio loco durchgeführten CT eine sklerosierte, expansive Raumforderung am Os sphenoidale mit Einengung der Orbita (Abbildungen 2 und 3) ohne sicheren Malignitätsausschluss beschrieben, so dass differenzialdiagnostisch eine fibröse Dysplasie sowie ein lokalisierter Morbus Paget in Betracht gezogen wurden. Zur Diagnosesicherung erfolgte bereits am nächsten Tag die offene Probenentnahme inIntubationsnarkose.Nach lateroorbitaler Schnittführung erfolgte die Stückosteotomie des zygomaticofrontalen Übergangs zur Darstellung der knöchern-proliferativ anmutenden Gewebemassen sowie die Probenentnahme durch Osteotomie — sowohl intraorbital als auch in der Fossa temporalis (Abbildung 4). Histopathologisch zeigten sich Lamellenknochenanteilemit Markraumfibrose sowie Proliferaten mit überwiegend monomorphen hyperchromatischen Zellkernen. Ergänzende immunhistochemische Zusatzuntersuchungen zeigten keine Anfärbung mit Antikörpern gegen Panzytokeratin, SM-Aktin, p40, S-100, GFAP, Synaptophysin, Chromogranin A, CD34, ERG, D2-40, CD31 oder WT1. Allerdings wiesen die EMA-Antikörper eine mäßig starke durchgängige AnfärAbb. 1: Klinischer Situs bei Erstvorstellung Abb. 2: Präoperatives CT mit sphenoorbitaler Tumordarstellung rechts in coronarer (A), axialer (B) und sagittaler Ebene Fotos: Peer W. Kämmerer
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