zm113 Nr. 05, 01.03.2023, (336) 50 | ZAHNMEDIZIN ZAHNERHALTUNG NACH FRONTZAHNTRAUMA Revaskularisation bei Wurzelquerfraktur Sascha Herbst, Falk Schwendicke, Henrik Dommisch Die Behandlung einer Wurzelquerfraktur mit Nekrose des pulpalen Gewebes sowohl im koronalen als auch im apikalen Fragment stellt klinisch eine Herausforderung dar. Eine Alternative zur konventionellen Wurzelkanaltherapie oder zur chirurgischen Entfernung des apikalen Segments ist die Revaskularisation, wie dieser Fall zeigt. Die Wurzelquerfraktur stellt einen Anteil von circa einem Prozent aller dentalen Traumata im bleibenden Gebiss [Glendor, 1996]. Die Diagnose kann abhängig von der Lokalisation und dem Verlauf klinisch und/ oder röntgenologisch erfolgen. Bei der klinischen Diagnostik kann eine Dislokation des koronalen Fragments nach oral oder vestibulär beziehungsweise nach mesial oder distal (laterale Dislokation) zu beobachten sein. Eine sichtbare oder messbare Dislokation des koronalen Zahnfragments ist jedoch keine unbedingte Voraussetzung für eine Wurzelquerfraktur. Für eine sichere Diagnose ist eine präzise radiologische Untersuchung erforderlich. Häufig wird der Verdacht auf eine Wurzelquerfraktur erst nach röntgenologischer Beurteilung gestellt. Zu den wichtigsten Parametern gehören der radiologische Strahlengang und damit die Projektionsrichtung, die Lokalisation der Fraktur, deren Verlauf (horizontal oder diagonal) und die Anzahl der Frakturen (multiple Querfrakturen) [Bourguignon, 2020]. Deshalb kann eine Wurzelquerfraktur bei der Erstuntersuchung unter Umständen unentdeckt bleiben. Bei einem Verdacht empfiehlt es sich daher, entweder ein weiteres Röntgenbild — zum Beispiel in einer anderen Ebene — aufzunehmen oder eine dreidimensionale Röntgenuntersuchung (digitales Volumentomogramm, DVT) durchzuführen. Vorgehen während der klinischen Untersuchung Ein strukturiertes klinisches Untersuchungsregime ist im Rahmen der ersten Untersuchung am Unfalltag unbedingt erforderlich. Das Wissen um die zu erhebenden klinischen Befunde verkürzt die Untersuchungszeit für die Patienten erheblich. Besonders in der schwierigen Situation am Unfalltag helfen eine Struktur und ein besonnenes, ruhiges Vorgehen. Allem voran müssen zuallererst die Symptome der unterschiedlichen Graduierungen des Schädel-Hirn-Traumas (Commotio, Contusio, Compressio) erfragt werden. Folgende Befundreihenfolge sollte eingehalten werden: 1. extraoraler Befund Inspektion der Weichteile auf Verletzungen jeder Art sowie hinsichtlich sichtbarer Hämatome (inklusive aktive Blutungen) und Asymmetrien (Schwellungen) vorsichtige Erhebung von Sensibilität und Druckdolenz an den Nervenaustrittspunkten des Nervus trigeminus Palpation der knöchernen Strukturen, mindestens am mittleren und am unteren Gesichtsschädel 2. intraoraler Befund Inspektion sämtlicher intraoraler Weichteile (Innenlippe, Gingiva, Wangenschleimhaut, Zunge) auf Verletzungen jeder Art sowie auf sichtbare Hämatome (inklusive aktive Blutungen) und Asymmetrien (Schwellungen) Achtung: Hämatome im Bereich der Gingiva und unterhalb der mukogingivalen Grenzlinie können Hinweis auf eine Alveolarfortsatzfraktur sein, die mit einer Wurzelquerfraktur einhergehen kann. Inspektion der Zahnhartsubstanzen auf Frakturen jeder Art Achtung: Das Gebiss, also der betroffene Kiefer und die entsprechenAbb. 1: Zustand nach Frontzahntrauma an Zahn 21 bei einer achtjährigen Patientin
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