Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 7

ZAHNMEDIZIN | 53 Man benötigt kein mehrjähriges Training, sondern nach wenigen Wochen hat man sich die entsprechende Expertise angeeignet. 18 Patienten haben sie bislang mit dem neuen Assistenzsystem operiert [Anm. d. Red.: Stand 24. Februar 2023]. Was für Erfahrungen haben Sie gemacht? Tatsächlich verliefen alle OPs bisher sehr positiv. Das heißt nicht, dass dies bei den nächsten 100 Operationen auch so sein wird. Eine Thrombose – die Bildung von Blutgerinnseln – ist die Hauptkomplikation in der Mikrochirurgie. Der Roboter operiert den Patienten, der Chirurg sitzt in einiger Distanz daneben. Wie fühlt sich das „neue“ Operieren für Sie an? Es gibt natürlich einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin, der oder die am Patienten tätig ist, genau dort, wo der Roboter tätig ist. Dieser Mitarbeiter oder diese Mitarbeiterin assistiert, sie oder er übernimmt zum Beispiel das Abschneiden der Fäden. Der Chirurg selbst ist tatsächlich etwas entfernt vom Operationstisch. Aber dies ist eher von Vorteil. Ich habe zum Beispiel eine deutlich bessere Haltung. Und über das Mikroskop habe ich auch nicht so einen guten Überblick, sondern nur ein eher kleines Sichtfeld, anders als über dem Exoskop. Und mit der 3-D-Brille bekommt man eine sehr gute Visualisierung. Es fühlt sich ein bisschen so an, als würde man bei der NASA arbeiten (lacht). Wo hat das Robotersystem seine Grenzen? Ich denke, im Halben-Millimeter-Bereich gibt es noch eine Grenze. Im Moment nutzen wir den mikrochirurgischen Roboter lediglich, um Verfahren durchzuführen, die wir schon seit Jahrzehnten ohne Assistenzsystem durchführen. Unser Ziel ist aber, dass man letztlich Lappenplastiken generiert, die noch kleinere Gefäße aufweisen. Gut anwendbar wäre das robotische System zum Beispiel bei zarten Säuglingen, die aufgrund einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte operiert werden müssen. Lassen Sie uns zum Schluss einen Blick in die Zukunft werfen. Wie wird sich die Zahnmedizin durch KI und Assistenzsysteme wohl verändern? Die Grundprinzipien werden sich nicht verändern. Die Wundheilung zum Beispiel werden wir nicht vereinfachen oder besser machen können, da braucht der Körper einfach seine Zeit. Aber ich denke, wir werden weitere Unterstützung durch Assistenzsysteme bekommen. Ich vergleiche diese Assistenzsysteme immer gerne mit einem Navigationsgerät im Auto. Sie hatten früher lediglich eine Landkarte im Auto und natürlich sind Sie damit auch an den Ort ihrer Wünsche gekommen. Aber mit einem Navigationssystem gelingt es Ihnen, sicherer dorthin zu kommen, das heißt mit einer höheren Genauigkeit, vielleicht sogar schneller. Und diese Assistenzsysteme sind ja auch keine Neuheit in der Zahnmedizin oder der MKG. Es gibt eigentlich kaum noch einen Eingriff, der nicht digital geplant ist. Jetzt geht es halt noch einen Schritt weiter, indem die digitale Planung mit einer augmentativen Maßnahme sicher umgesetzt wird. Der geniale Operateur kann es vielleicht auch ohne, aber ein Assistenzsystem ist einfach genauer. Das kostet natürlich alles auch eine Menge Geld – der mikrochirurgische Roboter kostet etwa 1 Million Euro – aber je häufiger dieses System eingesetzt wird, desto eher lohnt sich die Anschaffung. Das Interview führte Navina Bengs. zm113 Nr. 07, 01.04.2023, (547) Prof. Jörg Wiltfang, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel Foto: UKSH JETZT PATIENTEN BINDEN! linudent.de/portal Digitales Praxismanagement. Wir installieren Zukunft. LinuDent Patientenportal – Kommunizieren Sie effizient! HELLO TOMORROW.

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