Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 6

24 | ZAHNMEDIZIN zm113 Nr. 06, 16.03.2023, (422) INTERVIEW MIT DR.-ING. SANDRA SAREMBE ZU ZAHNVERFÄRBUNGEN DURCH CHLORHEXIDIN Die Milch macht’s Wer nach der CHX-Mundspülung am Morgen regelmäßig Kaffee trinkt, hat meist mit Zahnverfärbungen zu kämpfen. Wird der Kaffee jedoch mit Milch versetzt, dann sind die anhaftenden Verfärbungen besser durch Zähneputzen zu beseitigen. Dr.-Ing. Sandra Sarembe vom Fraunhofer Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS in Halle an der Saale erzählt, wie sie und ihr Team zu diesen Ergebnissen kamen. Bereits seit über 45 Jahren wird Chlorhexidin wegen seiner sehr guten antimikrobiellen Wirkung in der Zahnmedizin zur Keimzahlverminderung im Mundraum eingesetzt. Der Wirkstoff wurde in zahlreichen Studien immer wieder als Goldstandard bestätigt [Varoni und Tarce, 2012; Chye et al., 2019]. Bekannt ist jedoch auch, dass infolge der Anwendung verstärkt Zahnverfärbungen auftreten (können). Welchen Einfluss hat dabei der Konsum bestimmter Getränke? Dieser Frage ging Sarembe in der aktuellen Studie nach. Frau Dr. Sarembe, Sie waren federführend an der Studie zum Einfluss von Getränken in Kombination mit Chlorhexidindigluconat auf die Zahnverfärbung beteiligt. Wie ist die Idee dazu entstanden und was wurde untersucht? Dr. Sandra Sarembe: Chlorhexidin gilt als der Goldstandard bei der Bekämpfung von bakteriellen Entzündungen in der Mundhöhle. Zahnverfärbungen sind aber eine der häufigsten Nebenwirkungen dieses Wirkstoffs. Das beeinflusst leider die Compliance negativ. Daher wollten wir herausfinden, wie sich der Konsum bestimmter Getränke in Verbindung mit einer Chlorhexidin-haltigen Mundspüllösung auf die Verfärbungen auswirkt. Wir wollten mit der Studie Daten erhalten, um möglichst eine Empfehlung für Getränke auszusprechen, wodurch Zahnverfärbungen während der Anwendung von Chlorhexidin umgangen beziehungsweise vermindert werden können. Wie entstehen Zahnverfärbungen überhaupt und warum begünstigt der Wirkstoff Chlorhexidindigluconat deren Entstehung? Das Thema ist sehr komplex und es gibt verschiedene Theorien zur Entstehung von Zahnverfärbungen. Eine gängige Erklärung ist, dass das zweifach positiv geladene Molekül Chlorhexidin an die negativ geladenen Oberflächen im oralen Milieu bindet, also an den Speichel, die Haut oder die Membranschichten. Dadurch kann der Wirkstoff mehrere Stunden im Mund verweilen. Auf dieser Depotwirkung beruht auch die lang anhaltende antibakterielle Wirkung von Chlorhexidin. Neben Interaktionen mit Bakterien finden auch Interaktionen mit Nahrungsmitteln und Getränken statt. So bleiben die Farbmoleküle aus den Lebens- und Genussmitteln an der Zahnoberfläche leichter haften und führen nach und nach zu Verfärbungen. Und dann ist es spannend herauszufinden, welche Getränke mehr und welche weniger zu Verfärbungen führen. Nach welchen Kriterien haben Sie die Getränke ausgewählt? Bisher wurden die meisten Studien nur mit stark färbenden Lebensmitteln oder Getränken durchgeführt wie zum BeiDr.-Ing. Sandra Sarembe vom Fraunhofer Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS, Halle an der Saale Foto: Fraunhofer IMWS Foto-Aufnahmen extrahierter menschlichen Backenzähne nach Behandlung mit Chlorhexidin in Kombination mit verschiedenen Getränken mit Bürstschritt (Wasser und Zahnpasta).

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