zm113 Nr. 06, 16.03.2023, (467) ZAHNMEDIZIN | 69 gänzen. Die Computertomografie (CT) sollte wegen der Strahlenbelastung bei weichteiligen vaskulären Anomalien nicht standardmäßig angewandt werden [Sadick et al., 2018]. Bei Läsionen, die intraossär liegen, weist diese jedoch möglicherweise eine genauere Darstellung, gerade in Bezug auf den umliegenden Knochen, auf. Im Bereich der Stirn kann mittels CT eine exakte Abgrenzung der Raumforderung nach intrakraniell, zur Orbita und zum Sinus frontalis erfolgen [Isaac et al., 2018]. Ein weiterer Vorteil der CT liegt darin, dass bei ausgedehnten knöchernen Läsionen mit dem CTDatensatz eine Rekonstruktion mit einem patientenspezifischen Implantat (PSI) geplant werden kann. Als dritter Arm der apparativen Diagnostik steht die DSA zur Verfügung. Bei klinischem und radiologischem Verdacht auf eine intraossäre vaskuläre Anomalie sollte auf eine präoperative Biopsie aufgrund der Gefahr einer massiven Blutung verzichtet werden [Isaac et al., 2018]. Die Therapie einer vaskulären Anomalie sollte multidisziplinär erfolgen und richtet sich nach ihrer Art und Lokalisation. So sollten symptomatische vaskuläre Tumoren, die eine Wachstumstendenz zeigen, zeitnah behandelt werden, während für kleinere Malformationen auch ein abwartendes Verhalten infrage kommen kann [Kämmerer, 2018]. In jedem Fall ist bei schmerzhaften vaskulären Anomalien, bei stattgehabten Blutungen oder bei fazialen Konturdeformitäten eine Therapieindikation gegeben [Isaac et al., 2018]. Je nach Lokalisation kann im Kopf-Hals-Bereich eine neurochirurgische oder eine Hals-Nasen-Ohren-ärztliche Mitbehandlung erforderlich sein. Im Allgemeinen gibt es für die Therapie vaskulärer Anomalien verschiedene Optionen: Interventionell im Sinne einer Okklusion speisender Gefäße im Rahmen einer DSA mittels embolisierender und sklerosierender Substanzen, chirurgisch oder kombiniert interventionell-chirurgisch. Hämangiome im Kindesalter können im Rahmen eines Heilversuchs häufig erfolgreich mit Betablockern behandelt werden, wobei jedoch die fehlende Zulassung dieser Medikamente für das Krankheitsbild beachtet werden muss [Sebaratnam et al., 2021]. Bei intraossär liegenden vaskulären Anomalien scheint eine chirurgische En-bloc-Resektion die beste Möglichkeit bei geringster Rezidivgefahr darzustellen [Isaac et al., 2018]. Weiterhin kann im gleichen Eingriff eine Rekonstruktion, beispielsweise mit autologem Knochen oder einem PSI, durchgeführt werden. Hinzu kommt, dass Konturdeformitäten des Gesichts, wie im beschriebenen Fall, durch eine rein interventionelle Therapie meist nicht behoben werden können. Ein weiterer Vorteil einer chirurgischen Entfernung des Befunds ist, dass nur so eine vollständige histopathologische Aufarbeitung und damit die Sicherung der Verdachtsdiagnose erfolgen kann. Ein kombiniert interventionell-chirurgisches Vorgehen mit präoperativem Verschluss eines zuführenden Gefäßes kann bei „high-flow“-Läsionen die perioperative Blutungsgefahr signifikant mindern [Isaac et al., 2018; Konior et al., 1999]. Abb. 7: Situs nach Bügelschnitt und Entfernung einer äußeren kortikalen Knochenschicht Foto: Axel Mayer Abb. 8: Situs nach Entfernung der Raumforderung: Eine Verbindung nach intrakraniell ist nicht aufgetreten. Foto: Axel Mayer Abb. 9: Situs nach Deckung des Defekts: Der Defekt wurde mit einem Tabula-externaTransplantat vom Os parietale verschlossen. Foto: Axel Mayer FAZIT FÜR DIE PRAXIS Hämangiome sind definiert als proliferierende vaskuläre Anomalien und sollten von vaskulären Malformationen, die eine anlagebedingte Fehlbildung darstellen, unterschieden werden. Die Sonografie ist sowohl für die Diagnostik einer vaskulären Anomalie als auch für die Therapieentscheidung von außerordentlicher Bedeutung. Je nach Art, Ausdehnung und Lokalisation reichen die therapeutischen Möglichkeiten von einer medikamentösen Therapie über Laser- und Lichttherapie, Sklerosierung oder Embolisation bis hin zur vollständigen chirurgischen Entfernung des Befunds.
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