Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 6

GESELLSCHAFT | 65 zm113 Nr. 06, 16.03.2023, (463) len, Steine in den Weg gelegt. Das ist inakzeptabel. So wird unnötig ärztliche Arbeitskraft verschwendet – zum Nachteil für die Kolleginnen und die Gesundheitsversorgung insgesamt“, kritisierte Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes. Mehr als die Hälfte der Ärztinnen, die in den Jahren 2016 bis 2019 schwanger waren, gaben an, durch Schwangerschaft und Tätigkeitseinschränkungen in ihrer weiteren Karriere behindert worden zu sein. „Sowohl dem Beschäftigungsverbot als auch der Umstrukturierung des Arbeitsplatzes in eine andere, nicht der jeweiligen Weiterbildungsordnung unterliegende Tätigkeit folgt ein Karriereknick, weil die Facharztprüfung nach hinten verschoben werden muss. Folgen sind die spätere Option für oberärztliche oder chefärztliche Stellen oder die spätere Option sich niederzulassen“, beschrieb die Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes, Dr. Christiane Groß, die Auswirkungen für viele junge Ärztinnen. Die Pandemie verzögerte die Weiterbildung zur Fachärztin In der Corona-Pandemie stieg der Anteil derer, die sich in ihrer Karriere zurückgeworfen sahen, sogar auf zwei Drittel (66 Prozent). Nachteile erfuhren die Ärztinnen vor allem in der Weiterbildung zur Fachärztin. Nur etwa ein Drittel konnte in der Zeit seit 2020 Weiterbildungsinhalte erwerben, bei knapp der Hälfte war das aufgrund von Einschränkungen oder Umgestaltungen der Tätigkeit nicht der Fall. Etwa ein Fünftel der Befragten erklärte, weniger Weiterbildungsinhalte als vor der Schwangerschaft erworben zu haben. ck Die Initiatoren wollten wissen, ob und wie sich die Novellierung des Mutterschutzgesetzes (MuSchG) auf die Beschäftigungssituation von schwangeren Ärztinnen und Medizinstudentinnen ausgewirkt hat beziehungsweise auswirkt. Aufgerufen zur Teilnahme waren alle angestellten Ärztinnen und Medizinstudentinnen, die in der Zeit seit Januar 2016 schwanger waren. Vergleichsgrundlage waren vier Abfragezeiträume: 1. 2016– 2017: altes MuSchG, 2. 2018–2019: neues MuSchG, 3. 2020–2021: CoronaPandemie, 4. seit 2022. Die OnlineBefragung erfolgte in der Zeit vom 18. November bis zum 18. Dezember 2022. Insgesamt nahmen 4.748 Ärztinnen und Medizinstudentinnen aus allen Bundesländern an der Umfrage teil, die mit den Freitextantworten ein Ergebnis im Umfang von fast 500 Seiten erreicht. ANMERKUNGEN DER BEFRAGTEN ÄRZTINNEN „Warum darf man in vielen Häusern nicht schwanger an den OP-Tisch? Dort ist alles viel geregelter, als wenn man auf der Station ist, ständig das Telefon klingelt und man sehr viel laufen muss und eine hohe Arbeitsbelastung hat.“ „Durch meinen Einsatz bei Operationen ohne Röntgenstrahlung war meine Weiterbeschäftigung im OP ohne Probleme möglich. Dies geschah auf meinen ausdrücklichen Wunsch und sollte auch für andere Kolleginnen in der Anästhesie ohne Probleme möglich sein.“ „Ich musste für das Blocksemester für jedes einzelne Fach (jeweils 1–2 Wochen Block) eine Gefährdungsbeurteilung anfordern. Jedes Mal zeigten sich die Zuständigen im jeweiligen Institut scheinbar perplex, dass Medizinstudentinnen Menschen sind und schwanger werden können. Keiner hatte eine Gefährdungsbeurteilung vorliegen, oft war es sehr schwer, eine zu bekommen.“ „Durch die Kinder wird die Karriere viel mehr beeinträchtigt als durch die Schwangerschaft an sich. Deswegen arbeite ich zum Beispiel nicht mehr in der Klinik und operiere nicht mehr. Das ist beides in Teilzeit schwerer möglich und man muss immer Nachtund Wochenenddienste machen.“ „Teilzeit nach Elternzeit, gerade mit anschließendem Jobwechsel (heimatnahes KH) ist einfach ein Karrierekiller, gerade wenn man noch nicht voll etabliert ist, die schwierige Kinderbetreuung (Personalmangel in Kitas, häufiger Ausfall) hilft auch nicht.“ „Keine Operationen mehr – Karrierekiller in einem operativen Fach. Auch nach der Elternzeit wurde ich (mittlerweile in TZ) kaum mehr für den OP eingeteilt. Männliche VZ-Kollegen bevorzugt.“ „Einerseits wollte ich die Schwangerschaft verkünden, da die Arbeitsbelastung einfach zu hoch war (Intensivstation, kaum und nicht planbare Pausen). Andererseits bedeutete das für mich einen massiven Karriereknick. Ich stand kurz vor der FacharztPrüfung und sollte die Leitung Intensiv übernehmen (hatte ich de facto schon).“ IT 1<2@8<U ]\@8X<P<6@8 O6T? *6< N=N6:- ^:<U=4 FLON<PB$<6N<PX62?LT:OSP?TLT:K ESJ<UX<P W_[7Z 7,+646-+0 Andere "))-0%0+#%02+*+# 5##060 302+*+# ^6T32M ITT<P< F<?6.6T 9 ITT<P< F<?6.6T LT? (T:6S2S:6< 9 ITT<P< F<?6.6T LT? !T?S3P6TS2S:6< LT? "6\X<NS2S:6< 9 ITT<P< F<?6.6T LT? Y\ONPS<TN<PS2S:6< 9 ITT<P< F<?6.6T LT? V=U\NS2S:6< LT? DT3S2S:6< 9 ITT<P< F<?6.6T LT? G\P?6S2S:6< 9 ITT<P< F<?6.6T LT? E<Q8PS2S:6< 9 ITT<P< F<?6.6T LT? CT<LUS2S:6< 9 ITT<P< F<?6.6T LT? A8<LU\NS2S:6<Z ^6T32M (22:<U<6T< #86PLP:6< 9 Y<;=4@86PLP:6< 9 V<P.@86PLP:6<K G6T?<P@86PLP:6< 9 DPN8SQ=?6< LT? 'T;\22@86PLP:6< 9 C2\ON6O@8<K A<3STONPL3N6J< LT? +ON8<N6O@8< #86PLP:6< 9 )8SP\0@86PLP:6< 9 &6O.<P\2@86PLP:6 >5R  ^6T32M *C Y/T=3S2S:6O@8< !T?S3P6TS2S:6< LT? A<QPS?L3N6STOU<?6.6T 9 *C Y/T=3S2S:6O@8< DT3S2S:6< 9 *C *Q<.6<22< Y<XLPNO862;< LT? C<P6T\N\2U<?6.6T 14% 10% 5% 21% Grafik: Monkey

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