| 65 vom 14. auf den 15. Februar rutschte der Software hingegen durch. Das Asteroiden-artig erscheinende Objekt, das sich bei genauer Analyse als ein von einer durch Ausgasungen gebildeten Wolke umgebener Komet entpuppte, war Jahn erst bei der persönlichen Sichtung der Bilder am 20. März aufgefallen. „Ich habe durch Zufall ganz am Rande einer Aufnahme einen hellen Punkt entdeckt, der bisher nicht identifiziert worden ist“, sagt er. Komet „Jahn“ ist alle sieben Jahre sichtbar Nachdem er einen befreundeten ProfiAstronomen zurate gezogen hatte, war er sicher und informierte das Central Bureau for Astronomical Telegrams in den USA. Dort bestätigte man ihm, dass der Himmelskörper mit der Sichtungsnummer „P/2023 C1“ bisher nicht beschrieben worden sei. Archivaufnahmen aus früheren Jahren und aktuelle Aufnahmen verschiedener Observatorien desselben Himmelsabschnitts passten zu Jahns Entdeckung und bestätigten so die Existenz des Jahn-Kometen, der als periodischer Schweifstern die Sonne auf einer geneigten Umlaufbahn zwischen den Planeten Mars und Jupiter umkreist. Der Komet ist etwa so weit von der Erde entfernt wie die Sonne und hat einen Durchmesser von ein bis zwei Kilometern. In sieben Jahren soll er wieder am Himmel zu sehen sein. Bis dahin hat Jahn noch viel vor: Er würde „schon gern“ noch einen weiteren unbekannten Kometen entdecken. „Am besten wäre natürlich einer, der mit bloßem Auge sichtbar ist“ – auch wenn Jahn weiß, dass die Wahrscheinlichkeit dafür verschwindend gering ist. „Aber immerhin noch größer als ein Sechser im Lotto“, sagt er. „Vielleicht so groß wie die Chance auf einen Fünfer im Lotto.“ Als „Lotterielos aller Amateurastronomen“ investiert Jahn etwa ein bis zwei Stunden täglich in sein Hobby. Die Zeit nimmt er sich. Seit er den Praxisbetrieb stark reduziert hat, ist das kein Problem. Mittlerweile arbeitet er ohne Assistenz, die Sprechzeiten betragen nur noch drei Stunden pro Wochentag. Ungezählte Stunden optimierte der Zahnarzt in den vergangenen Jahren seine Steuerungssoftware. Programmieren entspanne ihn, sagt er und lacht, „auch wenn das für viele vielleicht schwer verständlich ist“. Überhaupt habe ihn immer eher der technisch-wissenschaftliche Teil der Astronomie interessiert. Dekorative Fotos (Jahn: „pretty pictures“) von Galaxien oder Sternhaufen sollen andere machen, das sei nichts für ihn. Jetzt sucht Jahn nach einem „Fünfer im Lotto“ Dann schon lieber die Suche nach einer Supernova – also jenem kurzzeitigen Aufleuchten massereicher Sterne, die am Ende ihrer Lebenszeit explodieren. Jahn überlegt, dazu eine „Mini-Himmelsüberwachung“ zu bauen, also ein Kamera-Array aus etwa zehn Digitalkameras, die zusammenmontiert und computergesteuert den Himmel abfotografieren. Vielleicht lasse sich so auch eine Nova, also ein Helligkeitsausbruch eines Weißen Zwergs finden. „Wer weiß“, sagt Jahn, „bis jetzt ist noch kein Stern auf mich registriert.“ mg zm113 Nr. 08, 16.04.2023, (659) Entdeckungsfernrohr mit 60 cm Durchmesser und 2 Meter Brennweite, Standort: Südfrankreich Entdeckungsaufnahme des Kometen., aufaddierte Aufnahmen mit vier Stunden gesamter Belichtungszeit Foto: Jahn
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