Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 7

38 | GESELLSCHAFT KONFERENZ HILFSORGANISATIONEN DER BUNDESZAHNÄRZTEKAMMER Nachhaltig agieren im Hilfseinsatz Auf der IDS lud die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) – endlich wieder in Präsenz – zur Konferenz der Hilfsorganisationen. Beim Austausch stand die Frage im Mittelpunkt, wie Nachhaltigkeit bei den Einsätzen gelingen kann. Nachhaltig agieren im Hilfseinsatz – das bedeutet, lokale Strukturen stärken, die Ausbildung von Fachkräften vor Ort anleiten, den Nachwuchs fördern, bewusst mit den Ressourcen umgehen und vor allem das Bewusstsein für Prävention weitergeben. Denn die „nachhaltigste“ Zahnmedizin ist die, die nicht stattfinden muss. So weit, so bekannt. Doch die Probleme werden nicht kleiner, im Gegenteil – „die Krisen und Herausforderungen sind größer geworden als noch vor zehn Jahren“, analysierte Dr. Karsten Heegewaldt, Vorstandsreferent der BZÄK für Soziale Aufgaben und die Hilfsorganisationen, beim Auftakt der Konferenz die Situation. „Die massiven Veränderungen infolge des Klimawandels mit den Naturkatastrophen haben weitreichende Folgen, vor allem für die Länder des Globalen Südens. Das stellt uns vor immense Herausforderungen. Ein Aspekt ist daher die Frage nach der Nachhaltigkeit von Hilfseinsätzen, beziehungsweise ob und wie diese erreichbar ist. Wir wollen die Nachhaltigkeit in der lokalen Gesundheitsversorgung als Ganzes betrachten.“ Die WHO hatte Ende 2022 eine Studie veröffentlicht, wonach die Hälfte der Weltbevölkerung mundgesundheitliche Probleme aufweist. Drei von vier Betroffenen leben in Ländern mit mittlerem oder niedrigem Einkommen. „Es gibt also eine hohe Prävalenz in der ärmeren Bevölkerung!“, konstatierte Heegewaldt. „Sie helfen, das Privilegiengefälle zu überwinden“ Für das vielseitige Engagement, das Zahnärztinnen und Zahnärzte neben dem Berufs- und Familienleben aufbringen, für das Geld und die Mittel, dankte stellvertretend der Präsident der BZÄK, Prof. Dr. Christoph Benz: „Sie helfen Menschen, die sich nicht selbst helfen können, das globale Zusammenleben besser und lebenswerter zu gestalten und das globale Reichtumsund Privilegiengefälle zu überwinden. Wer sich ehrenamtlich engagiert, macht einen Unterschied!“ Benz dachte auch an alle Helfer und Helferinnen in der zweiten Reihe, „die nicht selbst aktiv helfen, aber uns helfen zu helfen – siehe die Spendenbereitschaft an das Hilfswerk Deutscher Zahnärzte für die Flutkatastrophe, den Ukraine-Krieg oder die Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien.“ „Die Helfer nehmen innerhalb unserer Dentalfamilie einen ganz besonderen Platz ein. Sie erinnern uns an den medizinisch-menschlichen Aspekt der Branche. Die IDS wäre ohne deren Teilnahme nicht vollständig. Sie eröffnen Menschen Zugang zur zahnmedizinischen Versorgung, die sie sich oft selbst nicht leisten können“, ergänzte Mark Stephen Pace, Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Dental-Industrie und Mitveranstalter der IDS. Und per Videobotschaft erinnerte Niels Annen (MdB, SPD), Parlamentarischer Staatssekretär der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, daran, dass immer noch die Hälfte aller Menschen ohne ausreichende und bezahlbare Gesundheitsversorgung lebt. „Dazu kommen die Bedrohungen der Gesundheit durch den Klimawandel: einseitige Ernährung, unsauberes Trinkwasser und mangelnde Hygiene.“ Nötig wäre eine „Planetary Health Education“ In ihrem Vortrag „Gesundheit in der (Klima-)Krise“ erklärte Dr. Sabine Baunach von der Universität Bayreuth den Ansatz der Planetary Health Education – und dass diese bereits in die medizinische Ausbildung gehöre. Denn: „Unsere Gesundheit hängt unmittelbar mit der des Planeten zusammen. Der Klimawandel wirkt sich inzwischen auf alle Gesundheitsbereiche im Körper aus – sei es durch Infektionen, Allergien, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hitzeauswirkungen und letztendlich auch durch indirekte Faktoren wie die Zerstörung der Infrastruktur durch Naturkatastrophen, was den Zugang zur Versorgung erschwert, Hunger, Armut und Migration.“ Es gehe im Kern darum, die dynamischen und die systemischen Beziehungen zwischen globalen Umweltveränderungen, deren Auswirkungen auf natürliche Systeme und den Auswirkungen von Veränderungen dieser Systeme auf die Gesundheit und das Wohlergehen des Menschen auf mehreren Ebenen zu verstehen. Baunach machte deutlich, dass die Klimakrise „längst ein medizinischer Notfall ist“. Dabei arbeitete sie einen Widerspruch heraus: „Eigentlich ist die Weltbevölkerung so gesund wie nie zuvor. Allerdings ist diese Errungenschaft auf dem Rücken des Planeten ausgetragen worden“ – vor allem aufgrund der hohen Beanspruchung der Energieressourcen und der Treibhausgase, die dabei entstehen. „Der Medizinsektor zm113 Nr. 07, 01.04.2023, (532) Dr. Karsten Heegewaldt, Vorstandsreferent der BZÄK für Soziale Aufgaben und die Hilfsorganisationen Foto: BZÄK_Irmler

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