Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 5

zm113 Nr. 05, 01.03.2023, (349) ZAHNMEDIZIN | 63 Sprachliche Barriere Geflüchtete suchenoft aufgrund akuter Zahn- beziehungsweise Kieferschmerzzustände zahnärztliche Praxen auf – auch ohne Dolmetscher. Die Kommunikation erfolgt meist mithilfe einer Übersetzer-App auf dem Smartphone. Wegen der evidenten Sprach- und Kenntnisprobleme – oftmals sogar in der eigenen Muttersprache – werden nicht alle Allergien, Endoprothesen, Herzschrittmacher und Krankheiten in der Anamnese angegeben. Selbst wenn der Anamnesebogen in ukrainischer Sprache ausgehändigt wurde, erweisen sich die Angaben im Verlauf der Behandlungssequenzen oft als defizitär. In einigen Fällen können zahnärztliche Behandlungen aus diesem Grund zu allgemeinmedizinischen Komplikationen führen. Eine umfassende zahnmedizinische Aufklärung kann folglich nur unzureichend erfolgen. Die Sprachproblematik bedeutet für viele Zahnarztpraxen natürlich auch mehr Zeitaufwand. Gesundheitliche Belastung Der allgemeine Gesundheitszustand vieler Geflüchteter ist nicht gut. Neben psychischen Problemen durch Krieg und Einwanderung sind Krankheiten wie Hepatitis B und C sowie HIV keine Seltenheit. Zu den möglichen gesundheitlichen Belastungen gehören unter anderem akute oder chronische nicht-übertragbare und übertragbare Krankheiten mit der Notwendigkeit der Therapiefortsetzung. Beispielhaft können hier Diabetes mellitus, chronische Lungenkrankheiten, niedrige Impfquoten und ein erhöhtes Risiko für respiratorisch übertragbare Infektionserkrankungen (COVID-19, Influenza, Masern, Windpocken, Tuberkulose) bei Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften genannt werden [RKI, 2022]. Diese Problematik ist für Zahnärztinnen und Zahnärzte mit einem nochmals erhöhten Hygieneniveau und somit zusätzlichem Arbeitsaufwand verbunden und stellt einen Stressfaktor für das gesamte Team dar. Fehlende finanzielle Mittel und bürokratische Hürden Der zahnärztliche Behandlungsbedarf ist auch unabhängig von akuten Schmerzgeschehen häufig sehr hoch. Viele der Patientinnen und Patienten, die mit akuten Schmerzen Zahnarztpraxen aufsuchen, haben mehrere tiefe kariöse Läsionen mit endodontischen Kollateralbefunden, parodontale Probleme und insuffiziente prothetische Versorgungen. Aufgrund fehlender finanzieller Mittel kann eine umfassende zahnärztliche Behandlung jedoch nur in Ausnahmefällen erfolgen. Als therapeutische Maßnahmen kommen meist schmerzbeseitigende Behandlungen wie Extraktionen, Wurzelkanalbehandlungen und bestenfalls Füllungen zum Einsatz. Wenn doch festsitzender oder herausnehmbarer Zahnersatz eingegliedert werden muss, weil der Patient darauf angewiesen ist, muss diese Behandlung zunächst beantragt und die Kostenübernahme bewilligt werden – ein bürokratischer Prozess, der nicht selten mehrere Wochen Wartezeit für die Betroffenen sowie die zahnärztlichen Teams bedeutet. Schlussfolgerung Die Behandlung von ukrainischen Geflüchteten ist für viele Zahnärztinnen und Zahnärzte mit einem erhöhten zeitlichen und organisatorischen Aufwand verbunden. Es ist wünschenswert, dass die zuständigen Behörden aktiv dazu beitragen, dass die zahnmedizinische Versorgung unbürokratisch, schnell, zielgerichtet, kausal und nachhaltig erfolgen kann, um den teilweise traumatisierten Menschen zusätzliches Leid durch eine mangelhafte Mundgesundheit zu ersparen. ZÄ Hülya Karaköse, Zahnatelier 15 Zahnheilkunde + Praxislabor Dr. Kaiser und Dr. Nejad Beethovenstr. 15, 34346 Hann. Münden medhulya@gmail.com There is nosubstitutefor quality Einer für fast alles Jetzt bestellen! busch-dentalshop.de Universal Kronentrenner mit besonders effektiver Diamantverzahnung • schnell • vibrationsarm • bruchfest Ideal für alle Metalle, NEM und Keramik. Besuchen Sie uns: 14.–18.03.2023 Halle 10.2 Stand R010

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