30 | TITEL INTELLIGENTE SPRACHMODELLE IN DER ZAHNMEDIZIN Besteht ChatGPT den Praxistest? Martha Büttner, Falk Schwendicke Die Künstliche Intelligenz ist längst in der Zahnmedizin angekommen – zunächst unscheinbar in der Software von digitalen Bildgebungs- und Planungs-Apps, dann auch erkennbar „intelligent“ in Diagnoseunterstützungsprogrammen wie der Früherkennung von Karies auf Röntgenbildern. Mit dem KI-Modell ChatGPT ist nun eine neue Technologie auf dem Markt, die auch für die Zahnmedizin interessant werden könnte. Bereits im Jahr 1950 entwickelte der britische Mathematiker und Kryptologe Alan Turing einen Imitationstest, mit dem man die Qualität einer Maschine mit Künstlicher Intelligenz auf einfache Weise prüfen konnte: Kann die Konversation mit einer Maschine nicht mehr von der mit einem Menschen unterschieden werden, kann von einer sehr hohen Qualität der KI ausgegangen werden [Turing, 1950]. In diesem Sinne überraschte das im November 2022 vorgestellte dialoggestützte Sprachmodell ChatGPT vielfach mit Auskünften, die nur schwer von menschlichen Antworten zu unterscheiden waren. Das traf auch für die Beantwortung medizinischer Fragestellungen zu, wie erste Analysen zeigten [Nov et al., 2023]. Schlagartig wurde deutlich, dass hier eine Technologie entsteht, die vielfältige Anwendungsbereiche auch in der Zahnmedizin erschließen könnte. Im Folgenden sprechen die (menschlichen) Autoren dieses Artikels mit ChatGPT und kommentieren diese Konversation. Anschließend werden sie die Technologie kritisch bewerten. Foto: FAMILY STOCK_adobe.stock.com zm113 Nr. 08, 16.04.2023, (624) MENSCH, ZAHNARZTPRAXIS UND MASCHINE Dank Künstlicher Intelligenz können Maschinen heute sehen, lesen, sprechen und zuhören. Auch in der Zahnmedizin. Aber wie schlau ist KI wirklich? Ob sie Zahnärzte und Patienten unterstützen oder sogar weiterbringen kann: Lesen Sie selbst! Besteht ChatGPT in der Zahnmedizin den Praxistest? Entsteht hier eine Technologie, die ihre Anwendung auch in der Zahnmedizin finden könnte? Prof. Dr. Falk Schwendicke und Zahnärztin Martha Büttner von der Berliner Charité haben den Chatbot interviewt. (Seite 30) ChatGPT funktioniert teilweise wie das menschliche Gehirn. Wird es in absehbarer Zeit also möglich sein, Maschinen menschenähnliche Intelligenz beizubringen? Wir haben den KI-Experten Martin Schrimpf vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) gefragt. (Seite 38) „Der Einsatz von KI muss menschliche Entfaltung erweitern und darf sie nicht vermindern.“ Der Deutsche Ethikrat hat das Verhältnis von Mensch und Maschine entlang der Begriffe Intelligenz, Vernunft, Handlung und Verantwortung neu bewertet. (Seite 40) 2021 ersetzte der soziale Roboter „Prepper“ zwei Wochen lang das Personal am Empfang einer Würzburger Zahnarztpraxis. Wie gerade ältere Patienten auf „Prepper“ reagierten, überraschte auch den Inhaber. (Seite 42)
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