zm113 Nr. 05, 01.03.2023, (356) 70 | ZAHNMEDIZIN Im histopathologischen Gutachten zeigte die makroskopische Befundung ein zystisch-konfiguriertes, glatt-überkleidetes Gewebe mit einer Ausdehnung von 3,3 cm x 2,7 cm x 1,5 cm. Der Inhalt entleerte sich talgig-beige mit frischkäseartigem, zerfallendem Granulat (Abbildung 4b). Mikroskopisch waren zystische Gewebsfragmente, ausgekleidet durch verhornendes Plattenepithel nachweisbar. Die mikrobiologische Untersuchung des Punktats zeigte kein Keimwachstum. Der Befund war vereinbar mit einer Dermoidzyste ohne Anhalt für Malignität. Diskussion Bei der Dermoidzyste (auch Epidermoidzyste) handelt es sich um einen benignen embryonalen Tumor ektodermalen Ursprungs. Nach den Ovarien ist die Haut die häufigste Lokalisation dieser Entität. Eine Lokalisation im Mundboden ist dagegen selten [Etarbi et al., 2020]. Klinisch zeigt sich die Dermoidzyste meist asymptomatisch. Erst bei ausgedehnter Größenprogredienz fallen Nervenfunktionsstörungen durch verdrängendes Wachstum, zum Beispiel Trigeminusneuralgie oder Fazialisparese, auf. Durch versprengte mesodermale oder entodermale Zystenanteile können mikroskopisch nahezu alle Gewebe enthalten sein. Hierzu zählen in 70 bis 100 Prozent der Fälle Haarfollikel, Talgdrüsen und Fettgewebe. In bis zu 30 Prozent der Fälle kommen auch Zähne vor. Die Kombination der Keimblätter wird als zystisches Teratom bezeichnet [Howell, 1985]. Eine bildgebende Diagnostik mittels MRT ist ratsam. Bei Verdacht auf ein zystisches Geschehen wird jedoch dringend von einer Probeentnahme aufgrund der Verschleppung von Zystengewebe abgeraten. Die differenzialdiagnostische Abgrenzung der Dermoidzyste gestaltet sich aufgrund der Ähnlichkeit verschiedener Läsionen häufig schwierig [Regis et al., 2019]. So muss die Zyste im Bereich der Haut und des Mundbodens von subkutanen Hämangiomen und anderen benignen sowie malignen Tumoren abgegrenzt werden. Aufgrund der weich-tastbaren Struktur findet sich häufig der Verdacht auf ein Lipom. Bei Lokalisation im Ovar oder im ZNS sind auch diverse Ovarialtumoren sowie Gliome denkbar. Eine In-toto-Exzision ist in jedem Fall indiziert. Aufgrund der Benignität ist hierbei kein Sicherheitsabstand einzuhalten. Ein Rezidiv ist nach vollständiger Entfernung selten [Lima et al., 2003]. Im Vergleich zum extraoralen Zugang lässt sich die Mundbodenzyste gut über einen transoralen Zugang mit einem sehr guten ästhetischen Ergebnis ohne extraorale Narbe entfernen [Kim et al., 2018]. Die Entleerung des meist flüssig bis breiigen Inhalts mit käsigen Anteilen ins OP-Gebiet sollte aufgrund der Gefahr einer großflächigen Wundinfektion dringend vermieden werden. Ein entscheidender Faktor für die Prognose ist das halbjährliche Screening in der zahnärztlichen Praxis. Hierzu sind neben der zahnärztlichen Befundaufnahme eine strukturierte Mundschleimhautkontrolle sowie eine Palpation der Kaumuskulatur und des Mundbodens unerlässlich. Abb. 4a: Zyste nach Exstirpation Abb. 4b: Zyste nach Punktion ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Fotos: Katharina Schaffrath
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