zm113 Nr. 06, 16.03.2023, (450) 52 | PRAXIS EINSTELLUNGSMANAGEMENT Auch Sie bewerben sich bei den Neuen! Der Bewerbungsprozess ist keine Einbahnstraße: Sie schauen sich die BewerberInnen an und werden umgekehrt ebenfalls ganz genau beäugt. Zwei Expertinnen geben Tipps, wie das gelingt und was man besser sein lässt. 1. Ziel ist, dass die Bewerberin auf der Website anklingelt BewerberInnen merken gleich oder haben sich vielleicht schon vorab informiert, wie es in der Praxis zugeht. „Wichtig ist, insgesamt ein gutes Praxisklima zu schaffen, so dass alle wirklich gern zur Arbeit kommen“, betont Dr. Anke Handrock, Coach und Praxistrainerin. Das heißt: „Konflikte im Team sollten Sie nach Möglichkeit sofort lösen und immer ein offenesOhr für die Themen der Mitarbeitenden haben.“ Man unterschätze, wie viel über Mund-zu-Mund-Propaganda live und in den sozialen Netzwerken läuft, sagt die Expertin. Handrock: „Und wenn negativ über Sie als Arbeitgeber berichtet wird, geht langfristig die Zahl der Bewerbungen zurück.“ Zentral für ein gutes Miteinander im Team seien Austausch, Wertschätzung und ein faires Gehalt — und gemeinsame Momente, wie etwa ein regelmäßiges gemeinsames Mittagessen. „Betreiben Sie einen PraxisAccount in den sozialen Netzwerken, denn das gibt Ihnen die Gelegenheit, authentische Einblicke in Ihre Arbeit zu geben“, rät sie. „Man kann sich die Webseite heutzutage quasi als Türschild vorstellen. Dort klingelt aber nur jemand, der vorher in den SocialMedia-Kanälen auf die Tür aufmerksam geworden ist." Dr. Dr. Anette Strunz betreibt selbst eine Praxis in Berlin, ist im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) als Pressesprecherin und hat sich intensiv mit Personalführung beschäftigt und weitergebildet. Sie sagt, für den Erfolg einer Praxis, der auch nach außen dringt, sei es wichtig, dass man sieht, was jede einzelne Mitarbeitende braucht. Zugewandtheit schafft ein Wir-Gefühl. „Wer echtes Interesse ausstrahlt, weckt die Neugierde und das Vertrauen des Gegenübers. Das kommt beim Bewerbungsgespräch gut an!“ 2. Einladen, abholen, aber nicht anschwindeln Auf eine einladend und ehrlich formulierte Stellenausschreibung folgt die erste Kontaktaufnahme zu den Bewerberinnen. Ein Anruf kann das Eis eher brechen als eine schriftliche Nachricht. In jedem Fall findet jetzt erstmals der direkte Kontakt statt. Hier heißt das Motto 'abholen, nicht überrumpeln': Wer kurz das Setting und den Ablauf erklärt, kann mögliche Unsicherheiten mindern und so die Hemmschwelle senken. Handrock ermuntert, proaktiv und offen, aber nicht überfordernd auf die Interessentinnen zuzugehen. „Holen Sie die Bewerberin schon einmal ab, indem Sie ihr sagen, was sie erwartet – etwa wie das Onboarding abläuft. Das nimmt Unsicherheit, gerade in der aufregenden Auftaktphase." Versprechen Sie aber nichts, was Sie nicht halten können oder wollen, nur um im Moment des Kennenlernens zu glänzen. Denn „enttäuschte Erwartungen durch falsche Versprechungen sind neben der Unternehmenskultur einer der häufigsten Kündigungsgründe“, so Handrock. Das hat eine Untersuchung des Jobportals StepStone gezeigt. „Die Neuen sind in der neuen Praxis noch nicht gebunden und der Arbeitsmarkt sieht so eng aus, dass jede Mitarbeitende jederzeit eine andere Stelle mit einem mindestens gleich hohen Gehalt findet. Wenn sie enttäuscht wird von nicht eingehaltenen Versprechungen, ist sie wieder weg!“ Die Erwartungen sollten daher zeitnah im Praxisalltag erfüllt werden. 3. Das erste „face to face": So führen Sie das Gespräch Zwischen 30 und 45 Minuten sollten Sie für das Job-Interview einplanen. „Genug Zeit, um in Ruhe die wichtigsten Fragen durchzugehen, aber man stiehlt der Bewerberin nicht den halben Tag", sagt Handrock. Zum Auftakt kann Small Talk helfen, dann geht es ums Fachliche, um die Kenntnisse der Fachkraft auszuloten. Zum Ende hin sollte auch sie Zeit haben, ihre Fragen zu stellen. Vorbereitung lohnt sich in jedem Fall: Wer kommt für welche Stelle zu welchen Konditionen? Gibt es eine Perspektive in dem Job? Das interessiert die Bewerberinnen brennend. Jüngeren ist es oft wichtig, dass die Praxis möglichst viel digital arbeitet. Bietet die Praxis Incentives, sollten diese zum Ende des Gesprächs vorgeFoto: eyewave - stock.adobe.com
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