Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 6

26 | ZAHNMEDIZIN zm113 Nr. 06, 16.03.2023, (424) Nach der Behandlung mit stark färbenden Getränken bestätigte die rasterelektronenmikroskopische Auswertung die Bildung einer Oberflächenschicht. Je nach Getränk war die mechanische Beständigkeit der Verfärbungsschicht unterschiedlich. Die Zugabe von Milch zu Tee und Kaffee veränderte die Struktur der Verfärbungsschicht und verringerte ihr Anhaften an der Zahnoberfläche erheblich. Welche Erkenntnisse können durch diese Studienergebnisse für die Praxis gewonnen werden? Aus der Literatur ist bekannt und auch unsere Studie belegt, dass Chlorhexidin an sich kein Verfärbungspotenzial besitzt; Voraussetzung ist immer eine Interaktion mit einer färbenden Komponente. Bei der Anwendung allein passiert also gar nichts. Es sind veränderbare Patientenfaktoren, wie der Konsum von bestimmten Getränken, die zu Verfärbungen führen. Zahnärzte und -ärztinnen können diese Erkenntnisse nutzen und ihre PatientInnen entsprechend aufklären und ihnen wertvolle Tipps geben, um diese Verfärbungen zu vermeiden oder zu reduzieren. Es gibt Menschen, die lieber auf die Verwendung von Chlorhexidin-haltigen Mundspülungen verzichten würden, weil sie Verfärbungen befürchten. Wie können Zahnärzte und Zahnärztinnen die Compliance ihrer PatientInnen erhöhen? Am erfolgreichsten ist eine sorgfältige Patientenaufklärung und -instruktion. Eben haben wir von veränderbaren Patientenfaktoren gesprochen; Zahnärzte und -ärztinnen können beispielsweise ihren PatientInnen empfehlen, während einer Chlorhexidin-Therapie stark färbende Lebensmittel oder Getränke zu vermeiden oder auch in dieser Zeit Tee oder Kaffee nur mit Milch zu trinken. Es war interessant für mich festzustellen, dass die Verfärbungsschicht auf den Zähnen bei einer Verdünnung der Getränke mit Milch nicht so hartnäckig und fest war und sich besser entfernen ließ. Darüber hinaus empfiehlt es sich, färbende Lebensmittel nicht unmittelbar nach der Anwendung von Chlorhexidinhaltigen Mundspülungen zu konsumieren, das heißt den Abstand bis zur nächsten Mahlzeit möglichst groß zu gestalten und die tägliche mechanische Reinigung nicht zu vernachlässigen. Des Weiteren sollten die PatientInnen zudem aufgeklärt werden, dass selbst hartnäckige Verfärbungen mit einer professionellen Zahnreinigung nach der Behandlung entfernt werden können. Das Gespräch führte Dr. Nikola Lippe. Sarembe, S., et al. The Impact on Dental Staining Caused by Beverages in Combination with Chlorhexidine Digluconate. European Journal of Dentistry, 2022. Die Studie war eine Auftragsarbeit der Firma Haleon (ehemals GlaxoSmithKline). REM-Aufnahmen der menschlichen Zahnschmelzproben nach Behandlung mit Chlorhexidin in Kombination mit verschiedenen Getränken, In-vitro-Modell: a: schwarzer Tee (pH 4,7), b: schwarzer Tee mit Milch (pH 4,8) Foto: Haleon

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