Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 6

zm113 Nr. 06, 16.03.2023, (408) 10 | LESERFORUM Glückwunsch den Autoren zu diesem Artikel! Schade nur, dass lediglich Bilder sechs Monate post-OP gezeigt wurden. Wir können die Erfolgsneigung in praxi bestätigen – sogar mit einem Follow-up über deutlich mehr als zehn Jahre. Die 1990 bei unserer Patientin im Alter von 20 Jahren durchgeführte Transplantation 18 > 16 war indiziert wegen Caries profunda am Zahn 16. Damals erfolgte eine Schienung in Infraokklusion, da der transplantierte Zahn kleiner war als die Lücke zum Zeitpunkt der Transplantation. Mehrere Okklusionskorrekturen waren nötig im Verlauf der physiologischen Eruption. Sonst verlief die Transplantation ohne Besonderheiten. Die Patientin stellte sich letztmals 2022 vor. Der Zahn ist unverändert in situ, Lockerungsgrad 0, Sondierungstiefen maximal 2 mm. Einziger Schönheitsfehler: Eine (eventuell mal nötige, glücklicherweise unwahrscheinliche) endodontische Therapie wird wohl zumindest schwierig, wenn nicht unmöglich sein (siehe Abbildung). Aber die Patientenbindung hat bis jetzt (über deutlich mehr als 100 km Entfernung) funktioniert – und eben diese Patientenbindung wird heute ja nicht selten thematisiert. Ergänzung (wir haben es im Studium noch gelernt): Die Lappenlänge sollte höchstens das Doppelte der Lappenbreite betragen – kann man das eventuell auf die Pulpa übertragen und deshalb zum Kriterium einer Transplantation machen? Die Autoren thematisieren dies ja so ähnlich auf Seite 45 sowie in ihrem Fazit auf Seite 47 (Erfolgsquote). Bei Beachtung dieser Kriterien kann es sogar zu einem Wurzelwachstum kommen. Leider haben zumindest wir die Indikation einer Autotransplantation schon lange nicht mehr gestellt. Liegt es vielleicht an der Prophylaxe? Dres. Regine und Wolfgang Carl St. Ingbert KINDERZAHNMEDIZIN Erfolgsversprechender Ansatz Zum Titelthema „Autotransplantation: 8er wird 6er“ in der zm 4/2023, S. 42–47. Autotransplantation Weisheitszahn Foto: Dres. Regine und Wolfgang Carl Wie oben beschrieben gestaltet sich eine sachliche Aufklärung der Mütter beziehungsweise Eltern extrem schwierig, da in der Regel die Hebammen schon sehr früh deutlich Einfluss genommen haben. Die Kinderärzte in der Umgebung empfehlen ein sechs- bis neunmonatiges, maximal zwölfmonatiges Stillen. Viele Informationen werden aus irgendwelchen Mama-Blogs in Social Media geholt und das Wissen von Fachleuten dann in Frage gestellt, weil es ja nicht in das eigene Weltbild passt. Dies ist aber sicherlich ein generelles Problem. Lakonische Antworten wie ich als behandelnde Zahnärztin würde ja „die aktuellen Studien nicht kennen“ im Verbund mit täglichen, nicht nur verbalen Attacken runden das Bild bei diesem aufgeheizten Thema ab. Aber auch dies spiegelt einfach nur den Zustand unserer Gesellschaft wider. Leidtragende sind aber immer die Kinder. Kein zwei-, drei- oder vierjähriges Kind sollte in ITN behandelt werden müssen, weil es einem fehlgeleiteten Ernährungs- und Mundhygienekonzept ausgesetzt ist. Bei 99 Prozent aller Kinder, die bei mir invasiv saniert werden müssen, hätte der Eingriff vermieden werden können. Es ist also ein hausgemachtes wie auch sehr komplexes Problem, das enorme Kosten verursacht und nicht zuletzt immer zu Lasten der Kinder geht. Aber wir bleiben dran, denn es geht um nicht weniger als die (mund-)gesunde Entwicklung dieser Kinder! Dr. Heike Tome Göppingen

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