Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 8

GESELLSCHAFT | 79 nach Hilfe sein wird. Oder inwieweit an das dortige Gesundheitssystem angeknüpft werden kann. Unser Antrieb war, den Kriegsgeflüchteten mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu helfen. So bewarben wir uns um die Aufnahme in den nationalen Krisenstab und stellten unsere Expertise in der zahnmedizinischen Hilfe dar. Die Stuttgarter Hilfsorganisation STELP kam auf uns zu und bot uns den Kauf eines Rettungswagens an, mit dem Ziel, diesen in eine fahrbare Zahnstation umbauen zu lassen. Auch wir hatten in unserer Gründungsphase schon einmal eine solche Idee, hatten diese aber wegen der hohen Kosten in der Schublade verschwinden lassen müssen. Was für ein Glück – STELP finanzierte am Ende sogar den ganzen Umbau des Mobils. Und wir als Dental EMT besorgten die notwendige Ausstattung – Behandlungsstuhl, Kompressor, Absauganlage, Autoklav und alles andere zahnärztliche Equipment und Material. Christian Novoselac aus Ludwigsburg, ursprünglich gelernter Anlagenmechaniker, seit 13 Jahren Rettungssanitäter und bestens vertraut mit allen Arten von Rettungsfahrzeugen, suchte das passende Fahrzeug aus und führte sämtliche Umbauarbeiten in Eigenregieaus. Anfang März verluden wir am Startort in Bornheim kistenweise Instrumente, Hygieneartikel, Sterilisations- und Füllungsmaterial, das Zahnärzte und die Dentalindustrie gespendet hatten oder von uns gekauft worden war. Nun hatten wir eine fahrbare Praxis auf die Beine gestellt und waren ausgerüstet für alles, was auch in einer „festen“ Praxis für die Behandlungen gebraucht wird! Nur die Möglichkeit zu röntgen fehlt uns noch. Von Bornheim nach Krakau sind es 1.050 Kilometer und 14 Stunden Fahrzeit – bis hinter die schützenden Mauern eines Klosters. Die mobile Zahnstation steht seit der Ankunft sicher im Klostergarten, die Volontärinnen und Volontäre sind im Kloster selbst untergebracht und werden dort auch verpflegt. Die Schwestern kümmern sich schon lange um die Geflüchteten und konnten dadurch eine sehr gute Verbindung zu den Menschen aufbauen, beobachteten wir. Obdach im Klostergarten Als die Nachricht auf einem OnlinePortal veröffentlicht wurde, dass wir in Krakau bedürftige ukrainische Geflüchtete kostenlos behandeln, löste das einen Ansturm von Anfragen aus. Schon am Abend registrierten wir 500 Anmeldungen und am Ende des nächsten Tages mehr als 1.000. Das bedeutet eine Menge Arbeit. Unsere drei Zahnärzte vor Ort, Ingrid SchwabBecker, Alexandra Deutsch und Frank Herdach, bewahren die Ruhe und arbeiten nach Kräften. Christian, unser Mann für die Technik und alles andere, unterstützt, wo er kann, und die dominikanischen Schwestern sorgen für das leibliche Wohl. Besser geht’s nicht! Das angeschlagene polnische Gesundheitssystem, so wurde uns berichtet, ist mit den Geflüchteten völlig überlastet, in der Folge sind Termine erst nach Monaten zu bekommen. Wir hoffen also, mit unserem Einsatz die Situation ein wenig verbessern zu können. Das soll sich durch die Anschaffung eines portablen Röntgengeräts schon bald ändern. Soweit die Zeit und die Kapazitäten es zulassen, wird das Programm in Richtung Prophylaxe und Hygieneschulung in Kindergärten und Schulen erweitert. Aktuell laufen Gespräche über einen Umzug in ein Kloster, das näher an der ukrainischen Grenze liegt. Wir werden berichten. Wir brauchen dringend freiwillige Zahnärzte und zahnmedizinische Assistenzkräfte, damit das Projekt möglichst unterbrechungsfrei läuft. Einsätze ab einer Woche sind möglich. Eine Registrierung bei der polnischen Ärztekammer ist leider unumgänglich. Wir unterstützen dabei gerne, denn inzwischen wissen wir genau, welche Formalitäten nötig sind. Wer Lust hat, sich zu beteiligen, oder uns Sach- und Geldspenden zukommen lassen möchte, meldet sich unter: www.dental-emt.org oder info@dental-emt.org Jegliche Hilfe ist willkommen! zm113 Nr. 08, 16.04.2023, (673) Gruppenbild des Dental Emergency Teams und der Dominikaner-Schwestern im Kloster in Krakau Foto: Dental Emergency Team e.V. Nach einer Umbauzeit von zehn Monaten geht das Zahnmobil von Dental-EMT in Polen in Betrieb. Foto: Dental Emergency Team e.V.

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