Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 8

ZAHNMEDIZIN | 27 erhöhen wird. Somit ist davon auszugehen, dass auch die Zahnmedizin mit einer weiteren Häufung der Diabetesassoziierten stomatognathen Pathologien und der direkten Auswirkungen auf die Lebensqualität der betroffenen Patienten zu rechnen hat. Methode und Ergebnis Eine iranische Arbeitsgruppe um Homagarani und Kollegen hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, die Auswirkungen von Diabetes mellitus auf die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität unter Einschluss der vorhandenen Literatur systematisch zu bewerten. Von initial 237 identifizierten Studien wurde anhand von elf final inkludierten Arbeiten (acht Querschnittsstudien und drei Fall-KontrollStudien) eine systematische Literaturanalyse und anhand von drei Artikeln (jeweils Fall-Kontroll-Studien) eine Metaanalyse durchgeführt. Die Metaanalyse der drei Fall-KontrollStudien ergab keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen Diabetes mellitus und mundgesundheitsbezogener Lebensqualität. Bei den acht Querschnittsstudien zeigte sich ein uneinheitliches Bild: In fünf Studien wurde kein Zusammenhang zwischen Diabetes mellitus und der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität beobachtet, während drei Querschnittsstudien einen Einfluss zeigten. Allerdings wiesen fünf Studien einen starken Einfluss von Diabetes mellitus auf die drei Bereiche Funktionseinschränkungen, psychische Beschwerden und körperliche Schmerzen nach. Daher schlagen die Autoren vor, dass Ärzte und Zahnärzte diesen Bereichen mehr Aufmerksamkeit schenken sollten. Mit anderen Worten: Die Anamnese bei Diabetikern sollte spezielle Fragen nach der Ernährung, nach Kauproblemen, Schmerzen, wunden Stellen und sonstigen Beeinträchtigungen der Lebensqualität im oralen Bereich beinhalten. Diskussion Insgesamt könnte der signifikante Unterschied in der Bewertung eines möglichen Zusammenhangs von Diabetes mellitus und mundgesundheitsbezogener Lebensqualität zwischen den eingeschlossenen Studien auf die Berücksichtigung unterschiedlicher Parameter oder auf unterschiedliche inkludierte Populationen zurückzuführen sein. Ein weiterer möglicher Grund für den fehlenden Zusammenhang zwischen einer Beeinträchtigung der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität und Diabetes ist, dass bei den betrachteten Diabetikern – sie waren zuvor an Krankenhäuser und Kliniken überwiesen worden – anderen Aspekten der persönlichen Gesundheit mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Schließlich basierten die Ergebnisse hauptsächlich auf Fragebogenevaluationen und die Patienten waren nicht klinisch untersucht worden. Schlussfolgerung In Zusammenfassung der inkludierten Literatur scheint der Diabetes mellitus keinen statistisch signifikanten Zusammenhang mit der generellen mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität zu haben. Nichtsdestotrotz dürften Diabeteskomplikationen wie Xerostomie und Parodontalprobleme das Wohlbefinden zumindest mittelbar beeinträchtigen, auch wenn das den PatientInnen möglicherweise nicht bewusst ist. Zahnärzte können daher eine wesentliche Rolle bei der Sensibilisierung von Diabetikern für diese Probleme spielen und die Lebensqualität der betroffenen PatientInnen verbessern. Originalpublikation: Homagarani YM, Adlparvar K, Teimuri S, Tarrahi MJ, Nilchian F: The effect of diabetes mellitus on oral health-related quality of life: a systematic review and meta-analysis study. Front. Public Health. 2023. 11:1112008. doi: 10.3389/fpubh.2023.1112008. zm113 Nr. 08, 16.04.2023, (651) Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer Leitender Oberarzt/ Stellvertr. Klinikdirektor Klinik und Poliklinik für MKG-Chirurgie und Plastische Operationen, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Augustusplatz 3, 55131 Mainz Foto: Kämmerer AUS DER WISSENSCHAFT In dieser Rubrik berichten die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats der zm regelmäßig über interessante wissenschaftliche Studien und aktuelle Fragestellungen aus der nationalen und internationalen Forschung. Die wissenschaftliche Beirat der zm besteht aus folgenden Mitgliedern: Univ.-Prof. Dr. Elmar Hellwig, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Univ.-Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen, Universität Bonn Univ.-Prof. Dr. Florian Beuer, Charité – Universitätsmedizin Berlin Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, Universitätsmedizin Mainz

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