Anteil (81,1 Prozent) stellen typische Meningeome Grad I, während es sich bei 16,9 Prozent um atypische Meningeome Grad II mit höherer Mitoserate und invasiverem Wachstum handelt. Nur wenige Meningeome (1,7 Prozent) werden als anaplastisch Grad III zugeordnet [Ostrom et al., 2019; Ostrom et al., 2016]. Die Überlebensrate bei Meningeomen ist maßgeblich vom WHO-Grad und der möglichen Therapie abhängig, kann aber im Allgemeinen als sehr hoch angesehen werden. Insgesamt liegt die Zehn-Jahres-Überlebensrate bei 57,1 Prozent und für jüngere Patienten zwischen 20 und 44 Jahren bei Diagnosestellung sogar bei 77,7 Prozent. Mit zunehmender Aggressivität des Tumors und höheren Rezidivraten sinkt gleichzeitig die Lebenserwartung. Meningeome des WHO-Grades III zeigen dabei — trotz radikaler Therapieversuche — eine Zehn-Jahres-Überlebensrate von 0 Prozent [Ostrom et al., 2016]. Therapeutisch besteht die Möglichkeit einer „watch and wait“- Strategie, die insbesondere bei älteren Patienten und fehlenden Symptomen in Betracht gezogen werden sollte. In den meisten Fällen ist allerdings eine radikale chirurgische Therapie möglich, die aus der vollständigen Exstirpation des Tumors mit der duralen Ansatzstelle besteht. Diese operative Tumorresektion stellt bei Meningeomen die primäre Therapieform dar [Goldbrunner et al., 2019]. Unterstützend kann gerade bei stark vaskularisierten Tumoren in seltenen Fällen eine präoperative Embolisation in Betracht gezogen werden. Bei Inoperabilität eines Meningeoms, beispielsweise durch die Beteiligung venöser Sinus, Arterien, Hirninfiltration oder signifikanter Komorbiditäten, kann die Möglichkeit einer Strahlentherapie diskutiert werden [Buerki et al., 2018; Rogers et al., 2015]. Abb. 6: Postoperatives CT nach Tumorresektion in axialer (A und C) und coronarer (B und D) Ebene Abb. 7: Postoperative 3-D-Rekonstruktion nach Tumorresektion Fotos: Peer W. Kämmerer FAZIT FÜR DIE PRAXIS Tumoren des zentralen Nervensystems und insbesondere Meningeome können beispielsweise bei intraorbitaler Lokalisation von differenzialdiagnostischer Relevanz sein. Meningeome sind in der Regel benigne, langsam wachsende Tumoren, ausgehend von den Deckzellen der Arachnoidea. Es bestehen keine pathognomonischen Symptome, Meningeome präsentieren sich im Gegenteil häufig lange Zeit symptomlos. Klinisch auffällig werden sie nur durch eine unspezifische Symptomatik und abhängig von der Lokalisation, bedingt durch ein fokales Wachstum. Auch wenn die Diagnosesicherung histopathologisch erfolgt, ist eine Bildgebung mittels CT oder MRT initial in den meisten Fällen ausreichend. Eine Probebiopsie ist nur in Ausnahmefällen erforderlich. Therapeutisch ist die chirurgische Resektion von größter Bedeutung, allerdings kann basierend auf der Operabilität sowie unter Berücksichtigung der individuellen Patientensituation auch eine „Watch and wait"-Strategie oder eine primäre Radiotherapie in Betracht gezogen werden. 30 | ZAHNMEDIZIN zm113 Nr. 05, 01.03.2023, (316)
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